Yves SolenthalerDienstag ist auf dem Freiluft-Oval in Zürich-Oerlikon Renntag. Seit letztem Jahr ist Simon Vitzthum dabei, seit dieser noch kurzen Saison gehört er gar zu den «angestellten Fahrern» in Zürich. Der Fahrer des Teams Bischibikes/kopierpapier.ch muss sich nicht anmelden zu den Rennen und erhält von den Organisatoren eine Startgage. Aber nicht nur deswegen ist er auf der legendären Rennbahn so oft dabei wie möglich: «500 bis 1000 Zuschauer sind immer hier», schwärmt Vitzthum, «es können aber bis zu 5000 sein, wenn im Rahmenprogramm noch eine spezielle Show stattfindet.»Am Dienstag nach Pfingsten liess er sich nicht nehmen, in Oerlikon anzutreten, obwohl er ein Wochenende mit fünf Renneinsätzen hinter sich hatte: Am Samstag gewann er das Nachtrennen in Hard vor Thomas Litscher. Am Sonntag und Montag war Vitzthum an einer 2-Bahnen-Tournee in Öschelbronn und Dudenhofen (Deutschland) im Einsatz.Mit fünftem Platz im Keirin gut eingerolltAuf der offenen Rennbahn fanden am Dienstag zuerst die Schweizer Meisterschaften im Keirin statt. «Wenn ich ohnehin in Oerlikon bin, fahre ich alle Rennen, obschon ich kein Sprinter bin.» Denn das aus Japan stammende Keirin ist eine Disziplin für Sprinter. Das Rennen lief aber überraschend gut, mit dem fünften Platz schnitt der Rheinecker bereits in diesem Wettbewerb über den Erwartungen ab.Das Ausscheidungsfahren, das danach folgte, erfordert vor allem taktisches Geschick: Nach jeder Runde fällt auf der 333 m langen Bahn der Letzte raus, entscheidend ist das Hinterrad. Rundengewinne zählen nicht, sehr wohl aber Rundenverluste.«Taktisch hatte ich bisher Mühe in den Ausscheidungsrennen», sagt Vitzthum. Wer von der Spitze aus fährt, verpufft viel Kraft, wer sich im Pulk bewegt, ist in nach jedem Umgang vom Ausscheiden bedroht.13 Fahrer sind in Zürich angetreten. Vitzthum verzichtete auf Tempoarbeit. Er fuhr nicht innen, dadurch verlängert sich zwar der Weg, aber er hat grösseren Spielraum, weil es in vielen Rennsituationen verboten ist, links zu überholen. Dabei ist es Vitzthum gelungen, den Rhythmus der Konkurrenten zu durchschauen: «Erstmals hatte ich im Ausscheidungsfahren das Gefühl, dass ich das Rennen lesen kann.»In der zweitletzten Runde überquerte er als Erster die Ziellinie. In der ersten Kurve der letzten Runde zog Vitzthum nach oben: «So nahm ich mehr Schwung mit als Jan Freuler und konnte ihn sicher hinter mir lassen. Im Ziel betrug die Differenz fast 40 Meter: «Das merkte ich aber nicht, mit 60 km/h schaue ich nicht mehr nach hinten.»Warten auf das erste MeistertrikotVitzthums erstes Meistertrikot – er hatte bisher an Schweizer Meisterschaften in mehreren Disziplinen fünfmal Silber und einmal Bronze gewonnen – ist von seinem Teamchef schon bestellt worden. Bis zum nächsten Dienstag in Oerlikon wird es allerdings noch nicht bereit sein. «Dann muss ich halt einmal in dem unförmigen ‹Sack› fahren, den ich erhalten habe.»Vitzthums bisherige Medaillen2018: Silber im Teamzeitfahren (Bahn). 2017: Silber im Cross Country U23. 2016: Silber im Radquer U23. 2013: Silber im Cross County U19. Silber im Radquer U19. 2012: Bronze im Bergzeitfahren (U19).