Bei den letzten acht Vereinsmeisterschaften des Schachclubs Rheintal gab es nur drei verschiedene Sieger. Fünfmal demonstrierte Gilbert Jost sein herausragendes Können, zweimal ging der Titel an Markus Wittwer und 2021 obsiegte Covid-19.
«Die Bauern sind die Seele des Schachspiels»
Gilbert Jost pflegt einen ganz anderen Spielstil als der Turniersieger des letzten Jahres. Er geht riskanten Varianten konsequent aus dem Weg und spielt lieber auf kleinste Stellungsvorteile. Und er versteht die hohe Kunst der Bauernführung. Seine Agronomen stehen immer am richtigen Ort.
Der Komponist und Schachmeister François Philidor (1726 bis 1795) prägte den Leitsatz: «Die Bauern sind die Seele des Schachspiels.» Um das Seelenheil des Oberstufenlehrers a. D. im Schachspiel muss man sich wirklich keine Sorgen machen.
Wittwer liebt taktische Kombinationen
Im Vergleich pflegt Markus Wittwer eine komplett andere, fast gegensätzliche Spielweise. Er liebt taktische Kombinationen und geht einem zweischneidigen Schlagabtausch selten aus dem Weg. Und er gerät oft in Zeitnot, weil er viel Bedenkzeit für die Suche nach besseren Plänen, Ideen und Zügen verwendet.
Die Partie zwischen den ungleichen Koryphäen war deshalb mit Spannung erwartet worden. Und schon in der zweiten Runde trafen die beiden Favoriten aufeinander. Ganz entgegen seiner Gewohnheit spielte Markus Wittwer konsequent auf Position – und es gelang ihm tatsächlich, die weisse Stellung im Endspiel auszuhebeln und Gilbert Jost mit den eigenen Mitteln zu schlagen.
Im Duell der Klubmeister wurde Jost überrascht
Die Basis für eine erfolgreiche Titelverteidigung von Markus Wittwer war gelegt. Doch dann musste der Haudegen mehrere Niederlagen gegen vermeintlich schwächere Rivalen hinnehmen, und an eine erfolgreiche Titelverteidigung war nicht mehr zu denken.
Ganz anders Gilbert Jost. Er leistete sich zwar noch eine vermeidbare Niederlage gegen Enrique Lorita, reihte dann aber Sieg an Sieg und beendete das Turnier mit einem komfortablen Vorsprung von zwei und mehr Punkten auf die Konkurrenz. Es war sein neunter Meistertitel seit 2006.
Den zweiten Rang teilen sich Enrique Lorita, Erwin Frei und Rafael Ibanez. Seit Erwin Frei im Ruhestand ist, reitet er auf einer Erfolgswelle. Innerhalb eines Jahres hat er seine Elo-Zahl (Wertungszahl, die die Spielstärke von Schachspielern beschreibt) um mehr als 100 Punkte verbessert – eine fantastische Leistung.)
Play-off: 1. Gilbert Jost, Widnau, 11 Punkte; 2. Erwin Frei, Hinterforst, 9; 3. Enrique Lorita, Heerbrugg, 9; 4. Rafael Ibanez, Rebstein, 9.
Play-down: 1. Markus Wittwer, Berneck, 9; 2. Stephan Marte, Horn, 8; 3. Urs Benninger, Thal, 7; 4. Günther Hüttig, Widnau, 5.