13.07.2022

«Verkaufen, was die Leute brauchen»

René Ammann, der im Mai 2021 nach Rebstein kam und fürs Gemeindepräsidium kandidiert, ist Eigentümer des «Sternen». Hier wirkt der 50-jährige Personalberater als Hobbywirt.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 02.11.2022
Die Gäste bewirtet René Ammann zusammen mit seiner Lebenspartnerin. Ihr Nachname: Andrea de la Fuente. Ihr Vor­name: Dina. Hauptberuflich ist René Ammann Freelancer in Personalvermittlung und Personaldienstleister.Nach der KV-Lehre in der Elektronikbranche und einer Zusatzausbildung zum Detailhändler war René Ammann ab 2004 Personalvermittler, ehe er von 2007 bis 2010 zusam­-men mit einem Geschäftspartner eine Firma betrieb, deren Geschäftsführer er war. In jüngerer Vergangenheit wirkte er als angestellter Personalberater und (ab 2018) als Filialleiter.René Ammann singt gern KaraokeAn seinem neuen Wohnort Rebstein hat der Präsidentschaftskandidat bereits Fuss gefasst. Seit drei Monaten singt er im Männerchor, wo es ihm sehr gefällt; auch dem Verein Arm Wrestling Rebstein trat er bei. Er fährt gern Velo und betätigt sich seit vielen Jahren als Ka­raoke-Sänger. Auch am Mon­tag letzter Woche, an einer auf Wunsch spontan im «Sternen» durchgeführten Geburtstagsparty, hielt René Ammann singend das Mikrofon in der Hand.Wie tickt der Mann, ein Parteiloser, politisch? Er erklärt «Ich ticke nicht» und zieht einen Vergleich mit dem Wirten. Er bediene seine Gäste so, wie es für sie am besten sei. René Ammann versteht sich als unabhängiger Kandidat, der sich nicht instrumentalisieren lasse. Als jemand, der «ein Leben lang Verkäufer» ist, verkaufe er den Leuten, was sie brauchen.«Ungezwungenheit der Leute imponiert mir»In Gossau, erzählt René Ammann, sei er vor über einem Jahrzehnt ein Bewerber für das Präsidium des damaligen Vereins Gossau plus gewesen, doch der Kauf einer Wohnung in Arbon und der Umzug an den See veränderten die private Situation. In Arbon lebte René Ammann ungefähr zehn Jahre. Die Wohnung verkaufte er wieder. Er bemerkt, er sei nicht jemand, der behalten wolle, was er nicht mehr braucht.Den «Sternen» hatte er nicht in der Absicht erworben, selbst zu wirten, aber es ergab sich so, dass er nun wenigstens ein Hobbybeizer ist. Er sagt: «Mir imponiert die Ungezwungenheit der Leute.» Ihm gefalle die Direktheit hier im Rheintal, die nicht überall so ausgeprägte Offenheit. Er fügt hinzu: «Man weiss, woran man ist.»Er mag Life Hacks und ist elektronisch unterwegsAufgewachsen ist René Ammann in Flawil mit drei Schwestern und zwei Brüdern, die – abgesehen von einem Bruder – alle noch in Flawil leben. Der Vater war Dachdecker. Womöglich von ihm, mutmasst der Kan­didat, stamme sein Flair für das Handwerkliche. Den ersten Stock im «Sternen» hat er mit Kollegen selber umgebaut, und beim Elektrischen half René Ammann mit.Dem Kandidaten machen so genannte Life Hacks Freude, also Lebenskniffe. Gern probiert er solche Life Hacks aus. Es geht darum, ein Ziel auf spezielle Weise zu erreichen, beispielsweise mit Salzwasser und zwei Metallstäben Strom zu erzeu­gen und damit das Handy zu laden. Als Kind hätte er gern ei­nen Chemiekasten gehabt, aber die einfachen Verhältnisse, in denen er aufwuchs, liessen finanziell einen bescheidenen Spielraum. Heute lebt er fast papierfrei. Ob Termine, Korrespondenz oder Notizen – am liebsten ist René Ammann elektronisch unterwegs, «wann immer möglich», wie er sagt. Macht er heute Ferien, dann zieht er eine Kreuzfahrt vor. In kurzer Zeit viel Schönes wahrzunehmen, schätzt er sehr. Auch für die eigene Gemeinde wünscht er sich viel Schönes. René Ammann sieht reichlich Potenzial, um Rebstein aufzuwerten und die Ortschaft noch interessanter zu machen, die Schulwege sicherer. Wohnzonen mit Tempo 50, aber ohne Trottoir, widerstreben René Ammanns Vorstellung von Sicherheit.Schon früher an ein Amt gedachtAuf den ebenfalls kandidie­renden Eichberger Gemeindepräsidenten Alex Arnold angesprochen, meint der Kandidat, er trete nicht gegen andere an, sondern bewerbe sich um das Präsidium in der Meinung, viel «für ein lebendiges Rebstein» tun zu können. Seit der Zeit in Gossau habe er sich für die Übernahme eines Amts inte­ressiert. Jedoch schon deutlich früher wäre er empfänglich für ein Amt gewesen.Er erzählt von Portugal, von einem kleinen Ort, in den die Schwiegereltern ausgewandert waren. Zwei, drei Jahre vor der Jahrtausendwende sei dort ein neuer Präsident gesucht, aber niemand gefunden worden. Abende lang habe man diskutiert, ob und – falls ja – wie er Präsident des Ortes hätte werden können. Doch für ihn als Schweizer schien es nicht nur aussichtslos zu sein, und zweitens war er damals mit der Schweiz sehr stark verankert. Auch die Gründung einer eigenen Familie stand kurz bevor. So kann sich René Ammann heute freuen, Vater zweier erwachsener Söhne zu sein, die ausserhalb des Rheintals ihren Weg gefunden haben.

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