Wenn Engel reisen, lacht die Sonne, sagt man. Vergangenen Sonntag machten sich die Mitglieder des Samaritervereins Lutzenberg-Wienacht mit ihren Familienangehörigen auf den diesjährigen Vereinsausflug. Die Reise führte via Bad Ragaz nach Pfäfers und von dort über die imposante, letztes Jahr eröffnete Taminabrücke nach Valens. Weiter ging es das Taminatal einwärts bis nach Vättis, wo die Wanderer ins Calfeisental einbogen. Auf der Staumauer des Gigerwaldsees startete die Wanderung. Froh gelaunt zog man los, die frische Bergluft geniessend. In rund einer Stunde ging es entlang des Stausees und durch einige Tunnels bis zur Walsersiedlung St. Martin im südlichsten Winkel des Kantons St. Gallen. Enziane, Soldanellen, Primeln und viele andere Blumen blühten entlang des Weges. In St. Martin angekommen, blieb vor dem Mittagessen noch ein wenig Zeit, sich umzusehen. Es schien, als sei hier die Zeit stehen geblieben. Man fühlte sich wie in einem Freilichtmuseum: Kleine Holzhäuschen, eine Holzofenbäckerei, ein Kirchlein, eine Wassermühle und überall Blumen. Just an diesem Sonntag fand in St. Martin der erste Bauernmarkt statt. Die Samariter bewunderten die schönen Sachen, degustierten da und dort Fleisch oder Wein und füllten die Rucksäcke mit Erstandenem. Dann baten die Organisatorinnen Ursula Richner und Brigitte Hohl die Schar, sich im hübschen Restaurant niederzulassen. Es wurden äusserst feine Älplermagronen und Apfelmus serviert. Nach dem Essen erzählte der Wirt André Riehle Interessantes über die Geschichte des kleinen Dörfchens. Bevölkert wurde es von den Walsern Anfang des 14. Jahrhunderts, als diese von ihren einstigen Höfen über das Trinser Fürggli ins Calfeisental kamen und dieses so von oben nach unten besiedelten. Es entstand eine Kolonie von rund 100 Personen. Das Kirchlein wurde 1312 erbaut. Mitte des 16. Jahrhunderts begann aber bereits die grosse Abwanderung der Walser Richtung Bündner Herrschaft, bis nur noch der Mesmer mit seiner Familie ansässig war. Im 17. Jahrhundert wurde St. Martin aufgegeben, weil die Winter immer rauer wurden. Seither diente St. Martin nur noch als Sommergut und wurde wieder zur Alp. Mit dem Bau des Stausees Gigerwald in den 1970er-Jahren wurde das vergessene Tal wieder zugänglicher. Es wurde dann Zeit, diesen Kraftort zu verlassen. Der Charme und die Romantik von St. Martin bleiben in bester Erinnerung. Mit diesen tollen Eindrücken machte man sich dem See entlang auf den Rückweg. Auf der Staumauer wurde das obligate Gruppenbild gemacht, und die Vereinsmitglieder posierten auch noch in ihren neuen Vereinsjacken. Wegen dem schönen und warmen Wetter kamen die Jacken heute sonst noch nicht zum Einsatz. Nach einer kurzen Fahrt gab es im Restaurant Gigerwald am Fusse der Staumauer noch Glacé. Gegen 17 Uhr ging es zurück ins Appenzeller Vorderland. Ein herrlicher Ausflug, an dem Jung und Alt Spass hatte, bleibt noch lange in Erinnerung. (pd)