Jana Brunner, die St. Galler Nummer 14, war kürzlich beim Schweizer-Cup-Sechzehntelfinal zwischen dem FC Staad und dem FC St. Gallen 1879 eine der auffälligsten Spielerinnen auf dem Feld. Die 25-Jährige spielte in der Innenverteidigung überragend. Sie passte viele genaue Bälle, ging bei Eckbällen und Standards nach vorne und sicherte gegen hinten praktisch fehlerlos ab.
Die mit einer Körpergrösse von 179 Zentimetern grösste Spielerin im Kader begann ihre Karriere beim FC Altstätten. Im Juli 2016 kam sie mit der U19-Nationalmannschaft an der EM-Endrunde bis ins Halbfinale, wo das Team an Frankreich scheiterte. Für die Schweizer A-Nati bestritt Jana Brun-ner bisher 17 Länderspiele und stand auch im EM-Kader 2017 in den Niederlanden. Im gleichen Jahr wechselte sie zum FC Basel, wo sie bis im Juni 2021 blieb. Dann ging es für die junge Frau zurück in die Heimat, zum FC St. Gallen.
Jana, wie hat es sich angefühlt, wieder einmal im Bützel spielen zu können?
Jana Brunner: Für mich war es sehr schön, wieder einmal hier zu spielen. Zugleich war es speziell, nach einer so langen Zeit auf ehemalige Mitspielerinnen zu treffen, die noch immer zu meinem Kolleginnenkreis zählen.
Du wohnst mittlerweile in St. Gallen, bist aber in Altstätten aufgewachsen. Das ist deinem Dialekt immer noch anzuhören. Was verbindet dich sonst noch mit deinem Heimatort?
Ich bin auf dem Forst aufgewachsen und meine Eltern und die jüngere Schwester wohnen immer noch dort. An freien Tagen besuche ich sie gern, deshalb bin ich mit dem Rheintal noch immer stark verbunden.
Wie sieht dein normaler Tagesablauf aus?
Ich arbeite Vollzeit für die Future Champs Ostschweiz und den FC St. Gallen 1879. Dadurch bin ich jeden Tag gegen acht Uhr auf der Geschäftsstelle im Kybunpark. Gegen 18 Uhr fahre ich jeweils am Montag, Dienstag, Mittwoch und am Freitag direkt vom Kybunpark ins Espenmoos ins Training, das um 18.45 Uhr beginnt. Gegen 21.30 Uhr bin ich zu Hause, esse zusammen mit meinem Freund eine Kleinigkeit und erhole mich danach meist noch auf dem Sofa.
St. Gallen spielt in der Axa Women’s Super League. Seid ihr Profispielerinnen?
Nein. Wir Spielerinnen sind entweder alle berufstätig, in einer Ausbildung oder absolvieren ein Studium. Somit hat keine von uns einen Profistatus. Allerdings erhalten wir immer professionellere Trainingsbedingungen. Wir haben beispielsweise einen eigenen Kraftraum – und in jedem Training sind eigene Physiotherapeutinnen und Athletiktrainerinnen vor Ort.
Die Frauenequipe des FC St. Gallen liegt in der Tabelle aktuell auf dem achten Platz. Wie lautet euer Saisonziel?
Unser Ziel ist es, in der vorderen Hälfte der Tabelle mitspielen zu können. Der Fokus liegt aber vor allem darauf, dass wir uns individuell und als Team weiterentwickeln können.
Zuvor warst du beim FC Basel. Wie hast du die viereinhalb Jahre dort erlebt?
Ich hatte eine sehr interessante und tolle Zeit beim FC Basel. Zu Beginn war es natürlich eine grosse Umstellung: Ich war weg von der Heimat und dem gewohnten Umfeld, hatte sechs Trainings pro Woche, lernte eine neue Spielphilosophie und lebte als Halbprofi. Allerdings konnte ich mich schnell eingewöhnen und von Beginn weg fast alle Partien über 90 Minuten bestreiten. Ich liebe das Fussballspielen, und viel Spielzeit hatte für mich schon immer oberste Priorität.
Du hast 17 Länderspiele für die Schweizer Nati bestritten, das letzte 2019. Seither kamst du nicht mehr zum Einsatz. Woran liegt das?
Im November 2019 habe ich mir einen Teil des Kreuzbandes im linken Knie gerissen. Leider musste ich deswegen im September 2020 das Kreuzband operieren lassen. Anschliessend folgte eine lange Reha, bis ich im September 2021 erstmals wieder in einem Meisterschaftsspiel mitmachen konnte. Um für das Nationalteam spielen zu können, muss man fit sein und vor allem über einen langen Zeitraum im Verein Topleistungen abrufen können. Meine Prioritäten liegen aktuell darin, dass ich gesund und fit bin, um mich weiter zu verbessern und meiner Mannschaft auf dem Platz weiterhelfen kann.
Die Nationalmannschaft hat sich in einem Barrage-Krimi gegen Wales (2:1 nach Verlängerung) in letzter Minute für die WM 2023 qualifiziert. Hast du noch Kontakt mit den Nati-Spielerinnen?
Ja, mit einigen habe ich noch immer Kontakt. Allerdings sehe ich sie sehr selten, weil sie in anderen Clubs spielen. Ich traue dem Team viel zu und hoffe sehr, dass sie an diesem Turnier ihr volles Potenzial ausschöpfen können.
Der aktuelle Weltmeister im Frauenfussball ist die USA. Welches Team wird am 20. August im Stadium Australia in Sydney den WM-Pokal in die Höhe stemmen?
Ich denke, dass die Topnationen USA, England und Deutschland um den Titel kämpfen werden.