09.04.2021

«Unsere Welt dreht sich nicht – sie tanzt»

Gemeinsam mit dem Blauen Kreuz St. Gallen-Appenzell bietet die offene Jugendarbeit Walzenhausen seit diesem Frühjahr einen Tanzkurs für Mädchen an.

Von Benjamin Schmid
aktualisiert am 03.11.2022
Zwischen 2012 und 2017 gab es in Walzenhausen bereits eine «roundabout youth»-Tanzgruppe. Damals nahmen Carmen aus Walzenhausen und Ladina aus Lutzenberg daran teil. Während eines Einsatzes in einem Kinderferienlager im letzten Jahr wurde die 23-jährige Ladina auf die Idee gebracht, den Tanzkurs wiederzubeleben.«Das Angebot ist gerade jetzt enorm wichtig für die Kinder, da viele Angebote aufgrund der aktuellen Situation auf Eis gelegt sind. Kinder brauchen einen Ausgleich zur Schule, soziale Kontakte und einen Ort, an dem sie sich entfalten können», sagt die Studentin der sozialen Arbeit.«Wir haben viel Spass und lernen coole Tanzschritte»Statt der erwarteten acht bis zehn Mädchen haben sich für den Startkurs doppelt so viele angemeldet. Die Begeisterung bei den acht- bis elfjährigen Mädchen sei so gross, dass ein Fortsetzungskurs jetzt schon in Planung ist.«Ich bin froh, mitmachen zu können. Wir haben sehr viel Spass und lernen coole Streetdance-Tanzschritte», sagt die neunjährige Leandra. Ausserdem sei es angenehm, dass der Kurs in der Nähe durchgeführt werde und sie für ihn keinen weiten Weg in Kauf nehmen müsse.Neugier trieb die neunjährige Liv dazu, sich anzumel-den: «Mich interessierte, welche Tanzelemente es gibt und wie sie umgesetzt werden.» Sie freue sich jeden Donnerstag auf das Tanzen zu Musik mit ih-ren Freundinnen. «Unsere Welt dreht sich nicht, sie tanzt», sagt Liv. Für die zehnjährige Lorina, die oft zu Hause tanzt, geht ein Traum in Erfüllung: «Ich wollte schon länger an einem Tanzkurs teilnehmen, doch leider wurde nie einer im Dorf angeboten.» In der Schule habe sie den Flyer von «roundabout» gesehen und sofort gewusst, dass sie mittanzen möchte.Es scheint, als ginge es den Mädchen primär um Bewegung und Spass und sekundär um den Tanzstil. «Ich möchte einfach tanzen, mich bewegen und Spass haben», sagt Emirjona. Hauptsache sei, zu cooler Musik tolle Moves zu lernen. Besonders reizvoll findet es die Neunjährige, dass sie bereits nach den sechs Einführungskursen eine Choreografie erlernen, die sie vielleicht auch aufführen dürfen. Ramona ist von den ersten Stunden begeistert: «Ich finde ‹roundabout› megacool. Ich tanze gern für mich, aber mit so vielen Mädchen macht es noch mehr Spass.» Es sei schön, zu sehen, wie alle mitmachen und am gleichen Strang ziehen. Sollte der Kurs fortgesetzt werden, wäre sie sicher wieder mit dabei.Ziel ist es, eine konstante Tanzgruppe aufzubauenNebst der körperlichen Gesundheit haben die beiden Leiterinnen aber auch einen Blick auf die psychische Gesundheit. «Das Angebot zielt darauf ab, dass die Mädchen ihren Körper kennen- und schätzenlernen, ein positives Selbstbild bekommen und bestmögliche Gruppenerfahrungen machen kön-nen», sagt die 23-jährige Carmen. Nebst dem Tanztraining finde auch ein gemütlicher Teil statt, wo die Mädchen über Dinge reden können, die sie beschäftigen – beispielsweise gesunde Ernährung, Mobbing, Jungs und Sexualität oder ein positives Körperbild.Ziel sei es, in Walzenhausen eine konstante Gruppe aufzubauen und somit ein zeitgemässes Angebot für Mädchen vor Ort zu schaffen. 30 bis 60 Franken würde der Kurs pro Halbjahr kosten. «Das Geld geht in eine gemeinsame Gruppenkasse, aus der die Spesen der Leiterinnen entschädigt, Auftrittskleidung für mögliche Events eingekauft und Snacks für den gemütlichen Teil organisiert werden», sagt Rahel Schwarz, die kantonale Leiterin von «roundabout».HinweisWeitere Informationen unter: https://roundabout-network.org/

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