07.04.2019

Verliebt in das schmucke Dorf am Rhein

Am Samstag ist im Pfarreiheim eine Ausstellung eröffnet worden, die das Leben und vielseitige Wirken Hedwig Scherrers (1878 – 1940) würdigt. Die Künstlerin hat viele Sommer in ihrem Atelierhäuschen am Montlinger Bergli verbracht.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Hedwig Scherrer (1878-1940) war eine der ersten akademisch ausgebildeten Künstlerinnen der Schweiz. Sie hat zwar ihre Jugend in St. Gallen verbracht und wohnte auch als Erwachsene noch dort, zumindest den Winter über. Aber sie verliebte sich geradezu in Montlingen und baute sich hier, 1908, auf dem Bergli ein schmuckes Atelierhäuschen, wo sie danach viele Sommer verbrachte. Hier liess sie sich von der Rheintaler Kulturlandschaft, die damals noch nicht von Stromleitungen durchzogen und auch sonst viel naturnaher war, zu vielen Bildern inspirieren.Jetzt ist im Pfarreiheim in Montlingen eine Ausstellung zu sehen, die das Schaffen Hedwig Scherrers würdigt. Sie ist als Wanderausstellung konzipiert und zeigt deshalb keine Originalwerke, vermittelt dafür aber umso mehr Hintergrundwissen.Erstmals in MontlingenErmöglicht wurde die Ausstellung zum einen von der Familienstiftung, die von Hedwig Scherrers Vater einst eingerichtet worden war. Und zum andern von Peter Zünd aus Oberriet, der Hedwig Scherrers Werk erforscht und inventarisiert hat. Es ist nicht die erste Ausstellung, die er Hedwig Scherrer zu Ehren zusammengestellt hat. Es sei aber die informativste, meint er – und die erste in Montlingen, was insofern bemerkenswert ist, als doch gerade Montlingen der Künstlerin dermassen am Herzen lag.Hier ist das Leben einem doppelt so viel wertVon ihrer Liebe zu Montlingen zeugen denn auch viele Briefe Hedwig Scherrers an Freundinnen und Geistesverwandte. Vreni Zünd las zur Eröffnung der Ausstellung aus ihnen vor. Die ganze Welt könne ihr nun, wo ihr Häuschen am Bergli stehe, gestohlen werden, nur Montlingen und Koblach nicht, schrieb die Künstlerin etwa, was auch zum Ausdruck bringt, wie wenig ihr der Rhein eine Grenze war. Tatsächlich war sie auch oft auf der Alp Gamperdona, im Nenzinger Himmel, wo ihr Vater eine zum Ferienhäuschen ausgebaute Jagdhütte besass. Dorthin gelangte sie zu Fuss – wie sie auch sonst weite Strecken zu Fuss zurücklegte. Sässe sie statt in Montlingen in St. Gallen, hätte das Leben nur den halben Wert, schrieb Hedwig Scherrer in einem weiteren Brief. Die Ausstellung im Dachgeschoss des Pfarreiheims ist im April und Mai unter der Woche zu den Öffnungszeiten des Pfarreisekretariats sowie an den Wochenenden in der Regel nach den Gottesdiensten zu besichtigen. Sie ist selbsterklärend.

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