17.05.2019

«Vergesst die Liebe nicht!»

Dass es Streit geben kann, ist niemandem unbegreiflich. Was aber daraus entsteht oder entstehen kann, das ist manchmal bedenklich. Was kann uns in einer solchen Situation dazu bringen, einander zu vergeben, statt sich weiterhin gegenseitig zu belasten? Das schaffe nur die Liebe, heisst es.

Von Renato Tolfo
aktualisiert am 03.11.2022
 In einem Konfliktfall, wenn wir vor Ärger fast «platzen», sagen wir manchmal: «Da könnte ich aus der Haut fahren!» Das würde aber den Konflikt noch verschärfen. Anders wäre es, das wissen wir, wenn wir uns stattdessen «in die Haut des anderen versetzen» würden, um alles – mich eingeschlossen – aus neuer Perspektive sehen zu lernen.Für so einen Perspektivwechsel hat Jesus die Augen geöffnet. Deshalb hat er sich selbst von «Sündern» nicht distanziert, sondern sich mit ihnen zusammengesetzt. Allein das hat viel bewegt – äusserlich und innerlich. Was er gesagt und getan hat, hat zusammengebracht, was auseinander geraten ist, hat Menschen miteinander und mit Gott verbunden. Dadurch ist vieles in ihnen gesund geworden, unter dem sie gelitten haben.Wenn wir der Liebe Gottes in uns Raum geben und wirken lassen, dann beginnt in uns ein Prozess der Veränderung und des inneren Wachstums. Dann fangen wir an, uns wirklich zu verändern in Richtung von Liebe, Friede, Weisheit im Umgang mit anderen, Verständnis, das von Herzen kommt, Freundlichkeit, Bescheidenheit, Sanftmut und Geduld. Natürlich geht das nicht so schnell. Das ist ein Prozess.Ich denke, dass wir aufgrund der Liebe zu Gott und zu unseren Mitmenschen immer wieder zu solchen Gesprächen finden müssen – auch bei leichteren Aufgaben oder Problemen! Das Wort Christi verlangt von uns geradezu, dass wir unsere Mitmenschen auch in ihren Schwächen, Mängeln und Fehlern nicht alleine lassen, sondern ihnen helfen!Wenn mein Gegenüber an mir spürt, dass ich mich nicht über ihn erhebe, nicht besser sein will und um meine eigenen Fehler und Schwächen weiss, wird Versöhnung möglich. Es wäre doch sehr traurig, wenn wir es in unserer Gesellschaft nicht schaffen würden, miteinander ins Gespräch zu kommen, sondern immer nur aneinander vorbeireden und jeder seinen eigenen Vorteil sucht. Ich wünsche mir, dass sich mehr Menschen in Politik und Gesellschaft, im grossen und im kleinen Kreis, diese Worte aus dem Brief des Paulus an die Kolosser zu Herzen nehmen: Über all dem aber vergesst die Liebe nicht: Darin besteht das Band der Vollkommenheit. Und der Friede Christi regiere in euren Herzen; zum Frieden seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes.Renato TolfoPfarrer in Rebstein

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