Patrick Spirig, Präsident der Ortsplanungskommission, begrüsste knapp 50 Diepoldsauerinnen und Diepoldsauer in der MZH Kirchenfeld: «Corona hat uns auch in der Ortsplanung eingebremst, das gab uns die Möglichkeit, das Thema Mobilität vertieft zu betrachten.»Die ursprüngliche Absicht sei es gewesen, das Verkehrskonzept von 2012 anzupassen, «aber wir haben sofort gemerkt, dass das nicht reicht», sagt Spirig, «es braucht eine gesamtheitliche Betrachtung von allen Ebenen der Mobilität.» Dafür wurden in fünf Bereichen Fachleute hinzugezogen, die mehrheitlich schon früher an Projekten in Diepoldsau mitgewirkt haben. Daraus entstand ein vom Büro ERR Raumplaner in St. Gallen verfasster 80-seitiger Bericht, in dem mögliche Entwicklungen skizziert werden. Er ist auf der Website der Gemeinde abrufbar. Autobahnverbindung soll Linderung schaffenDominik Bieli vom Ingenieurbüro Bieli hat bereits am Diepoldsauer Verkehrskonzept vor zehn Jahren mitgewirkt. Damals wie heute war der Durchgangsverkehr ein Problem, das allerdings nur von übergeordneten Stellen entschärft werden kann. Mit der aktuell angedachten Netzstrategie für den Raum Diepoldsau, Hohenems, Altach, Mäder, Kriessern (DHAMK) erkennt Bieli ein Leuchtturmprojekt, dessen zentrales Element eine Verbindung des schweizerischen und der österreichischen Nationalstrassennetzes ist. «So nahe waren wir noch nie an einer Lösung», sagt Patrick Spirig. Dabei spricht er allerdings von einem Zeitraum von 15 Jahren.Die Diepoldsauer Verkehrsplanerinnen und Verkehrsplaner haben auch die nähere Zukunft im Blick. Beim Verkehrskonzept vor zehn Jahren sei es nur um den motorisierten Individualverkehr gegangen, sagt Bieli. Zentrales Element war die konsequente Kategorisierung der Strassentypen sowie die Schaffung von Tempo-30-Zonen. Daran knüpft der aktuelle Bericht an, indem er ein paar weitere Tempo-30-Zonen vorsieht.In der Fragerunde kam zum Ausdruck, dass die Diepoldsauerinnen und Diepoldsauer unter dem hohen Verkehrsaufkommen in ihrem Dorf leiden. Die Kugelgasse, die Hohenemserstrasse und auch die alte Rheinbrücke sind neuralgische Punkte.Die Veränderung von einer autoorientierten Verkehrs- und Siedlungsplanung zu einer nachhaltigen und gesundheitsfördernden Mobilitätsentwicklung ist ein zentrales Anliegen des Planungsberichts; in der Einleitung steht: «Die Klimakrise diskutiert und wartet nicht.»Eine Möglichkeit zur Verlagerung des Verkehrs bietet der öffentliche Verkehr. Der ÖV sei ein wichtiger Standortfaktor einer Gemeinde, gerade wenn sie wie Diepoldsau nicht über einen Bahnanschluss verfüge, sagt Urs Heuberger von der asa AG (Arbeitsgruppe für Siedlungsplanung und Architektur). Aktuell ist Diepoldsau in Nähe zu den Haltestellen in der Güteklasse «mittelmässig», ab 300 Meter Distanz zur nächsten Haltestelle ist die Erschliessung «gering». Nach den Vorstellungen der Ortsplanungskommission soll Diepoldsau im Zentrum gut erschlossen sein.Wesentlich geht es ums Verdichten des Angebots. Hier bietet der Halbstundentakt zwischen St. Gallen und Sargans, der Ende 2024 eingeführt wird, neue Möglichkeiten. Derzeit verkehrt die RTB-Linie Heerbrugg – Diepoldsau – Hohenems viermal stündlich zu den Hauptzeiten (6, 7, 8, 12, 13, 17, 18 Uhr) und sonst dreimal. Das soll intensiviert werden, Fernziel ist ein 10-Minuten-Takt.Zudem sind Aussenverbindungen nach Schmitter (Letten) und ins Zentrum Rheinauen angedacht. Dafür wären Wendeplätze nötig.Eine Brücke für den Fuss- und VeloverkehrDie geplanten Änderungen für den Fuss- und Veloverkehr stellte Patrick Spirig vor. Wie alle Betrachtungen im Bericht fussen sie auf dem im letzten August veröffentlichten Agglomerationsprogramm Rheintal. Darin ist die Fuss- und Radverkehrsbrücke enthalten, die Widnau und Diepoldsau beim «Rohr» verbinden soll. Ansonsten soll das bereits feinmaschige Netz an Fuss- und Velowegen punktuell optimiert und sicherer gemacht werden. Im Fokus steht der Kurzstreckenbereich (zu Fuss bis 1, mit dem Velo bis 5, mit dem E-Bike bis 7 Kilometer). Hier bestünde ein grosses Potenzial zur Verlagerung, denn jede zweite Autofahrt in der Schweiz ist kürzer als 5 Kilometer. Wichtig sei auch die Anbindung ans regionale Netz, auch etwa an die geplante Velo-Schnellroute zwischen Mäder und Lustenau.Die Arbeit der Ortsplanerinnen und Ortsplaner lässt sich als Mobilitätsmanagement bezeichnen, darüber referierte am Donnerstag Daniel Schöbi. Messungen seien die Grundlage seiner Arbeit, das Ziel ist es, den Verkehr effizienter zu gestalten. Es gehe darum, Dienstleistungen zu schaffen, die zur Nutzung von ÖV, Velo oder auch Carsharing animieren soll. In diesem Bereich drifte der sonst gute Bericht ins Ungefähre ab, wendete ein Zuhörer ein: «Wir müssen vermehrt Instrumente wie Parkplatzbewirtschaftung anwenden, denn sonst nimmt der motorisierte Individualverkehr immer nur zu.»