Helfen und unterstützen. Das tun die meisten der etwa zwanzig Männer und Frauen, die am Mittwoch ins Pfarreiheim Oberriet kamen, schon seit einigen Wochen. Sie haben als Gastfamilie geflüchtete Menschen aus der Ukraine aufgenommen oder widmen sich ihnen in anderer Form. Guter Wille und Platz allein sind aber keine Garantie dafür, dass ein Engagement langfristig erfolgreich sein kann. Privatpersonen wollen auf die Behörden zählen. Umgekehrt wirkt das Sozialamt effektiver, wenn es Freiwillige einbezieht.Um Fragen zu beantworten und Verständnis füreinander zu wecken, organisierten die Sozialen Dienste Oberriet den Informationsanlass. «Wir möchten die Gastfamilien und Helfenden auch für unsere Arbeit sensibilisieren», sagte Leiterin Gabriela Hutter. «Wir müssen sauber und korrekt arbeiten, damit wir jeden einzelnen Fall beurteilen können.» Das entspreche der Fürsorgepflicht der Gemeinde gegenüber den geflüchteten Menschen und der Gesellschaft. «Es ist gut, dass man hilft», sagte Gabriela Hutter. Man müsse aber vorsorgen, damit es auch noch funktioniere, nachdem eine gewisse Ernüchterung eingetreten sei.Die Meinung, dass die Zusammenarbeit funktioniert, vertritt auch Bernadette Ebneter aus Montlingen. Sie und ihr Mann haben vor sechs Wochen eine ukrainische Frau und deren Tochter in ihren Haushalt aufgenommen. «Ich fühle mich von der Gemeinde getragen», sagte sie. «Bisher hat alles gut geklappt.» Gabriela Hutter bat die Anwesenden, möglichst schnell mit ihren Gästen beim Sozialamt vorzusprechen, damit alle Punkte des Verfahrens geklärt werden. «Wir sind froh um alles, was Sie uns zutragen», sagte sie. Jene Geflüchteten, die registriert sind und denen der Schutzstatus S für ein Jahr zugesprochen wurde, sind medizinisch grundversichert, dürfen sich frei bewegen und ihren Unterhalt selbst erarbeiten. Man sollte gewährleisten, dass alle privat gegen eine Haftpflicht versichert sind.Seelsorgeeinheit hilft den Sozialen DienstenPraktische Anregungen brachte unter anderen Martin Tschirren ein. Er hatte bereits Mitte März eine Bleibe für Geflüchtete gesucht. Der Montlinger wusste zum Beispiel, dass der Ausweis zum Status S nicht automatisch zugesandt wird, sondern im Migrationsamt persönlich zu beantragen ist.Die Gemeinde sucht Helfende, die Aufgenommene zu einem Behörden- oder Arztbesuch begleiten mögen. Auch sind Freiwillige willkommen, die zum Beispiel beim Zügeln helfen, sobald eine Familie eine Wohnung beziehen kann.[caption_left: Das Ehepaar Romankiv ist bereit, ukrainische Menschen auf einem Behördengang oder Arztbesuch zu begleiten. Es gibt Gabriela Hutter (Leiterin Soziale Dienste Oberriet, links) seine Kontaktdaten.]Die Seelsorgeeinheit Blattenberg setzt auch ihre Ressourcen ein. Sie stellt Räume bereit und vermittelt Kontakte zu Seelsorgenden, die orthodoxe Gottesdienste feiern und ukrainisch oder polnisch sprechen.Gabi Ceric ist Pfarreibeauftragte in Oberriet und Mitglied des Kriseninterventionsteams des Kantons St. Gallen. Sie hat Erfahrung in psychologischer Erster Hilfe und gab den Gastfamilien Tipps für das Zusammenleben mit den Geflüchteten. «Es ist wichtig, ihnen Freiraum zu bieten, damit sie ihren Alltag selbst bewältigen können», sagte Gabi Ceric. Nach der Flucht aus der Heimat fühlten sich viele von ihnen auch in der Schweiz noch hilflos oder ohnmächtig. «Wer handelt, erlangt neue Sicherheit, die sich auch auf ein Kind überträgt.»