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Karate 01.05.2024

Viel Anklang: Neu bietet PluSport Rheintal auch Karate an

Nach Turnen, Schwimmen und Fussball bietet PluSport Menschen mit Beeinträchtigung nun eine weitere Sportart an: Karate. Und weil das neue Angebot so grossen Anklang findet, wird es nach zwei Schnuppertrainings weitergeführt. Leitende und Sportler sind begeistert.

Von Hansueli Steiger
aktualisiert am 08.05.2024

Montagabend, 18.30 Uhr, Karateschule Altstätten. Hört man nur hin, klingt es, wie man sich eine Karateschule vorstellt – mit Grüssen auf Japanisch wie «Ritsu-Rei» (Gruss im Stehen) oder «Za-Rei» (im Kniesitz) und japanischen Zahlen: «Ichi» (eins), «ni» (zwei), «san» (drei). Der Fall ist klar: Gestandene Karatekas beginnen ihre Trainingslektion. Oder nicht?

Sieht man dann auch hin, ist zu merken: Es ist kein Training, wie man es vermuten würde. Die Schüler sind keine Karateschüler, sondern Menschen mit Handicap, die in das neue Angebot von PluSport Rheintal hineinschnuppern.

Viele fröhliche und glückliche Gesichter

PluSport Rheintal ermöglicht beeinträchtigten Menschen Zugang zu Sport. Es geht um Freude und Bewegung. Zu den drei Sportarten im PluSport-Angebot soll eine vierte dazukommen: In Zusammenarbeit mit der Karateschule Altstätten wird «Karate PluS» lanciert. Neun Neugierige fanden sich am Montag vor einer Woche zum ersten Training ein, letzten Montag waren es bereits zehn, die dem faszinierenden Sport unter fachkundiger Anleitung frönten.

Betreut werden sie von Linda Hungerbühler, Alfred Schaub, Ewald Deissel und Hauptleiterin Pia Verardo. Sie sagt:

Es tut gut, die vielen fröhlichen Gesichter zu sehen. Ich freue mich riesig, dass Karate auf so viel Interesse stösst. Von Sensei Mislim Imeroski habe ich die volle Unterstützung, wofür ich dankbar bin.

Das Training ist so, dass alle im Rahmen ihrer Möglichkeiten gefördert werden. Es soll Spass machen.

Simone Michlig, Präsidentin von PluSport Rheintal: «Pia Verardo wurde an einer kantonalen Meisterschaft, wo sie als Coach tätig war, auf eine Kategorie für Menschen mit Handicap aufmerksam. Sie hat mich kontaktiert und so kam das Ganze ins Rollen.» Die positiven Effekte von Karate sollen allen zugänglich sein. Pia Verardo sagt:

Ein Mädchen zeigt beachtliche Fortschritte.» Im Training eins sei sie ganz verschlossen gewesen, habe sich nicht getraut, richtig mitzumachen. «In der zweiten Lektion hat sie enorm viel mehr Selbstvertrauen gezeigt.

Karate ist nicht nur Sport, es ist eine Lebensschule. Michlig lobt Verardo und ihr Team: «Sie haben eine Linie, zeigen aber doch viel Herzlichkeit.» Eine Herzlichkeit, die von den Schülerinnen und Schülern zurückkommt. Tom und Sophie sind begeistert: «Es ist so schön hier. Und wir können einen schönen Sport machen.» Auch die kleinste Karatekämpferin in der Halle, die quirlige Amy, lächelte während der ganzen Trainingsstunde. Alexander machte die Übungen gut und konzentriert mit, sagte: «Heute Abend werde ich sicher müde sein.» Cédric zeigte immer wieder mit «Daumen hoch» und einem Lachen, wie sehr ihm Karate gefällt.

Respekt ist im Karate das oberste Gebot

Die Lektionen werden abwechslungsreich gestaltet, Koordination und Beweglichkeitsförderung stehen im Zentrum. Geht eine Übung aus irgendwelchen Gründen nicht, geht sie nicht.

Wir haben keinen Leistungsdruck», ist sich das Leiterteam einig, «jeder Mensch hat unterschiedliche Fähigkeiten und Einschränkungen, darauf nehmen wir Rücksicht.

Und Michlig sprach einen weiteren wichtigen Aspekt an: «Das Training zeigt immer wieder, dass sich die Teilnehmenden gut verstehen und sich respektieren.» Respekt gegenüber anderen Menschen ist in der japanischen Kultur und so auch im Karatesport alleroberstes Gebot.

In seiner heutigen Form hat sich Karate vor allem auf den japanischen Ryukyu-Inseln, besonders auf der Hauptinsel Okinawa, entwickelt, und wurde von dort aus nach dem Zweiten Weltkrieg verbreitet. Die Wurzeln gehen weiter zurück – bereits im sechsten Jahrhundert sind chinesische Mönche in den Klöstern darin unterrichtet worden. Man spürte es nach der Schnupperstunde: Würde man die Gefühle von Schülern und Leitern in zwei japanischen Worten beschreiben, wären dies sicher «Netsui» und «Yorokobi» (Begeisterung und Freude).

Das Training wird weitergeführt und findet ab sofort jeden Montag (ausser in den Schulferienwochen) von 18.30 bis 19.30 Uhr in der Karateschule Altstätten im «Vitalis Sport» an der Rorschacherstrasse 43 in Lüchingen statt. Anmelden kann man sich bei Zahray Cabello unter karate@plusport-rheintal.ch.


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