12.07.2020

Vitzthum triumphiert am Bike-Engadiner

Der 25-jährige Simon Vitzthum gewinnt den dreitägigen Engadin Bike Giro, das erste Rennen nach vier Monaten Coronapause.

Von Yves Solenthaler, Silvaplana
aktualisiert am 03.11.2022
Nach bereits 150 Kilometern und 5000 Höhenmetern an drei Tagen stand den Mountainbikern noch der halbstündige Anstieg zum Suvretta-Pass, mit 2615 Metern der höchste Punkt des Engadin Bike Giro, bevor. Der 25-jährige Simon Vitzthum vom Team jb-Brunex Felt führte im Gesamtklassement, auf dem Weg zum Tagessieg war der Vorarlberger Daniel Geismayr enteilt – und dennoch nahm sich Vitzthum im technisch schwierigen oberen Teil einen Angriff vor: «Mit Lukas Flückiger, Thomas Litscher und Julian Schelb waren richtig gute Abfahrer in der Gruppe, mit denen ich abwärts höchstens mithalten kann. Die eine Sekunde Vorsprung wäre vielleicht auch weg gewesen, wenn ich innerhalb der Gruppe ins Ziel gekommen wäre.»Deshalb verschaffte sich Simon Vitzthum mit der Tempoverschärfung rund eine halbe Minute Vorsprung, die er in der langen Abfahrt problemlos verwaltete. Schliesslich knöpfte er Flückiger und Litscher auf der letzten Etappe je 36 Sekunden ab, Schelb lag drei weitere Atemzüge zurück.Vitzthum sah in 1. Etappe, dass er gewinnen kannIn einer Woche soll in Leukerbad der Swiss Bike Cup beginnen, in zwei Wochen sind im Aargau die Schweizer Meisterschaften geplant – allerdings gilt dort derzeit ein Versammlungsverbot für mehr als 100 Personen (pro Sektor). Wie es im Weltcup weitergeht, ist ungewiss (zurzeit sind nur zwei Rennen in Tschechien nicht abgesagt) – ebenso, was mit EM und WM geschieht. Deshalb liegt die Startmotivation von Vitzthum und auch dem 31-jährigen Thomas Litscher aus Thal auf der Hand: Es ist fraglich, wie viele Renngelegenheiten die Mountainbike-Cracks noch erhalten.Vitzthum bestritt den Bike Giro im Malojagebiet zum ersten Mal, Litscher war schon zum dritten Mal am Start, vor einem Jahr wurde er Zweiter. «In der 1. Etappe bekundete ich noch Mühe, danach wurde meine Form täglich besser», sagt Litscher, der sich den vierten Rang im Gesamtklassement sicherte. Der Thaler bestimmte am Samstag und am Sonntag zu Beginn das Tempo, Vitzthum sagt: «Der Marathon war deshalb intensiv wie ein Cross-Country-Rennen.» In beiden langen Etappen (71 und 64 km) unterboten die Spitzenfahrer die Marschtabelle deutlich – am Samstag trotz widrigen Bedingungen (Regen und 11˚ C in Silvaplana).Am Sonntag strahlte die Engadiner Sonne wieder, und mit ihr Simon Vitzthum. Er hatte schon im März in einem Etappenrennen in Spanien zwei Tagessiege geholt. «Deshalb fühlte ich schon etwas Druck – war allerdings nicht sicher, ob ich gegen die starke Konkurrenz etwas ausrichten kann.» Der Sieg in der ersten Etappe über 32 Kilometer «hat mir gezeigt, dass ich vorne mitmischen kann».Für Vitzthum ist der Gesamtsieg ein Meilenstein in seiner Karriere, Litscher ging das Etappenrennen als harte Vorbereitung an. Deshalb taktierte er nicht, sondern gab in beiden längeren Etappen das Tempo vor. Litscher fuhr den Giro im Schweizer Nationaltrikot statt in den Farben seines Teams KMC Orbea. Nationaltrainerin Bruno Diethelm war auch im Engadin. «Meine Betreuerin, Mechanikerin und Masseurin ist aber meine Freundin Marielle», sagt Thomas Litscher. Mit ihr bildet der WM-Dritte von 2017 ausserhalb des Weltcups ein kleines, aber eingespieltes Team.

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