12.09.2019

Voll im Wahlkampfmodus

Ständeratskandidaten, für dessen Nichtwahl es keine Gründe mehr gibt.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
An der Delegiertenversammlung der Kantonalpartei in Kobelwald sagte Präsident Walter Gartmann: «Unser lieber Herr Rechsteiner sollte mit 64 selbst einsehen, dass es Zeit wäre, aufzuhören.» Gemeint ist der seit 33 Jahren im Bundesparlament (seit 2011 im Ständerat) sitzende SP-Gewerkschafter Paul Rechsteiner.  Doch nicht nur die SP wird attackiert. Geradezu inbrünstig verteidigte Gartmann das umstrittene Apfelplakat, dessen Ziel er schon darum erreicht sieht, weil man nun über die SVP wieder rede. Der politischen Konkurrenz, auch der FDP, warf Gartmann vor, die SVP «ignorieren, totschweigen» zu wollen. Er sei nun seit zwölf Jahren im Kantonsrat und könne sich nicht erinnern, dass die FDP, die «durch die SVP erstarkt» sei, sich in irgendeiner Weise erkenntlich gezeigt hätte.Werbung in eigener SacheRoland Rino Büchel, laut Gartmann «der einzige bürgerliche Ständeratskandidat», war schon voll im Wahlkampfmodus und befand: «Wie würden alle anderen Parteien jubeln, hätten sie so einen Kandidaten», wie die SVP ihn hat – eben ihn, Roland Büchel, der seine Qualifikation mit seinen bisherigen beruflichen und politischen Tätigkeiten hinlänglich begründet sieht. Der Kandidat der SVP für den Ständerat (also er selbst) sei «alternativlos». Nachdem Mike Egger bei der Ständeratsersatzwahl im Frühjahr mit fadenscheinigen Begründungen abgelehnt worden sei, gebe es nun «keine Ausreden mehr». Die Wichtigkeit einer starken SVP-Vertretung im Parlament sieht Büchel schon darum, weil nur die SVP auf die Eigenständigkeit des Landes poche. Gelegen kam dem Oberrieter eine zwei Stunden zuvor in der «Tagesschau» verkündete Nachricht: Erstmals wurde einem Doppelbürger die Schweizer Staatsbürgerschaft entzogen, weil er für einen Ableger der Terrororganisation Al-Kaida Propaganda betrieben und zwei Kämpfer ins syrisch-irakische Kriegsgebiet geführt hatte. – Was Büchel als einen Erfolg seiner Partei und deren «aufrecht zu erhaltendem Druck» wertet.  Dass die SVP ihre Versammlung in Kobelwald durchführte, hat mit dem hier lebenden SVP-Urgestein Ernst Gächter zu tun, der diesen Anlass mustergültig organisiert hatte.  Der ehemalige Ortsparteipräsident ist zwar ein glühender Verfechter der Buslinie, die bis nach Kobelwald führt, blieb aber stumm, als Walter Gartmann zur Klimadiskussion meinte, wer von Kobelwald zum Bahnhof wolle, müsse fast das Auto nehmen. Alle würden nur vom Klima sprechen, fuhr der Kantonalpräsident fort, doch die SVP «zeigt nicht nur, dass es auch noch anderes gibt», sondern ebenso, dass ein höherer Benzinpreis eben nicht die Reichen träfe, sondern «die einfachen Büezer». Roman Ammann, in Kobelwald aufgewachsener Vizepräsident der Gastgebergemeinde, stellte den 120 Versammlungsteilnehmern humorvoll Oberriet mit seinen fünf Dörfern vor und meinte, Kobelwald als Versammlungsort sei wohl nicht zufällig gewählt worden. Die SVP könne sozusagen an einem Ort Kraft tanken, wo die Partei traditionsgemäss auf grosse Unterstützung zählen dürfe – und in diesem Sinn, aus Sicht der SVP, ist Roman Ammann sicher: An der Oberrieter Unterstützung bei den Wahlen «wird’s nicht fehlen».  Überhaupt war die SVP-Stärke im Rheintal erneut augenfällig. Sicher ein Drittel der Anwesenden stammte von hier. Kein Wunder, findet im Rheintal auch Jahr für Jahr die SVP-Kantonal-Jassmeisterschaft statt. Auch sie in Kobelwald.

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