15.07.2021

«Unseren Bewohnenden geht es gut»

Während der Pandemie übernahm der Rheintaler Heimleiter Laurent Déverin das Präsidium von Curaviva St. Gallen.

Von radi
aktualisiert am 03.11.2022
Das Image der Betagten- und Pflegeheime hat unter den Corona-Schutzmassnahmen gelitten. Eine der ersten Aufgaben des Montlingers besteht darin, das verzerrte Bild des Heimbetriebs zu korrigieren.Bilder von Absperrgittern um Betagten- und Pflegeheime haben sich während der Pandemie eingeprägt. Einige sehen die Heime noch immer als Hochsicherheitstrakt. «Diese Wahrnehmung entspricht nicht der Realität. Unseren Bewohnenden geht es gut. Sie können Besuch empfangen, Ausflüge unternehmen oder in der Umgebung spazieren», sagt Laurent Déverin. Als Geschäftsführer leitet er das Betagtenheim Geserhus in Rebstein. Gleichzeitig präsidiert er die Sektion St. Gallen des Branchenverbandes Curaviva.In vielen Heimen fehlen freiwillige Helferinnen und Helfer, die vor der Pandemie die Fachpersonen unterstützt und den Bewohnerinnen und Bewohnern Zeit und Abwechslung geschenkt haben. «Die Freiwilligenarbeit war auch vom Besuchsverbot betroffen», sagt Déverin. Viele Freiwilligen sind nach den Öffnungsschritten (noch) nicht zurückgekehrt. «Ein Heim kann langfristig nicht ohne Freiwilligenarbeit geführt werden – nur schon aus finanzieller Sicht», sagt er.«Keine falschen Schlüsse wegen Momentaufnahme»Viele Heime sind unterbelegt, was die finanzielle Lage verschärft. «Vor der Pandemie führten die meisten Heime eine Warteliste», sagt Déverin. Geplante Investitionen zurückzustellen, ganz darauf zu verzichten oder gar Heimplätze wegen dieser Momentaufnahme abzubauen, ist gemäss des Curaviva-Präsidenten gefährlich: «Wir und auch die Träger der Heime brauchen jetzt Geduld, bis sich die Situation normalisiert. Die Nachfrage und Belegung wird wieder steigen.» Auch die Zahlen im Geserhus sprechen dafür: Aktuell leben 43 Menschen im Heim, der Tiefstand war 31.«Der Lockdown war für viele eine schwierige und psychisch belastende Zeit», sagt Déverin. Trotz restriktiver Massnahmen sei aber in Heimen sozialer Kontakt möglich gewesen, Alleinstehende hatten diese Gemeinschaft nicht.Eine traurige Tatsache war indes die Häufung der Todesfälle im Heim. «Das Entsetzen über die Todesfälle in den Medien war für mich befremdend. Schliesslich kommen die Leute zu uns ins Heim, um hier ihren Lebensabend zu verbringen. Für uns gehört daher ein würdevoller und selbstbestimmter Umgang mit dem Sterben zum Alltag», sagt Laurent Déverin. Die Heime hätten sich über viele Jahre einen guten Ruf erarbeitet, sagt der kantonale Präsident von Curaviva. «Durch die Pandemie wurden wir in der öffentlichen Wahrnehmung um Jahrzehnte zurückgeworfen. Nun gilt es, das Image durch unsere Arbeit wieder zu korrigieren.»  Über CuravivaCuraviva St.Gallen vertritt als Arbeitgeberverband die Interessen der 118 Betagten- und Pflegeheime im Kanton St.Gallen. Die Mitglieder bieten rund 6400 Langzeitpflegeplätze an und beschäftigen etwa 7800 Mitarbeitende. Der Branchenverband fördert und unterstützt seine Mitglieder in ihrem sozialen Auftrag, betagte Mitmenschen zu betreuen. Zudem vertritt Curaviva die Interessen der Mitglieder gegenüber den Behörden, den politischen Instanzen, den Sozialen Versicherungsträgern und bietet Dienstleistungen an. Präsidiert wird Curaviva St.Gallen seit dem 5. Mai von Laurent Déverin aus Montlingen. Weitere Informationen unter: www.curaviva-sg.ch

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