Wir bremsen ab, schauen zur Seite, rollen ein und blinken bei der Ausfahrt: Der Kreisel ist ein bewährtes Element im Strassenverkehr. Doch mehr zu reden als das richtige Verhalten im Kreisverkehr gibt dessen Gestaltung. Wer im Oberrheintal auf die Autobahn will, kommt mit grosser Wahrscheinlichkeit an einem der beiden Kreisel an der Südstrasse in Kriessern und der Rheinstrasse in Oberriet vorbei. Die bunten Kugeln in Oberriet erlangten in den letzten 25 Jahren fast schon ikonischen Charakter, erinnern sie doch an die erfolgreiche Sendung «Benissimo» mit Beni Thurnherr, die während 1992 und 2012 fester Bestandteil im Samstagabendprogramm von SRF war. Auch der Kriessner Kreisel löst abschweifende Gedankengänge aus: Die fünf Felsblöcke ähneln dem rund 4600 Jahre alten Steinkreis «Stonehenge» in England. Mit rund 20 Jahren ist der Kreiselinhalt vergleichsweise jung dagegen. Trotzdem findet der Gemeinderat von Oberriet, dass es Zeit für eine Verjüngungskur ist – und zwar bei beiden Kreiseln. Nicht etwa, weil sie Sicherheitsmängel aufweisen oder die Kunst nicht mehr zeitgemäss erscheint, sagt Gemeinderat Pascal Benz: «Es war der Wunsch der Bevölkerung, dass die beiden Kreisel im Sinne der Biodiversität naturnaher gestaltet werden.»Schlichte Gestaltung mit blühender WieseIn einem Studienauftrag mit Architekten und Raumgestaltern hat die Gemeinde dieses Jahr zwei Projekte ausgewählt. Beide Kreisel sollen eher schlicht erscheinen und im Sinne der Verjüngungskur nach der Behandlung aufblühen. Die Kugeln in Oberriet werden einer Wildblumenwiese mit einer Linde in der Mitte weichen. Aufwendiger ist gemäss Pascal Benz die Neugestaltung des Kriessner Kreisels. Die Bollensteine, die den Kreisel füllen, werden entfernt. Stattdessen lässt die Gemeinde spezielle Rasenziegel pflanzen, die bereits mehrjährige Blütensamen enthalten. Die Sandsteine, die nicht Stonehenge, sondern die fünf Dörfer der Gemeinde symbolisieren, bleiben erhalten. Die Neugestaltung des Kreisels in Oberriet ist mit 28 000 Franken budgetiert, jene des Kreisels in Kriessern mit 60 000 Franken. Der Preisunterschied lässt sich laut Pascal Benz auf die Gestaltung zurückführen: «In Kriessern sind vor allem die Entfernung der Bollensteine und die speziellen Rasenplatten Teil des Budgets.» Für beide Projekte liegt derzeit eine Bauanzeige auf. Die Frist für Einsprachen läuft bis zum 13. Oktober. «Wir rechnen nicht damit, dass jemand Einsprache erhebt», sagt Pascal Benz. Umgestaltet werden die Kreisel noch diesen Herbst. «Die Arbeiten sollten ohne grössere Verkehrsbehinderungen rasch erledigt sein.» Bahnhofkreisel bleibt vorerst ein Provisorium Nicht im Kreiselumgestaltungsplan der Gemeinde liegt jener an der Bahnhofstrasse in Oberriet. Seit 14 Jahren ist der Kreisel, ein von Betonelementen umgebener Schotterhaufen, ein Provisorium. Hier werden sich Bürgerinnen und Bürger noch eine Weile gedulden müssen, bis sie etwas Schöneres umrunden können. Der Kanton wird sich einer allfälligen Kreiselneugestaltung erst 2024 widmen. Dies, weil die Bahnhofzufahrt für den Bahnlinienersatz in Folge des Doppelspurausbaus zwischen Oberriet und Altstätten bestehen bleiben muss. Bis dahin könnte sich die Oberrieter Bevölkerung überlegen, wie sich die zu entfernenden Betonelemente im Sinne der Nachhaltigkeit weiter verwenden liessen. Irgendwo werden sicher auch Schotter und Steine benötigt.