04.06.2021

Vieles funktioniert dank Freiwilligenarbeit

Jedes Jahr werden im Rheintal Tausende Stunden Freiwilligenarbeit geleistet – in Vereinen, Organisationen oder privat. Mit der Verleihung des Prix Benevol wird dieses Engagement gewürdigt.

Von Cécile Alge
aktualisiert am 03.11.2022
Karin Aerni, als Jurymitglied haben Sie keine leichte Aufgabe. Nach welchen Krite-rien bestimmen Sie die Gewinner?Karin Aerni: In der Tat hätten wohl alle Teilnehmenden einen Sieg verdient. Bei mir punkten u. a. jene, die es durch ihr Engagement schaffen, Kinder und Jugendliche zu motivieren, den Gemeinschaftssinn zu leben und sich zu bewegen und damit auch eine Alternative zum Handykonsum bieten.Aber auch sonst ist Vereins- und Freiwilligenarbeit wichtig.Auf jeden Fall. Sich zu engagieren, ohne einen materiellen Gegenwert zu bekommen, ist auf eine andere Weise «bereichernd». Ausserdem bereitet es Freude, macht Spass und ist für unsere Gesellschaft sehr wertvoll und nicht wegzudenken.Sie sprechen aus Erfahrung. Wo sind Sie aktiv?Ja – seit 35 Jahren bei verschiedenen Aufgaben in der Theatergruppe Rhybrugg, Diepoldsau-Schmitter. Früher habe ich auch in der Jungmütterrunde und im Turnverein mitgewirkt. Dabei ist die Vorbildfunktion der Eltern sehr wichtig – nun engagieren sich auch unsere drei Kinder gerne «freiwillig»!Harald Herrsche, Sie haben es einfacher als Karin Aerni. Sie haben nicht die Qual der Wahl, sondern stiften das Preisgeld. Der Verein «Die Rheintaler Ortsgemeinden» beteiligt sich wieder mit 18000 Franken am Prix-Benevol-Budget. Generös.Harald Herrsche: Bei uns hat Freiwilligenarbeit seit jeher einen sehr hohen Stellenwert. Darum ist unsere Meinung nach wie vor: Dass das grosse freiwillige Engagement auch mit einem Preis gewürdigt werden soll. Deshalb unterstützen wir diese gute Sache auch diesmal sehr gerne.Warum hat Freiwilligenarbeit bei den Ortsgemeinden einen hohen Stellenwert?Ortsgemeinden sind öffentliche Körperschaften, welche über kein Steuersubstrat verfügen, wie dies bei politischen oder Schulgemeinden der Fall ist. Das «Geld» muss bei uns anderweitig erwirtschaftet werden – sei dies mit Erträgen aus Pachtland, Baurechtszinsen, Liegenschaften usw. Wir füh-ren auch darum (schon seit vielen Jahren) das sogenannte «Gmoawäarch» durch. Hier stellen freiwillige Helferinnen und Helfer ihre Arbeitskraft für Aufgaben auf der Alp, im Rebberg oder anderswo zur Verfügung. Zu erwähnen sind hier ebenfalls die vielen Funktionäre, welche ihre Arbeit meistens ohne Entgelt oder für einen symbolischen Beitrag leisten. Darum hat Freiwilligenarbeit bei uns einen grossen ideellen Wert.Christine Arnold, der Verein Kultur am Chapf hat vor vier Jahren neben anderen Rheintaler Bewerbern den Prix Benevol gewonnen. Welche Bedeutung hatte der Preis?Christine Arnold: Wir haben uns einfach sehr gefreut und wurden durch den Preis ermutigt, weiterzumachen.Wirkt der Preis heute noch nach?Gut möglich. Wir sind ein noch sehr junger Verein, haben aber trotzdem den Eindruck, dass wir langsam auch ausserhalb wahrgenommen werden – vielleicht hat der Preis dazu beigetragen.Kaum wurde Ihr Verein bekannter, kam Corona.Ja, Corona hat uns natürlich ein Schnippchen geschlagen. Wir mussten das Programm komplett umstellen und auch Anlässe absagen – es war ein sehr ruhiges Jahr. Aber wir planen weiter. Für dieses Jahr haben wir ein kleineres Programm zusammengestellt. Wir werden erst nach den Sommerferien den ersten Anlass durchführen und hoffen, dass sich die Situation bis dann etwas entschärft. Sonst schauen wir zuversichtlich in die Zukunft.Was halten Sie persönlich von Freiwilligenarbeit?Sie ist Teil unserer Kultur. Dieser wird aber nicht immer genug gewürdigt.Esther Büchel, vor über 20 Jahren lancierten Sie das Kürbisbeizli als einmalige Sache – damals sammelten Sie Geld für den Nachbarsbuben, der an Krebs erkrankte und eine teure Strommatte brauchte. Dann machten Sie jahrelang weiter. Wie kam es dazu?Esther Büchel: Wir wurden immer wieder darauf angesprochen, wir sollen doch bitte weitermachen. Es gab mehrere Frauen, die mir angeboten haben, Kuchen zu backen, um mein Projekt zu unterstützen. Das habe ich gerne angenommen. Als in Lutzenberg ein Bauernhof beim Hochwasser abrutschte, haben wir entschieden, das Geld jener Familie zu spenden. Dann war für uns klar, dass wir weitermachen werden, denn es gibt immer Gründe, zu Spenden – und irgendwie gehörten wir doch schon fix zur Kilbi dazu.Eine willkommene und gefreute Sache also. Auf jeden Fall. Wir hatten immer sehr viel Spass an unserem Kürbisbeizli und den Leuten hat es auch sehr gut gefallen. Schön ist, dass ich dabei immer auch von meiner ganzen Familie unterstützt wurde – alle halfen überall mit. Beim Aufbau, beim Einrichten, beim Servieren usw.Letztes Jahr gab’s keine Kilbi und auch kein Kürbisbeizli. Sind Sie wieder dabei, wenn die Kilbi stattfinden kann. Unbedingt. Ich habe grosse Freude an diesem Engagement. Der schöne Moment ist jeweils dann, wenn ich die Spenden verteilen kann.Sie sind eine Person mit Herz, die gerne Gutes tut. Ein gutes Beispiel für Freiwilligenarbeit. Ich mache es wie gesagt aus Freude. Und weil ich überzeugt bin, dass ohne Freiwilligenarbeit vieles im Leben und in der Gesellschaft nicht so gut funktionieren würde. Ich bin auch aktives Mitglied im Turnverein und im Frauenverein – wenn immer Hilfe gebraucht wird, bin ich zur Stelle.

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