05.06.2020

Unkräuter im Wandel

«Unkraut ist alles, was nach dem Jäten wieder wächst», sagte Mark Twain einmal. Damit liegt er nicht ganz falsch.

Von Eveline Dudda
aktualisiert am 03.11.2022
In den ersten Jahren nach einem Wiesenumbruch treten noch relativ wenige einjährige Unkräuter wie Vogelmiere, Ehrenpreis, Weisser Gänsefuss etc. auf. Aber mit den Jahren werden die Probleme grösser. Im Gemüse- oder Schnittblumengarten sind einjährige Unkräuter besonders lästig, da sie sich dem Rhythmus der Kulturpflanzen angepasst haben. Ohne Saatbeet können einjährige Unkräuter nicht einmal überleben. Doch wenn sie ihre Samen erst einmal im Beet verstreut haben, sind sie kaum noch zu stoppen. Eine einzige Pflanze der Vogelmiere kann zum Beispiel bis zu 15000 Samen bilden, die bis zu 60 Jahre lang im Boden keimfähig bleiben. Dem Hirtentäschel wird sogar nachgesagt, dass eine Pflanze bis zu 90000 Samen verstreuen kann. Kein Wunder, dass diese Unkräuter nach dem Jäten wieder wachsen.Unkräuter wie Klette, Karde oder Wiesen-Bärenklau schliessen ihren Lebenszyklus dagegen in zwei Jahren ab. Sie sind nicht so gut ans Gemüsebeet angepasst, weil sie bei jeder Bodenbearbeitung gestört werden. Sie werden vor allem in Kräutern, Staudenbeeten oder ausdauernden Kulturen wie Obst zum Problem. Allerdings nur, wenn sie versamen konnten. Denn sie gehen ähnlich verschwenderisch mit ihrem Samen um wie die einjährigen Unkräuter.Richtig hartnäckig sind die mehrjährigen, ausdauernden Unkräuter. Bei ihnen handelt es sich oft um wahre Überlebenskünstler. Ihre Überlebensstrategie beruht entweder auf unterirdischen Speicherorganen, aus denen die Pflanze jederzeit wieder ausschlagen kann, sobald die oberirdischen Teile getötet werden. Das ist zum Beispiel beim Scharbockskraut oder dem Kriechenden Hahnenfuss der Fall. Oder sie besitzen die Fähigkeit, aus kleinsten Wurzelstücken wieder auszutreiben, wie Ampfer, Quecke oder Giersch. Ausdauernde Unkräuter bereiten in den ersten Jahren nach einem Wiesenumbruch die grössten Probleme. Dann hilft nur eines: Man muss sie an der Wurzel packen, also mit Stumpf und Stiel vom Beet verbannen. Danach hat man vor ihnen Ruhe und Mark Twain für kurze Zeit unrecht.Eveline Dudda, Hinterforstwww.spriessbuerger.ch

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