Der FC Widnau hat ein Datum in seiner Vereinsgeschichte, das wohl einst in Stein gemeisselt wird: der 20. August 2023. An diesem Tag gastierte der grosse FC St. Gallen auf der Aegeten, die für dieses Spiel zu einem schmucken Kleinstadion umgebaut wurde. 6350 Fans bescherten dem Cupspiel bei Kaiserwetter und Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke eine Stimmung, wie es sie im Rheintal seit Erfindung des Fussballs wohl noch nie gab.
Dass der Underdog mit einer 1:0-Führung in die Pause ging und sich letztlich den Profis nur mit 1:2 beugen musste, passte perfekt zum Rahmen. «Der FC Widnau kann stolz auf sich sein», sagt Co-Trainer Daniel Lüchinger. Damit meint er gleichermassen die Spieler wie auch die vielen Helferinnen und Helfer, die dem Spiel den «Das-werden-wir-noch-unseren-Enkeln-erzählen»-Moment verliehen.
Bestes Saisonspiel war das beim Tabellenführer
Trotz des historischen Cupspiels sagt Lüchinger: «Die Vorrunde verlief nicht nach Wunsch.» Das Team erlebte in diesem Herbst eine regelrechte Achterbahnfahrt. Nach drei Spielen standen erst zwei Punkte in der letzten Tabellenspalte. Dann fing sich das Team und blieb sieben Spiele ohne Niederlage, wobei es sogar fünf davon in Folge gewann. In den restlichen vier Spielen resultierte dann aber nur noch ein Punkt – beim 2:2 gegen Aufsteiger Tägerwilen. So überwintert Widnau auf dem sechsten Platz. Diese Klassierung sei gefährlich, gibt Lüchinger zu bedenken; für den Fall unter den Strich fehlen nur sechs Punkte. Diese muss der FCW auswärts holen.
Wir beginnen im März mit zwei Spielen im Kanton Zürich. Dort müssen wir punkten, sonst wird es unangenehm.
Ein stetes Thema war Widnaus eher dünne Personaldecke. «Mit Ilija Ivic, Cristian Navarro, Noah Thönig und Ceyhun Tüccar fehlten uns wichtige Spieler mehrere Spiele lang», sagt Lüchinger. Dazu kommen Samuel Thönig und Daniele Lamorte, die schon lange verletzt sind und schmerzlich vermisst werden. Der Kader wurde noch dünner, als auch noch Daniel Lässer und Stefano D’Amico für den Rest der Hinrunde ausfielen.
Dadurch ergaben sich aber auch neue Erkenntnisse: «Unser bestes Saisonspiel war das auswärts bei der SV Schaffhausen», sagt Lüchinger, «damals waren neun Stammspieler abwesend und bei uns waren mit Leo Hetzel und Philipp Herzog zwei 17-jährige Talente in der Startelf.» Jenes Spiel habe trotz Niederlage gezeigt, dass Widnau in der Lage sei, gegen jeden Gegner in der Liga – auch den so souveränen Leader – mitzuhalten.
Auer Emir Murati als erster Zuzug für die Rückrunde
Lüchinger bedauert die Ausfälle seiner vielen verletzten Spieler auch aus einem anderen Grund: «Der Konkurrenzkampf wird durch die vielen Absenzen geschwächt, dabei ist dieser ganz wichtig für die Entwicklung der Spieler», sagt er. Indes sind bereits drei Abgänge fix: Mit Stefano D’Amico (zum FC Montlingen), Torhüter Maximilian Lang (Bizau) und Lucas Barboza Maciel (zurück nach Brasilien) werden drei Spieler ihre Fussballschuhe in der Rückrunde nicht mehr auf der Aegeten schnüren. Und Timon Cabezas sowie Kevin Egbon, die zusammen 13 von 33 Widnauer Vorrundentoren erzielten (Cabezas sechs, Egbon sieben), rücken im Januar in die Rekrutenschule ein.
Klar sei, dass Widnau nicht mit einem Kader von 16 Spielern in die Rückrunde starten könne, sagt Lüchinger. Und: «Wir werden versuchen, uns punktuell zu verstärken. Aber nur Spieler verpflichten, damit wir Spieler verpflichtet haben, machen wir nicht. Wir schauen genau hin, ob der Spieler zu uns passt oder nicht.» Eine erste Verpflichtung ist unter Dach und Fach: Vom USV Eschen/Mauren kommt der 23-jährige Offensivallrounder Emir Murati, der im Nachwuchs bei Au-Berneck war.
Widnau startet bereits am 9. Januar in die Vorbereitung auf die Rückrunde. Lüchinger sagt:
Wir haben einige Testspiele eingebaut, damit jeder Spieler genug Einsatzzeit bekommt.
Es gibt auch Spiele gegen Oberklassige – beispielsweise gegen die Erstligisten Kreuzlingen, Balzers und Eschen/Mauren. Anfang März geht es dann für ein paar Tage in den Frühling, nach Alicante an der spanischen Costa Blanca. Kurz danach gilt es in Dübendorf ernst.