03.04.2022

Video: Nach Corona kamen Bagger

Der grosse Traum Maria Leuteneggers ist für zweieinhalb Monate teilweise im Dreck versunken.

Von Gert Bruderer / Sara Burkhard
aktualisiert am 02.11.2022
Weniger dramatisch ausgedrückt: Die Baustelle vor ihrem Kafi hat eine erhebliche Schmälerung des Umsatzes zur Folge. Nach zwei Corona-Jahren und entsprechend grossen Umsatzeinbussen ist die Baustelle direkt vor dem Kafi ein neuer, zusätzlicher Nachteil. Diese Bauetappe dürfte sich bis Ende Mai erstrecken.Früh morgens wird auswärts geputztMaria Leutenegger stammt ursprünglich aus St. Gallen, lebt jedoch seit 42 Jahren im St. Galler Rheintal und seit 13 Jahren mit dem Ehemann in Berneck. Sie war 59, als sie im Februar 2019 «Marias Gwunderhöckli» an Balgachs Staatsstrasse eröffnete.[caption_left: Die Zufahrt zu «Marias Gwunderhöckli» ist wegen der Abschrankung und Baggern kaum zu sehen.]Nach langjährigem Wirken im Service, u. a. in Bernecks «Maienhalde» und in Kriesserns «Sonne», war die Zeit für einen Start als Wirtin reif. Zur Sicherheit geht sie von Anfang an einer Nebenbeschäftigung nach: Bevor das Kafi morgens um halb neun geöffnet wird, betätigt sich die Wirtin als Reinigungskraft, täglich von fünf bis acht.Als Entschädigung wegen Corona hat sie vom Staat 250 Franken erhalten – wenig mehr als nichts. Es ist Maria Leuten­eggers Pech, erst 2019 als Jungunternehmerin begonnen zu haben. Mit vom Staat gewünschten Zahlen über einen langen Zeitraum konnte sie nicht dienen.Die Bauarbeiter kommen stets zu dritt zum ZnüniAber Jammern? Nein. Maria Leu­tenegger lächelt. Sie denkt lieber positiv. Schon bald nach dem Ausbruch der Pandemie erwartete sie Gäste im geheizten Zelt. Nun ist sie froh, dass abends (auf Anmeldung) regelmässig Vereine vorbeischauen: Turnerinnen und Turner, der Rebbauverein, der Männerchor. Die Bauarbeiter seien nett und kämen stets zu dritt zum Znüni.Die Baustelle müsse halt sein, kommentiert Maria Leu­tenegger die länger dauernden Arbeiten vor ihrem Kafi. Seit Mitte März führt ein Graben anstelle des Gehsteigs zum Haus, die unscheinbare Zufahrt lässt sich kaum erkennen, die Abschrankung und Baufahrzeuge behindern die Sicht. Wer doch über die Hauptstrasse zum Kafi findet, muss später wahrscheinlich die Schuhe putzen. Der Weg hintenrum, vom westlich postierten Lichtsignal bis zum «Gwunderhöckli», sei den wenigsten bekannt. Die Zahl der Gäste, die per Velo kommen, hat stark abgenommen. Auch die Büezer, die zum Znüni kamen, fehlen teils.[caption_left: Maria Leutenegger lässt sich nicht unterkriegen. Trotz widriger Umstände versucht sie, das Leben positiv zu sehen.]Die Ampel kostet Zeit, verkürzt somit die ohnehin nicht lange Pause. Sie verstehe, wenn sich jemand anderswo verpflege, sagt die Wirtin.Umsatzrückgang «sicher um die Hälfte»Diesen Donnerstag, nach zehn Uhr, sassen sieben Gäste im Lokal. Das eher kleine Kafi wirkte recht belebt, der Eindruck täuscht. Maria Leutenegger sagt, «sehr ruhig» sei es gegenüber früher. Der Umsatzrückgang «beträgt sicher die Hälfte», im Extremfall schaut an einem Nachmittag vielleicht ein Gast vorbei.Den schon zuvor nicht umsatzstarken Dienstagnachmittag kann sich Maria Leutenegger künftig schenken. Wieder denkt sie positiv: Sie habe somit ein paar Stunden frei.

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.