Christoph Schmid, Eva Wrann, Urs Strässle und Christian Sieber gestalten – in den Worten von Vernissageredner Franz Fischli – ihre eigene Welt als «Forschende in eigener Sache». Das stimmt auch insofern, als die Lebenswege der Ausstellenden nicht linear verlaufen sind.Die Grafikdesignerin Eva Wrann (43) kam in Santiago de Cuba zur Welt, wuchs in der Steiermark auf, zog ins Vorarlberg, lebte bis 2019 fünf Jahre in Diepoldsau und ist nun eine Räbschterin. Alle drei Männer stammen von hier, kehrten der Region zeitweise aber den Rücken.[caption_left: Verspielt und originell: Die Werke Eva Wranns, hier «Kaktus».]Urs Strässle (61) verbrachte zwei Jahrzehnte in Basel, ehe er auf den St.Anton zog und vor neun Jahren nach Rebstein zurückkehrte. In Basel erlebte er seine schönste Einzelausstellung. Christian Sieber (70) war bis vor 35 Jahren je sieben Jahre in Genf und Mels.[caption_left: Dieses Werk Urs Strässles kontrastiert stark mit anderen.]Der gelernte Möbelschreiner Christoph Schmid (62), ein ehemaliger 1.-Liga-Spitzenfussballer, verbrachte als zudem gelernter Grafiker ein paar Jahre in Zürich, betreibt aber schon lange in Rebstein seine eigene Firma für Grafik, Werbung und Design. Erst spät begann er, Holzbilder zu machen. Bei seiner letzten Ausstellung vor drei Jahren in Balgachs Alter Post sagte er: «I ha Holz wahnsinnig gern übercho.» Schmids Werke bestehen aus mehreren mit der Oberfläche der Bilder bündigen Holzteilen und sind kombiniert mit Gemaltem.«Grosse Bandbreite» ist fast untertriebenWährend manche Künstlerinnen und Künstler – überspitzt gesagt – «ihr Sujet» finden und es in stets neuen Variationen vielleicht entwickeln, verblüffen die vier Räbschter Kunstschaffenden mit einer ungewohnten Vielfalt innerhalb des eigenen Gesamtwerks. Gemeindepräsident Andreas Eggenberger untertrieb schon fast ein wenig, als er an der Vernissage am Freitagabend von einer «grossen Bandbreite» sprach.Dass die von Pro Cultura (einer Untergruppe des Verkehrsvereins) vorbereitete Gruppenausstellung eine besondere Wirkung entfaltet, ist nicht nur der Vielfalt an Techniken und Stilen zu verdanken, sondern auch der Gemeinde: Sie hat die gemieteten Stellwände bereitgestellt.Ein paar Bilder stechen hervorDie Stellwände stammen aus Balgach, dienten früher der Art Balgach und tragen nun dazu bei, dass das Publikum in Rebstein sich atmosphärisch an die Art Balgach erinnert fühlt. Allerdings ist der verfügbare Platz pro Künstler oder Künstlerin in Rebstein grösser, so dass ein etwas tieferer Einblick ins Schaffen der Ausstellenden möglich ist. Obschon die Vorlieben Kunstinteressierter nicht deckungsgleich sind, stechen zumindest ein paar Werke hervor, die allgemeine Anerkennung finden dürften – allen voran das eingangs erwähnte, mit immensem Aufwand verbundene, aus vielen schmalen Stegen gebaute Bild, das von je einer Seite den von Christoph Schmid leicht verfremdeten Batman und von der anderen Seite den Joker zeigt.Christian Sieber beeindruckt mit dem schlicht «Abstrakt» benannten Bild, das – Irrtum vorbehalten – einen stimmungsvollen Himmel zeigt. Auch die in edles Blau gesetzten Menschen hinterlassen einen starken Eindruck.[caption_left: «Abstrakt» heisst dieses Bild von Christian Sieber.]Unter den Fischen und Menschen Urs Strässles ragt «Sirill» heraus, ein grossformatiges Porträt in königlichen Farben – wie ein Meeresgott inmitten kühler Fischlandschaft. Die im Porträt zum Ausdruck kommende Verspieltheit setzt sich gegenüber, in den Werken Eva Wranns, vergnüglich fort.«Herbstzeitkopflose», «Das Fenster» oder «Kaktus» heissen Eva Wranns uneinheitlich angefertigten, originellen Bilder, deren Hintersinn sich beispielsweise in der Seifenblase offenbart, die einen Kopf ersetzt.Ausstellung mal hier, mal dort kann auch reizvoll seinAlle vier Ausstellenden sind in den letzten Jahren öffentlich aufgetreten, unter anderem in der ehemaligen Art d’Oséra, deren Vorstand Eva Wrann angehörte. Dass mit dem Ende der Art d’Oséra und der Art Balgach zwei wichtige Möglichkeiten zu gross angelegten Ausstellungen verschwunden sind, wird zwar von manchen bedauert, doch der nun von Pro Cultura durchgeführte Anlass zeigt den Reiz von punktuell – mal hier, mal dort – geplanten Kunstausstellungen.[caption_left: Urs Strässle, Christian Sieber, Eva Wrann und Christoph Schmid (von links) zeigen ihre Werke.]Franz Fischli erinnerte daran, dass das Ausstellen von Bildern immer auch einigen Mut erfordere, und philosophierte kurz über die Preise von Kunstwerken. Auf die Frage «Was ist uns das Lächeln eines Menschen wert?» kam aus dem Publikum umgehend der Ruf: «Alles.» – Abgesehen von dem Lächeln, das dem Joker ins Gesicht gezeichnet ist.