27.05.2022

Video: Die Top Gun aus dem Rheintal

Ein Schnupf vor dem Abflug und Spitzname auf dem Overall – bevor heute die höchstgelegene zivile Airshow der Schweiz auf dem Hohen Kasten stattfindet, besuchten wir die Piloten des Fliegermuseums Altenrhein.

Von Cassandra Wüst
aktualisiert am 02.11.2022
Freitagmorgen, 8.30 Uhr, Flugplatz Altenrhein. Die Sonne steht schon hoch am Him­mel, und es weht ein laues Lüftchen. Schon von weitem sind Stimmen auf dem Vorplatz des Fliegermuseums zu hören. Es herrscht emsiges Treiben, denn die erste Auflage der «Airshow Hoher Kasten» steht kurz bevor. Zum ersten Mal nach rund 20 Jahren präsentiert das Fliegermuseum Altenrhein seine historischen Flugzeuge im Rheintal, ihrer Heimat. Die Flugshow, die in Zusammenarbeit mit dem «Hohen Kasten» stattfindet, ist die höchste zivile Flugshow der Schweiz. Zehn Vorführungen mit acht verschiedenen Flugzeugen sind am Freitag und heute Samstag auf dem Hohen Kasten vorgesehen. In Formations- und Solovorführungen, mit Oldtimern und modernen Flugzeugen, werden den Besuchern akrobatische Shows in der Luft gezeigt. Die Spannung, ob alles reibungslos klappt, liegt in der Luft. Aber noch grösser ist die Vorfreude, die man in den Gesichtern der Piloten sehen kann. Einer von ihnen ist Daniel Loher aus Rüthi. Spitznamen auf  Overalls gehören zur Tradition«Das Wetter ist gut», sagt Loher mit einem Blick auf sein Handy. Zusammen mit seinem dreiköpfigen Team, der Patrouille Papillon, wird er in gut anderthalb Stunden mit zwei Pilatus P3 in der Luft sein.[caption_left:Die Patrouille Papillon ist startklar: Teamleader Daniel Loher und Konrad Bolleter vor ihrer Maschine, einer Pilatus P3. (Bild: Cassandra Wüst)]Der gebürtige Oberrieter, der 2007 den Pilotenschein gemacht hat, ist seit zehn Jahren im Vorstand der Genossenschaft Fliegermuseum Altenrhein. «Fliegen ist für mich wie eine Therapie. Man setzt sich ins Flugzeug, hebt ab, schaltet alles andere aus und kommt wie ein anderer Mensch zurück», sagt Loher, während er durch die grosse Halle des Fliegermuseums in Richtung Aufenthaltsraum geht. Beim Anblick der herumstehenden Flugzeuge dürften die Herzen der Luftfahrtfans höher schlagen: historische Doppeldecker, verschiedene Pilatus-Modelle und der legendäre Hunter in Tigerbemalung stehen dort.[caption_left:Ein historischer Doppeldecker auf dem Flugfeld in Altenrhein. (Bild: Cassandra Wüst)]«Alles, was hier zu sehen ist, fliegt noch. Das ist einmalig in der Schweiz, wahrscheinlich in Europa», sagt Loher, der eine Sonnenbrille über die Stirn geschoben hat und einen roten Overall trägt. Sein Spitzname «Danilo» steht in Grossbuchstaben über seiner linken Brust. Es sei eine Tradition, dass jeder Pilot einen solchen erhalte, sagt er. Wie er zu seinem kam, verrät er nicht. Seit 20 Jahren gab es keine Flugshow in der RegionDas Fliegermuseum Altenrhein ist ein «fliegendes» Luftfahrtmuseum. Seine Aufgabe ist es, historische und moderne militärische sowie zivile Flugzeuge, die hauptsächlich mit der Schweizer Luftfahrt und insbesondere mit der Schweizer Luftwaffe in Verbindung stehen, flugfähig zu halten und in der Luft zu präsentieren. «Obwohl die Flugzeuge allesamt Oldtimer sind, ist es sicher, mit ihnen zu fliegen. Wir haben einen umfassenden Wartungsbetrieb vor Ort», sagt Loher. Die Piloten und ihre Flugzeuge sind an zahlreichen Flugschauen zu sehen. Die letzte Flugshow im Rheintal fand vor rund 20 Jahren statt. «Es ist toll, dass wir jetzt wieder in der Region fliegen können und die Oldtimer den Zuschauern auf dem Hohen Kasten hautnah und in Aktion präsentieren können», sagt Loher, bevor er die Tür zum Aufenthaltsraum öffnet. [caption_left:Konzentrierte Piloten beim Briefing der bevorstehenden Flüge. (Bild: Cassandra Wüst)]Dort herrscht bereits rege Betriebsamkeit. Die Piloten ha­ben sich hier zum Briefing versammelt. Die Atmosphäre ist entspannt, es wird gelacht und gescherzt. Im Allgemeinen herrscht eine sehr familiäre Stimmung unter den Mitgliedern. Bei der Begrüssung gibt es nebst einem Handklatsch auch eine Umarmung. «Wir sind wie eine grosse Familie», bestätigt Loher. Und bevor das eigentliche Briefing beginnt, folgt eine weitere Tradition: das Schnupfen. «Steiler isch geiler – Priis», ruft einer der Piloten, bevor die Anwesenden ihre linke Hand an die Nase führen. [caption_left:Gehört für die gestandenen Piloten dazu: Die Prise Schnupftabak vor dem Einsatz. (Bild: Cassandra Wüst)]Kurz vor dem Start, während die Bodencrew die Maschinen bereit macht, gehen die Piloten noch einmal ihre Route durch, klären die Wettersituation und beraten sich noch einmal mit dem Verantwortlichen vor Ort, damit alles reibungslos abläuft. Danach geht alles sehr schnell. Die Schwimmweste, für den Fall eines Absturzes in den See beim Start oder der Landung, wird angelegt und die Piloten gehen zu ihren Maschinen. Die Motoren brummen und die Propeller singen, als sie die Flugzeuge starten und auf die Startbahn rollen. Schneller, schneller bewegen sich die Räder über die Piste, bevor die beiden Pilatus P3 abheben und auf dem Weg zum Hohen Kasten am Horizont immer kleiner werden. Hinweis: Wetterbedingt wird die «Airshow Hoher Kasten» voraussichtlich ab etwa 14 Uhr geflogen. Update auf www.hoherkasten.ch/airshow[caption_left:Akrobatik in luftiger Höhe: Flugshow am Freitagnachmittag fürs Publikum auf dem Hohen Kasten. (Bild: Michel Canonica)]

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