27.05.2019

Unauffällig, wirkungsvoll, fair

Nach einem gegen Ende dramatischen Spitzenkampf zwischen Rüthi und Rheineck steht es 3:3. Rheineck hat damit die bessere Ausgangslage für den Gruppensieg, aber Rüthis Alexander Sala weiss: «In den letzten drei Runden kann noch viel passieren.»

Von Beni Bruggmann
aktualisiert am 03.11.2022
Beni BruggmannZentrale Mittelfeldspieler sind oft Regisseure, die das Spiel gestalten, viele Ballkontakte haben, weite Pässe spielen und manchmal das Spiel lautstark dirigieren. Auf jeden Fall fallen sie auf.Bei Rüthis Nummer 24, dem 30-jährigen Alexander Sala, ist das anders. Er gehört mit seinen 1,70 m zu den Kleineren, und weil er weite Wege geht, muss man ihn unter den vielen Akteuren immer wieder suchen. Bei Eckbällen ist er mit seiner Körpergrösse im Strafraum nicht gefragt. Freistoss tritt er keinen einzigen. «Warum soll ich das machen, wenn andere es besser können?»Der Teamplayer dirigiert mit Taten statt WortenJa, was macht er denn überhaupt, dieser Vorarlberger? Er ist dauernd unterwegs, hinten und vorne, immer anspielbar. Und wenn er sich fünfmal frei gelaufen hat und fünfmal den Ball nicht bekommen hat – er bietet sich ein sechstes Mal an. Er hat Übersicht, ist ruhig und ballsicher. Bei ihm ist der Ball in besten Füssen, geht nie verloren und kommt rasch und brauchbar bei einem Mitspieler an. Sala dirigiert nicht mit Worten, er macht es mit Taten. Der perfekte Teamplayer. Alle Tore dieses Spiels fallen in der letzten halben Stunde. Eingeleitet wird die packende Schlussphase von Sala. In der 62. Minute könnte er im Strafraum selber schiessen, doch er legt den Ball seinem Kollegen Marc Schneider vor. Dieser trifft aber nicht. Doch dann geht es Schlag auf Schlag. Sechs Tore und noch einige hochkarätige Chancen in 30 Minuten. Für die Zuschauer ist es ein Spektakel, für Captain Sala eine verpasste Chance: «Es war ein ausgeglichenes Spiel. Wir waren nicht clever genug. Nach dem Führungstreffer haben wir das 2:0 verpasst. Aber in den letzten drei Runden kann noch viel passieren.»Von Vorarlberg über die USA nach RüthiAlexander Sala wächst in Wei­- ler auf und spielt Fussball in den Jugendmannschaften von Sulz, Röthis und Götzis. Später besucht er das Sportgymnasium in Dornbirn und wird zum Stammspieler beim FC Dornbirn, einem Verein in der Regionalliga, der dritthöchsten Liga in Österreich. 2009 geht er in die USA. Er studiert an der Point Park University in Pittsburgh und macht den Master in internationaler Betriebswirtschaft. Während des Studiums spielt er natürlich auch Fussball. Über diese Zeit verliert er keine Worte. Aber das Internet verrät, dass Sala im Uni-Team eine tragende Rolle gespielt hat.Nach vier Jahren kommt er zurück nach Vorarlberg. Bei der Firma Alu-met GmbH in Bludenz findet er eine Anstellung. Er ist verantwortlich für den Einkauf und den Börsenhandel. Neben dem Beruf hat er – er ist Single –immer noch genügend Zeit für den Fussball. Weil sein Vorarlberger Studienkollege Wendelin Hobel beim FC Rüthi spielt, begleitet er ihn auf den Rheinblick. Da ist er nun seit Juli 2013, und seit drei Jahren ist er Captain – von den Spielern gewählt. Schlechte Erinnerungen an die letzte SaisonAm Ende der letzten Saison lag Rüthi mit Rebstein punktgleich auf Platz eins. Die Fairnessrangliste entschied. Rebstein hatte nur 37 Strafpunkte und stieg auf, Rüthi mit seinen 90 (!) musste in der 3. Liga bleiben. Von diesen 90 Strafpunkten hat Sala nur einen einzigen «verbrochen»: Eine Verwarnung während einer ganzen Saison! In dieser Spielzeit sind es auch erst zwei. Und in diesem Spitzenspiel bestreitet er mehrere Zweikämpfe, gewinnt sie meistens und begeht nicht ein einziges Foul. Er möchte dazu nichts sagen. Fairness ist für ihn selbstverständlich. Rüthi ist in dieser Saison (41 Punkte) fairer als vor einem Jahr. Das grösste Kompliment macht sein Trainer. Ante Tomas sagt: «Ich kann Alexander überall einsetzen. Er macht es überall gut.»

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