16.10.2022

Verschandelung ist nun dezenter

Die weissen Ränder der Brunnen in Marbach und Rebstein sind nun grau. Behoben ist der Fehler damit nicht.

Die Meinung ist einhellig: Ganz so schlimm wie zuvor sehen die Brunnen nicht mehr aus. Die im letzten Herbst vorgenommene Beschichtung der Ränder ist aber nicht verschwunden, sondern bloss weniger auffällig.Die ehemalige Marbacher Gemeinderätin Irma Graf spricht von einem «Schandfleck» und von der «Zerstörung wertvollen Kulturgutes». Die Beschichtung vertrage sich keinesfalls mit einem Sandsteinbrunnen. Besonders stört sie, dass selbst schmiedeeiserne Teile beschichtet wurden; sie wirken nun «plastifiziert». Betroffen ist sowohl der Marper Dorfbrunnen an den Ecken des Wasserbeckens, als auch der Brunnen beim Museum Oberes Bad, wo Querverstrebungen ihres me­tallenen Charakters beraubt wurden.

Das Ergebnis ist «immer noch fremd»

Irma Graf ist Präsidentin der Marbacher Museumskommission und somit überdurchschnittlich an der Erhaltung und fachgerechten Pflege historischer Objekte interessiert. Nach der Gestaltung der Brunnenränder in auffallendem Weiss hatte sie die Bildung einer Arbeitsgruppe vorgeschlagen; sie fand aber kein Gehör.Ausser Graf sollen viele Leute Anstoss an der Veränderung der Brunnen genommen haben. Das bestätigt der Marbacher Ortsgemeindepräsident Walter Kobelt. «En Huufe Lüt» hätten geurteilt: «Nöd schö.» Kobelt sagt, er sei nicht vom Fach, und äussert sich deshalb zurückhaltend: Für das Auge sei die im letzten Jahr an den Brunnen vorgenommene Veränderung zwar etwas korrigiert worden, das Ergebnis sei aber «immer noch fremd».

[caption_left: Auch die Metallstäbe des Brunnens beim Oberen Bad wurden nicht verschont.]

Nach der vom Bauamt Rebstein-Marbach veranlassten Beschichtung der Brunnenränder im letzten Jahr waren sich die Gemeindeverantwortlichen in Marbach und Rebstein einig. Rebsteins Chef Andreas Eggenberger sprach von einem Fehler, der behoben werde, sein Marbacher Amtskollege Alexander Breu äusserte sich ähnlich. Es hiess: Nach Besprechungen mit verschiedenen Fachpersonen werde versucht, die Ränder so herzurichten, dass sie mit dem Äusseren der Brunnen zusammenpassen. Nicht noch mehr Schaden anrichten wollenNun, da dies geschehen ist, sagt Alexander Breu: Die Beschichtung ganz rückgängig zu machen, sei gerade bei Sandstein nicht in Frage gekommen. Den Schaden, der dabei hätte entstehen können, habe man nicht in Kauf nehmen wollen.

[caption_left: So hatten alle Brunnenränder in Marbach und Rebstein zuerst ausgesehen.]

Das Vorgehen sei nach dem Beizug mehrerer Fachleute beschlossen worden. Gemeint sind die Spezialisten von Bärlocher Natursteine (Staad), Graf Farbe und Design (Rebstein), Sager Brunnen & Skulpturen (Gonten) sowie der Denkmalpflege.Breu ergänzt, nach einem Schuldigen zu suchen, könne nicht das Ziel sein, denn es sei von Anfang an «nach bestem Wissen und Gewissen» vorgegangen worden – leider nicht mit dem erhofften Resultat.

Zur Unzufriedenheit mit «plastifiziertem» Metall meint Marbachs Präsident, das Thema sei pendent und werde mit der Museumskommission erörtert. Irma Graf sagt: Sollte sich das Metall «wieder hervorholen lassen», wäre dies erfreulich.


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