Gestern war im Saal des Hotels Sonne Pelzfellmarkt. Die Handelsplattform für Jägerschaft, Fellhändler und Kürschner sowie Büchsenmacher und Outdoorbekleidungshändler hat im Oberrheintaler Marktstädtchen eine 220-jährige Tradition. Dass der Markt letztes Jahr wegen Corona nicht stattfinden durfte, war eine regelrechte Zäsur in der Altstätter Markthistorie. Dieses Jahr ist er einer von nur noch wenigen Märkten dieser Art. Nicht nur wegen Corona, weswegen einige abgesagt wurden: Es liegt nicht zuletzt am schwindenden Handelsvolumen.Auffuhr weit unter dem DurchschnittDie Auffuhr hängt zwar auch etwas vom Wetter ab. Füchse hätten in kalten Wintern ein besonders schönes Fell, bekommt man als Laie erklärt. Das sei mit ein Grund, weshalb am Altstätter Pelzfellmarkt mehr Appenzeller Füchse als solche aus dem Rheintal gehandelt würden. Die wenigen hundert Meter Höhenunterschied machten klimatisch eben bereits etwas aus. In den letzten 20 Jahren wurden teils um die 200 Fuchsfelle aufgeführt, nebst einigen Kaninchen, Mardern und einzelnen Dachsen. In Ausnahmejahren waren es über 450 Füchse. Gestern waren es 61.Die pandemischen Einschränkungen mögen dieses Jahr noch eine Rolle gespielt haben und selbst den einen oder anderen Jäger vom Besuch abgehalten haben. Dank 2G+ durfte man sich zwar im «Sonnen»-Saal ohne Maske zueinandersetzen, wie früher, als Corona im allgemeinen Verständnis noch eine Biermarke war. Am Eingang war aber halt ein Zertifikat nötig. Immerhin 200 Besucherinnen und Besucher wurden dennoch gezählt. Gewohnt ist man sich allerdings doppelt so viele.Mehr noch als an der allgemeinen Coronaüberdrüssigkeit dürfte der Pelzfellmarkt aber an einem Imageproblem leiden. Viele stehen der Jagd kritisch gegenüber. Dem Pelztragen sowieso. Dabei wäre es sinnvoll, die Felle der heimischen Füchse, die zur Bestandsregulierung geschossen werden, als Naturprodukt zu nutzen und wertzuschätzen, statt sie der Kehrichtverbrennung zuzuführen, findet Fredi Büchel, der den Markt zusammen mit anderen Rheintaler Jägern und der Altstätter Marktkommission organisiert. Die Nachfrage sei aber verschwindend klein, sagt der Flawiler Fellhändler Peter Hofstetter. Der internationale Handel sei sogar ganz zum Erliegen gekommen. Sein Lager sei deshalb auch noch voll mit Fellen aus den letzten Jahren. Eigentlich hätte er gar keinen Bedarf. Indem er den Jägern ihre Felle trotzdem abkaufe, wolle er auch einen Beitrag an den Erhalt des Marktplatzes leisten. Einen Fünfliber pro Fuchs bezahlte er den Jägern gestern, damit sie die Felle nicht grad für nichts da lassen mussten. Hofstetter erinnert sich an andere Zeiten: Als er 17-jährig ins Unternehmen seines Vaters einstieg, wurden Fuchsfelle noch für 75 Franken gehandelt. Das sei aber vor rund 40 Jahren gewesen.Und wenn’s wegen der Murmelisalbe istAuch Fredi Büchel liegt viel daran, dass der Pelzfellmarkt dem Rheintal erhalten bleibt. Nicht nur der Handelsplattform wegen. Vielen Jägern – und auch wenigen Jägerinnen – gilt er als Feiertag, für den sie sich wenigstens den halben Tag Zeit nehmen, um hier den Austausch mit Gleichgesinnten zu pflegen.Man kommt aber nicht nur deswegen an den Altstätter Pelzfellmarkt. Ein Händler aus dem Berner Oberland jedenfalls ist überzeugt, dass zumindest Einzelne allein seiner Murmeltiersalbe wegen hierher kommen.