Die Schweizer Meisterschaften im Vereinsturnen (SMV) am 9. und 10. September waren der grösste Sportanlass in der Geschichte der Gemeinde Oberriet. Die Zahlen beeindrucken, waren es doch rund 3500 Sportlerinnen und Sportler, die an den beiden Tagen im Einsatz standen. Mit 600 Helferinnen und Helfern aus verschiedenen Vereinen, die 5400 Arbeitsstunden leisteten, ist auch in diesem Bereich die Dimension unglaublich gross.
Für die Vereinspräsidenten, die doch einiges an Erfahrung mitbringen, war ein Anlass dieser Grössenordnung Neuland. André Gamper vom STV Oberriet-Eichenwies und Kuno Hutter vom STV Kriessern bereuen aber keinen Moment, diesen organisiert zu haben.
André Gamper, Kuno Hutter, die SMV ist nun bald drei Wochen her. Was machen ein Verein und dessen Präsident nach einem solchen Anlass zuerst?
André Gamper: Danke sagen. Es ist mir sehr wichtig, den Helferinnen und Helfern persönlich zu danken. Wir haben ohnehin schon viele Anlässe im Jahr, die SMV kam noch dazu und viele Mitglieder haben ein weiteres Wochenende für den Turnverein geopfert.
Kuno Hutter: Mir geht es ebenso, auch mir ging es zuerst mal darum, Danke zu sagen. Dann haben wir Luft geholt für die nächsten Anlässe – die Kilbi stand ja kurz danach vor der Tür. Die Routineanlässe dürfen nicht unter einem solchen Highlight leiden.
Was bleibt für die Vereine nach dieser Meisterschaft?
André Gamper: Wir haben viele neue Freunde gefunden. Zuvor hatten wir nie sehr viel mit dem STV Kriessern zu tun. Die Organisation hat aber allen viel gebracht, sie hat uns zusammengeschweisst. Die ganze Arbeit verlief sehr harmonisch.
Kuno Hutter: Die SMV hat beide Vereine einander nähergebracht. In Erinnerung bleibt ein super Wochenende, an dem alles von A bis Z funktioniert hat. An einem solchen Anlass ist es ja schon gut, wenn der Helikopter nicht landen und das Krankenauto nicht fahren müssen. Aber es gab keinen Vorfall, der das Fest überschattet hätte. Im Gegenteil, es gab nur schöne Momente.
Hat sich die Organisation der SMV auch finanziell gelohnt?
Kuno Hutter: Wir durften eine hervorragende und bestehende Infrastruktur nutzen, was sich positiv auswirken wird. Die Jansen-Halle M (die leer steht und wo eine Tribüne mit 2500 Plätzen aufgestellt wurde, Anm. d. Red.) war wie ein Lottosechser. Wir haben die SMV nicht wegen des Geldes ausgerichtet, aber es ist natürlich schön, fällt die Bilanz positiv aus. Das motiviert auch andere Vereine dazu, Anlässe zu organisieren.
André Gamper: Es war nicht mein Ziel, möglichst viel Geld zu verdienen, mich hat die Aufgabe gereizt. Aber es ist klar: Arbeitet ein Verein so viel, sollte auch etwas dabei herausschauen. Wichtig für uns ist nun, alles möglichst gut zu dokumentieren und anderen Vereinen weiterzugeben.
Was waren Ihre persönlichen Höhepunkte der Schweizer Meisterschaft?
André Gamper: (lacht) Eigentlich bin ich die ganze Zeit herumgerannt. Den Anlass in Oberriet zu haben, war schon ein Highlight. Etwas in dieser Art gibt es hier nicht so schnell wieder, wir dürfen und, so glaube ich, schon auf die Schultern klopfen
Kuno Hutter: Mein Highlight war, im OK zu sein und in der Halle vor so vielen Fans turnen zu dürfen. Als wir am Samstag um 9 Uhr am Barren standen, kamen mir fast die Tränen. So emotional war ich in meinem Turnerleben noch nie. Da mitturnen zu dürfen, war gigantisch.
Wobei sind die Vereine an ihre Grenzen gestossen?
Kuno Hutter: Bei der Menschenmasse am Samstag um 8 Uhr, da gab’s einen kurzen Herzstillstand. Viele Gäste wollten an den Kaffeeautomaten, viele ein Bier – das hat uns gerade gezeigt, was die Festwirtschaft zu bewältigen hat. Aber da haben die Helfer einen Riesenjob gemacht. Um 8.30 Uhr lief alles perfekt.
