Andreas Broger, Stadt- und Kantonsrat der Mitte, FC-Präsident, Familienvater und Versicherungsfachmann, träumt davon, einst Stadtpräsident von Altstätten zu sein. Doch die Zeit dafür sah er noch nicht gekommen. Und so blieb Ruedi Mattle, GLP, seit zwölf Jahren im Amt, einziger offizieller Kandidat für das Präsidium.
Dann erschien am 16. August ein Leserbrief, in dem die Bürgerschaft aufgefordert wurde, Stadtrat Broger ins höchste städtische Amt zu wählen. Broger gab sich überrascht, bestritt, vom Vorhaben der beiden Leserbriefschreiber gewusst zu haben. Eine Woche später, nach reiflicher Überlegung also, gab er bekannt, dass er eine allfällige Wahl zum Stapi annehmen würde. Wahlkampf aber, das schrieb er den Mitgliedern seiner Partei, würde er nicht betreiben.
Der Gugger, der Vater, der Präsident
Manch einer, der das für bare Münze nahm, dürfte sich nun, wenige Tage später, die Augen reiben. In die Altstätter Briefkästen flattert seit Dienstag nämlich ein Flyer, der hemmungslos Werbung für den Mitte-Politiker macht. Darauf zu sehen: Broger mit Familie, Broger als Sportsmann, Broger als Guggenmusiker, Broger im feinen Zwirn und mit Motorrad. Selbst eine Anleitung, wie der wilde Kandidat zu wählen ist, liefern die Helfer mit.
Andreas Broger hat an den bunten Zetteln, die ihn ins Amt hieven sollen, keine Freude. Gelinde gesagt. Auf Anfrage gibt er an, im Vorfeld nichts von der Aktion gewusst zu haben. «Diese Flyer bringen mich in die Bredouille», sagt er am Telefon, «sie schaden meiner Glaubwürdigkeit».
Ein Hoch auf die Auswahl
Hinter der Wahlwerbung stecken die Autoren des Leserbriefes, der alles ausgelöst hat. Sandro Steiger und Nando Mattle sind Mitte zwanzig und keine Schwergewichte in der Altstätter Lokalpolitik. Ihr Standpunkt: Man wolle den Altstätterinnen und Altstättern eine Auswahl bieten. Ihr «Kandidat» ist von dieser Art der Unterstützung wenig begeistert. Broger findet:
Das war jetzt zu viel des Guten.
Er habe die beiden kontaktiert und ihnen klar gemacht, dass dies nun die letzte Aktion gewesen sein muss. Beim nächsten Mal habe das Konsequenzen.
Broger sorgt sich um seine politische Karriere, befürchtet gar, im schlimmsten Fall nicht einmal mehr in den Stadtrat gewählt zu werden.
Dass Steiger und Mattle noch einmal aktiv werden, glaubt Broger nicht. Sie hätten ihm gegenüber allerdings zugegeben, nicht allein gehandelt zu haben. Wer die Flyer-Aktion finanziert hat, wollten die beiden Broger jedoch nicht verraten. Fortsetzung folgt, ganz bestimmt.