Es war eine kleine Feier in gediegenem Rahmen, zu der Alfred Stricker am Sonntag nach Heiden eingeladen hatte. «Ich habe grosse Achtung vor dem unermüdlichen Schaffen der Brüder Walter und Ernst Züst. Beide sind unserer Kultur und Geschichte in hohem Masse verpflichtet. Ihre fundierten Kenntnisse rund um unsere Vergangenheit lassen die Gegenwart besser verstehen und sind wegweisend für die Gestaltung der Zukunft. Die intensiven historischen Recherchen haben zu einem Museum, zu verschiedenen Ortschroniken und zu einer ganzen Reihe historischer Romane geführt. Damit wird unsere faszinierende Vergangenheit für alle leicht zugänglich und erlebbar gemacht.»Ihre Wurzeln liegen in WolfhaldenAm 14. Dezember 1931 im stillen Weiler Lippenreute in Wolfhalden geboren, absolvierte Walter eine kaufmännische Ausbildung und war ab 1958 während 37 Jahren als Gemeindeschreiber von Grub tätig. Ernst wiederum stand nach einem beruflichen Abstecher in die Landwirtschaft bis 1992 als Zustellbeamter im Dienst der PTT.Nebst der beruflichen Tätigkeit verfasste Walter das Buch «Geschichtliche Darstellung von Grub», und wenig später doppelte Ernst mit dem Werk «Geschichte der Gemeinde Wald» nach. Gemeinsam vertieften sich die Brüder anschliessend in die Vergangenheit der Gemeinde Walzenhausen, und 1988 erschien der Titel «Chronik der Gemeinde Walzenhausen».Ein Museum in der «Alten Krone»Im Verlaufe ihrer Arbeit stiessen die Brüder immer wieder auf wertvolle Zeugen der Vergangenheit wie Urkunden, bildliche Darstellungen, Möbel, Arbeitsgeräte aus früheren Tagen und weiteres Kulturgut. Den Posten der zentralen Sammelstelle versah Ernst, der sich schon Anfang der 1970er-Jahre mit der Realisierung eines Museums befasste. 1980 wurde zu diesem Zweck ein Verein gegründet, und 1982 konnte im 400 Jahre alten, unverfälscht erhalten gebliebenen Haus Alte Krone in Wolfhalden das Kurzenberger Regionalmuseum eröffnet werden. Als Gemeindeschreiber hatte Walter Züst direkten Zugang zu verschiedenen historischen Quellen. Dies führte letztlich zum 1994 erschienenen Roman «Der Weg zum Richtplatz».16 Aufführungen der «Dornesslerin»Ein grosser Wurf gelang Walter mit dem Roman «Die Dornesslerin», der die tragische Geschichte jener Walzenhauserin erzählt, die als Hexe gebrandmarkt und zum Tode verurteilt wurde. Das Buch führte zu einem packenden Schauspiel, das vom Dramatischen Verein Oberegg 16-mal aufgeführt und von rund 4000 Interessierten besucht wurde. Nach weiteren Romanen folgte als jüngstes Werk der Titel «Die Weberbauern», der als Generationenroman ebenfalls Einblicke in das Leben unserer Vorfahren gewährt. Sowohl Ernst als auch Walter engagierten sich immer auch für die Gegenwart und versahen unter anderem politische Ämter. Während Walter Mitglied des Kantonsrats war, hatte Ernst Einsitz in den Gemeinderäten von Heiden und später Wolfhalden.Liebe zum Kurzenberg im VorderlandGemeinsam ist den Brüdern die Liebe zum Kurzen- und Hirschberg, zu dem die Gemeinden Wolfhalden, Heiden, Lutzenberg, Walzenhausen, Reute und Oberegg gehören. Die Nähe zur Heimat ihrer Vorfahren führte zu den von Ernst im Alleingang geschriebenen Büchern «Geschichte der Gemeinde Kurzenberg» und «Gemeindegeschichte von Wolfhalden». In ihrem Schaffen wurden Walter und Ernst stets von ihren leider bereits verstorbenen Gattinnen Frieda und Lina unterstützt.Über den hohen Geburtstag freuen sich die Kinder, Gross- und Urgrosskinder sowie zahlreiche Freunde und Freundinnen, die den Zwillingsbrüdern Ernst und Walter für die Zukunft das Allerbeste wünschen.