14.01.2020

«Untaugliche» Spitalstrategie der Regierung

Die Spitalkonferenz der St.Galler Gemeinden lehnt das Grobkonzept der Regierung mit angedrohten Spitalschliessungen ab. Gefordert werden moderne MedPlus-Spitäler mit regionalspezifischen Zusatzangeboten. Altstätten sieht Bedürfnisse in der Geriatrie.

Von red/gk
aktualisiert am 03.11.2022
Die Mitglieder der Spitalkonferenz anerkennen die Notwendigkeit von strategischen, organisatorischen und wirtschaftlichen Reformen bei den öffentlichen Spitälern. Sie sind auch gewillt, wie der Altstätter Stadtpräsident Ruedi Mattle in Aussicht stellte, ihren «Beitrag zur wirtschaftlichen Stabilisierung des Kantonsspitals» zu leisten. Die vorgeschlagene Strategie «4plus5» weise aber in die falsche Richtung.Wohnortnahe Versorgung durch MedPlus-Spitäler Für die Mitglieder der Spitalkonferenz stellen sogenannte MedPlus-Spitäler eine bedürfnisorientierte und ökonomisch sinnvolle Ergänzung zum Zentrumsspital St.Gallen dar. Sie ermöglichen eine wohnortnahe Versorgung und entlasten das teure und hochspezialisierte Kantonsspital. MedPlus-Spitäler sollen ein ambulantes und stationäres Basisangebot mit ambulantem Operationssaal, spezialärztliche Sprechstunden sowie − in Zusammenarbeit mit den Ärztinnen und Ärzten der Region − eine 24-stündige Notfallversorgung bieten. Zudem entsprächen solche Spitäler mit regional unterschiedlichen Zusatzangeboten einem echten Bedürfnis. Eine derartige Arbeitsteilung zwischen dem Kantonsspital und den MedPlus-Spitälern führe letztlich auch zu tieferen Fall- und Gesundheitskosten. Die MedPlus-Spitalstandorte möchten zudem regionale Zusatzangebote bieten. In Altstätten wären dies folgende Bereiche: Akutgeriatrie, Geriatrische Tagesklinik, Geriatrische Rehabilitation und Palliativmedizin.Untaugliche Strategie Die von der Regierung in die Vernehmlassung gegebene Vorlage blende «bestehende Strukturen, regionalspezifische Versorgungssituationen, schwierige Verkehrswege, volkswirtschaftliche Aspekte und Volksentscheide» gezielt aus. Das Grobkonzept des Verwaltungsrates mit vier Spitalstandorten wurde von der Regierung ohne Begründung und Grundlage sowie mit fehlenden Betriebsdaten als Vorgabe für eine neue Strategie übernommen. Auf längere Sicht werde offenbar eine vollständige Zentralisierung mit dem Kantonsspital St.Gallen (KSSG) als alleinigem Anbieter angestrebt. Ein solches Ziel lehne die Spitalkonferenz ebenso ab wie die Schaffung von regionalen Gesundheits- und Notfallzentren (GNZ). Diese wären weder zielführend noch überlebensfähig. Allein schon die minimalistische personelle und medizinische Ressourcenausstattung zeige, dass keine qualitativ hochstehende Medizin mit teilweiser stationärer Behandlung angeboten werden könne.Zehn-Punkte-Programm Die Mitglieder der Spitalkonferenz forderten für die Weiterentwicklung der Strategie der St.Galler Spitalverbunde ein konkretes Zehn-Punkte-Programm. Verzicht auf die vorgeschlagene Strategie «4plus5».Verzicht auf minimalistisch ausgestatte und wirtschaftlich nicht überlebensfähige Gesundheits- und Notfallzentren (GNZ).Erarbeitung einer Strategie mit Blick über die Kantonsgrenzen hinaus.Einbezug aller Spitalstandorte in die Strategieerarbeitung (d. h. keine präjudizierende Festlegung auf vier Spitalstandorte).Einbezug der Angebote von privaten Klinikgruppen in die Strategieentwicklung.Schaffung einer bedarfsgerechten Gesundheitsversorgung mit einem starken Zentrumsspital für spezialisierte und hochspezialisierte Leistungen sowie mit grundversorgungsorientierten MedPlus-Spitälern.Nutzung von Kooperationsmöglichkeiten und Synergien mit freipraktizierenden Ärztinnen und Ärzten, Ärztenetzwerken und/oder privaten Anbietern.Ausarbeitung von regionalen Versorgungs- und Notfallkonzepten.Schaffung von MedPlus-Spitälern mit einem medizinischen Basisangebot und regionalspezifischen Zusatzangeboten.Kein «Ausbluten» von Spitälern auf Kosten der Patientinnen und Patienten oder der Mitarbeitenden.Die Stadt- und Gemeindepräsidenten der Spitalkonferenz der St.Galler Gemeinden erwarten, dass diesen zehn Punkten bei der Ausarbeitung der nächsten Schritte sowie bei der politischen Beratung im Regierungs- und Kantonsrat aktiv nachgelebt werde. 

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