André Gamper: Bei der Rekrutierung von Helferinnen und Helfern. Wir haben gekämpft, bis die Listen voll waren. Es hat geklappt, wozu verdankenswerterweise viele andere Vereine einen Beitrag geleistet haben.
Wie sind die Rückmeldungen ausgefallen?
André Gamper: Durchs Band nur positiv. Auch die Wettkampfleitung des Schweizerischen Turnverbandes war sehr zufrieden. Es kann nun gut sein, dass unsere SMV als Musterbeispiel für die nächsten Schweizer Meisterschaften gelten wird.
Kuno Hutter: Ich habe es auch so erlebt – im Nachhinein weiss ich gerade nichts, was wir dringend hätten anders machen müssen.
Sie sprechen das Pensum an, das die Freiwilligen geleistet haben. Was war besonders wichtig?
Kuno Hutter: Sicher eine Rolle gespielt hat, dass wir die richtigen Leute an genau den richtigen Orten – am Grill, am Getränkestand oder anderswo – einsetzen konnten. Sie haben Erfahrung mitgebracht, weshalb es gar nie grosse Wartezeiten gab. Es hat dafür aber jedes Rädchen gebraucht, auch die anderer Clubs – nur mit unseren beiden Vereinen hätten wir das nicht geschafft.
André Gamper: Ohne das OK mitzuzählen, haben die Freiwilligen 5400 Stunden gearbeitet. Dabei war unser Ziel, dass sie auch etwas vom Anlass haben, die allermeisten Schichten waren nicht länger als sechs Stunden. Es war uns wichtig, dass diejenigen, die so viel helfen, den Anlass selber auch geniessen können.
2023 ist das Jahr des Bahnersatzbusses zwischen Buchs und Altstätten, genau dort, wo sich das Wettkampfgelände befand. Hat es logistisch gut funktioniert?
Kuno Hutter: Die Gruppen haben die Nächte in Unterkünften zwischen Rüthi und Diepoldsau verbracht, was wirklich eine logistische Herausforderung war. Für die Gäste war das aber kein Problem. Wir hatten den Luxus, am Abend und in der Nacht auf Shuttlebusse zählen zu dürfen, was viele dankend angenommen haben.
André Gamper: Weil in den RTB-Fahrplan doch kein Halt im «Bildstöckli» gepasst hat, mussten alle von der Sekundarschule hierher laufen – beklagt hat sich darüber aber niemand.
Kommt es für Ihren Verein in Frage, wieder einmal einen Anlass dieser Grössenordnung zu organisieren?
Kuno Hutter: (lacht) Spielt alles zusammen, wie es am SMV-Wochenende der Fall war – auch das Wetter – bleiben nur positive Erinnerungen. Wenn ich mit den Mitgliedern unseres Vereins spreche, merke ich: Es hat ihnen gefallen. Vielleicht würden wir in zehn Jahren wieder etwas in diese Richtung machen – vorausgesetzt, die Infrastruktur besteht noch so. Aber das ist wirklich nur Zukunftsmusik.
André Gamper: Ich zitiere da gern Kuno, der den Anlass bei gleicher Infrastruktur wieder durchführen würde. Es stellt sich aber die Frage: Was gibt es noch? Es gibt fast nichts Grösseres als die SMV, vielleicht noch das «Eidgenössische». Aber das ist dann schon noch eine andere Hausnummer (schmunzelt).
Lange Karrieren in den beiden Turnvereinen
Der Präsident des STV Oberriet-Eichenwies, André Gamper, ist 44-jährig und seit vier Jahren als Oberhaupt des Vereins tätig. Er bringt eine lange Turnerkarriere mit, gehört er dem STVOE doch schon an, seit er fünfjährig war. Gamper hat danach alle Jugistufen im Verein durchlaufen, war in der Leichtathletik und gewann auch schon eine Medaille an den Schweizer Meisterschaften. Vor seiner Tätigkeit als Präsident war er Technischer Leiter und schon 18 Jahre im Vereinsvorstand.
Auch sein Kriessner Kollege Kuno Hutter hat das Amt des Technischen Leiters früher bekleidet, er war auch Riegenleiter. Seine sportliche Laufbahn sei «etwa gleich» verlaufen wie die von Gamper, sagt er. Hutter ist 35-jährig, seit vier Jahren Präsident des STV Kriessern und auch schon seit zwölf Jahren im Vereinsvorstand.