26.08.2019

Vom Käseland ins Schoggiland

Der Ausserrhoder Tourismusdirektor wendet sich einer neuen Aufgabe zu. Er tut es nicht ohne Wehmut.

Von Karin Erni
aktualisiert am 03.11.2022
Urs Berger, Geschäftsführer der Appenzellerland Tourismus AG (Atag), verlässt Ende Monat die Organisation und wechselt zum Chocolarium in Flawil. «Nach elfeinhalb Jahren im selben Betrieb wird es Zeit für etwas Neues», sagt der 33-Jährige. Er wird beim neuen Arbeitgeber weiterhin im Geschäft mit Touristen tätig sein. Zu seinen Aufgaben gehört es, die neue Erlebniswelt, welche der Maestrani-Schokoladenproduktion angegliedert ist, im In- und Ausland möglichst gut zu verkaufen. «Ich wechsle jetzt auf die Seite der Leistungsträger. Das ist insofern einfacher, als ich ‹nur› mein Produkt verkaufen muss. Die Besucherzahlen werden unmissverständlich zeigen, ob ich meine Arbeit gut gemacht habe.» Beim Tourismus können immer auch andere Faktoren wie das Wetter oder die Währungssituation in das Ergebnis hineinspielen, sagt Urs Berger. Die Messbarkeit der Leistung habe ihm als Leiter der Atag manchmal gefehlt. Bei einer Tourismusorganisation sei man ein Motor, der alles am Laufen halte. Letztlich bleibe aber wenig Gestaltungsspielraum, denn man sei abhängig von den Leistungsträgern und ihren Angeboten. Wenn diese fehlen, werde es schwierig, so Berger. «Wir hätten uns beispielsweise dringend ein zusätzliches grosses Hotel im Kanton gewünscht.» Es habe innerhalb der Branche immer verschiedene Meinungen gegeben, in welche Richtung sie sich die Atag entwickeln müsse. Ideen hätten er und sein Team noch viele gehabt, doch letztlich seien die finanziellen Mittel begrenzt. Leidenschaft für den TourismusDass er etwas mit Tourismus machen wollte, war ihm schon früh klar. Während der Handelsschule habe er je ein Praktikum beim Verband Schweizer Kurhäuser und bei Appenzellerland Tourismus absolviert, sagt Berger. «Da wusste ich, das ist es!» Ein weiteres Praktikum bei Zürich Tourismus war dann aber weit weniger spannend. Glücklicherweise habe ihn Sandro Agosti, der damalige Geschäftsführer von Appenzellerland Tourismus, aus der Situation erlöst. «Er suchte jemanden als Leiter des Front Office auf der Geschäftsstelle Heiden.»2008 hat Urs Berger die Stelle angetreten und den Lehrgang zum Tourismusfachmann berufsbegleitend beendet. Am 1. Mai 2014 wurde er Geschäftsführer der Atag. Die Arbeit sei keinen Tag langweilig gewesen. «Darum bin ich so lange geblieben. Ich hatte in der Organisation immer neue Aufgaben, von der Gästebetreuung bis zur Buchhaltung, die ich zeitweise erledigte.» Ebenfalls geschätzt hat er den Kontakt zu den verschiedensten Berufsgruppen. «Vom Bauern bis zum Botschafter musste ich mit allen möglichen Leuten klar kommen.» Das Amt sei ein Riesenprivileg, habe aber auch Schattenseiten. Man sei eine öffentliche Person, stehe im Schaufenster und müsse stets zu allem eine Meinung haben. Er übergebe seinem Nachfolger eine gesunde und zeitgemäss aufgestellte Tourismusorganisation, der scheidende Geschäftsführer. «In meiner Amtszeit hat sich viel verändert. Instagram und Facebook waren am Anfang kein Thema. Hotelbuchungen erfolgten teilweise noch per Fax.» Ein bisschen Wehmut befalle ihn schon beim Gedanken, das Appenzellerland zu verlassen. Die manchmal etwas eigensinnigen Köpfe seien ihm in den Jahren ans Herz gewachsen, sagt Berger. «Als ich an der Fête des Vignerons unsere Chläuse zauren hörte, ist es mir trotz der Hitze kalt den Rücken hinuntergelaufen.» 

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