10.09.2020

Video: Bauernmalerin Agnes Bischof-Dudli aus Diepoldsau - Bewahrerin der ländlichen Idylle

Sommerserie Urchigs Rhintl: Mit ihren urchigen Bildern spricht Agnes Bischof-Dudli nicht den Intellekt an, sondern das Herz.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Ist Bauernmalerei Kunst? Man könnte drüber wohl stundenlang streiten. Sicher ist: Möbelmalerei und Senntumsstreifen streben kaum die intellektuelle Auseinandersetzung mit ihnen an. Sie wollen vielmehr das Gemüt erfreuen, wollen Freude bereiten. Rund um den Säntis, im Toggenburg und im Appenzellerland, hat die Bauernmalerei eine Hochblüte entwickelt, und dies, wie es die Bezeichnung nahelegt, im bäuerlichen Umfeld. Agnes Bischof-Dudli hat sich bereits als junge Frau der Bauernmalerei mit Appenzeller und Toggenburger Motiven verschrieben und hat es dabei zu einiger Bekanntheit gebracht. Dabei ist sie weder Appenzellerin, noch Toggenburgerin. Sie stammt aus Rorschach und lebt seit bald 50 Jahren in Diepoldsau. Auch Bäuerin ist sie nicht, obwohl sie nicht ungern Bäuerin geworden wäre, wie sie selber sagt. Aber es kam anders. Sie machte eine Lehre als Fotografin und arbeitete auch ein paar Jahre als solche und später auch als Lithografin. 1973 heiratete sie. Im selben Jahr zog sie mit ihrem Mann nach Diepoldsau, wo die beiden dann eine Familie gründeten.Ausstellungen in den USA und am WeltwirtschaftsforumWie es oftmals geschieht, war es auch bei ihr ein Zufall, der sich dann auf ihr ganzes weiteres Leben auswirken sollte … Ihr Vater war Lehrer am Lehrerseminar in Rorschach. Eines Tages bekam dieser von einem Seminaristen einen Senntumsstreifen auf Karton geschenkt. Der jungen Agnes gefiel die urchige Malerei ungemein, so dass sie sich selbst an einem solchen Bild versuchen wollte.Schon diese ersten Versuche in der Bauernmalerei müssen beeindruckend gewesen sein. Jedenfalls bekam ein Freund ihres Vaters ihr erstes Bild zu Gesicht. Jener, ein Kunsthändler, war überzeugt, es verkaufen zu können – nach Amerika. Er bot ihr 300 Franken für das Bild. «Für eine Lehrtochter war das damals viel Geld», erzählt Agnes Bischof-Dudli. Der Mann verkaufte das Bild tatsächlich in die Vereinigten Staaten – und später gleich noch einige weitere mehr. Später kam es sogar zu einer Ausstellung in Amerika, in Nantucket, Massachusetts.Die Diepoldsauerin – wo sie schon so lange hier wohnt, wollen wir sie auch so bezeichnen, selbst wenn sie die typische Mundart der Tipilzouer und Schmitter nie angenommen hat – stellte aber auch in der Schweiz des öfteren aus: bereits in den 1970er Jahren an der Kantonsschule in Sargans und in der Kornhausgalerie in Rorschach, später auch in Zürich, Ascona, Morges und sogar am Weltwirtschaftsforum in Davos. 2013 hingen in vielen Rheintaler Wohnungen Bilder von Agnes Bischof-Dudli: Der Rheintaler Gasversorger Gravag hatte sie für den damaligen Jahreskalender aus­gewählt. Sie durfte auch schon Weihnachtskarten gestalten, unter anderem für das Uno-Kinderhilfswerk Unicef.Eine Ausstellung wäre auch dieses Jahr geplant gewesen, in Feldmeilen am Zürichsee. Wegen Corona musste sie aber abgesagt werden. Im Landgasthaus Neues Bild in Eggerstanden besteht aber (ebenso wie bei ihr zu Hause) seit längerem eine Dauerausstellung. Dort fanden sich sogar in diesem schwierigen Jahr Käufer: Romands, die im Appenzellerland Ferien machten, haben sich in ihre Bilder verliebt. Sonst seien es oftmals Heimwehappenzeller, die ihre Bilder kauften, sagt die Bauernmalerin. Oder Städter, die sich nach der ländlichen Idylle auf ihren Bilder sehnten.Ihr Haus ist auch Galerie für ihre Bauernmalerei: Agnes Bischof-Dudli hat in den letzten 50 Jahren wohl um die tausend Bilder gemalt.  Ein Hobby, aber eines, an das sie professionell herangehtTrotz ihres Erfolgs ist ihr die Bauernmalerei all die Jahre lediglich ein liebes Hobby geblieben, allerdings eines, an das sie mit einer professionellen Arbeitshaltung herangeht. In jedem Bild steckt enorm viel Arbeit. Wenn eine Freundin leichthin fragt, ob sie gerade wieder etwas «am möölele» sei, dann trifft sie das deshalb wie ein Nadelstich. «Es ist, wie wenn man einen Opernsänger fragt, ob er ein wenig am ‹jödele› sei», meint sie. Früher, als ihr Mann noch lebte, hat dieser ihr sogar oft die Hausarbeit abgenommen, damit sie malen konnte, so stolz war er auf ihre Bilder.In all den Jahren und auch heute noch malt Agnes Bischof-Dudli aber nur den Winter über. In der warmen Jahreszeit zieht es sie hinaus ins Grüne. Während Wanderungen macht sie Fotos, die ihr später als Vorlage für die Landschaften auf ihren Bildern dienen. Diese sind dann aber keine exakten Wiedergaben der Landschaften, sondern idealisierte, die eine bäuerliche Kultur spiegeln, die es so längst nicht mehr gibt oder höchstens noch an wenigen Tagen im Jahr gelebt wird. Die Bilder strahlen eine Romantik aus, die das Herz anspricht. Auch wenn sich Agnes Bischof-Dudli selbst nicht als urchig bezeichnen würde: Ihre Bilder wecken eine Sehnsucht nach einem einfachen, bodenständigen oder eben: urchigen Leben.Hinweis: Mehr zu Agnes Bischof-Dudli und ihren Bildern auf ihrer Homepage www.bauernmalerei-appenzell.ch.

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