Dass die Stadt das Verkehrsproblem beim Bahnübergang Grüntal lösen und die nördlichen Industriegebiete beidseits der Bahnlinie besser erschliessen möchte, sei anzuerkennen, meint die IG Grüntalunterführung. Doch sie ist der Ansicht, die lange bevorzugte Ostumfahrung sei nicht der Weisheit letzter Schluss. Im Gegenteil gehe mit einer Ostumfahrung die Zerstörung von viel Kulturland einher – und dies bei hohen Kosten und geringem Nutzen.Problem «ist nicht auf grüner Wiese lösbar»Der Lüchinger Gemüseproduzent Gregor Segmüller hätte die Ostumfahrung direkt vor dem Haus. Doch aus ihm spricht nicht nur der Direktbetroffene, wenn er erklärt, der Bau einer Strasse mit so grossem Landverschleiss könne nicht die intelligenteste Lösung sein. Der Landwirt Christoph Schmid, daheim im Lehmloch 2 östlich der Rietaach, fügt hinzu: «Die Vorstellung einer Ostumfahrung, die wertvolles Kulturland durchschneidet, tut weh – umso mehr in der heutigen Zeit, in der die Versorgungssicherheit wieder stärker im Blickfeld steht.» Das Problem sei dort zu lösen, wo es entstehe, nicht auf der grünen Wiese, sondern beim Grüntal, beim Bahnübergang.IG wirkt allfälligem Planungskredit entgegenEin Planungskredit für die Ostumfahrung wurde an Altstättens Bürgerversammlung im Herbst abgelehnt. Ein daraufhin in Gang gesetztes Mitwirkungsverfahren hat dazu geführt, dass der Stadtrat auch zwei Unterführungsvarianten prüft. Die eine ist ein unterirdischer Kreisel, die andere ein oberirdischer Kreisel schräg gegenüber dem Bahnhofsgebäude (beim ehemaligen Tennisplatz). Für die IG ist schon heute klar: In diese Richtung muss es gehen. Einem weiteren Versuch des Stadtrats, an der nächsten Bürgerversammlung im November den Kredit für eine Ostumfahrung doch noch genehmigt zu bekommen, wirkt die IG entgegen. Nötig sei eine «wirkungsvolle, landschonende Lösung».Nur 20 Prozent weniger Verkehr mit UmfahrungAuch die in Egg bei Zürich lebende Sabine Frommenwiler engagiert sich in der IG. Ihre Urgrosseltern hatten Land im Baffles, pflanzten dort Erdbeeren und Rhabarber. Obschon nach der Anpassung der Linienführung nicht mehr direkt betroffen, setzt Sabine Frommenwiler sich für eine Grüntalunterführung ein. Die diplomierte Naturwissenschafterin ETH, die mit ihrer Firma Öffentlichkeitsarbeit rund um die Themen Energie, Klima und Umwelt verrichtet, hält Verkehrslösungen wie eine Ostumfahrung für «nicht mehr zeitgemäss».Auf ihrem Infoblatt bemängelt die IG Grüntalunterführung den Verlust von vier bis fünf Hektaren Kulturland. Das entspreche ungefähr der Fläche von sieben Fussballfeldern, bei «hohen Kosten und kleinem Nutzen». Das Verkehrsaufkommen beim Bahnübergang würde durch die Ostumfahrung nur um ungefähr ein Fünftel verkleinert. Angesichts von künftig noch mehr Zügen und einer regen Bautätigkeit im Ort fol-gert Gregor Segmüller, es handle sich bei der Ostumfahrung «letztlich um ein Nullsummenspiel». Von den derzeit angenommenen Kosten von 34 Mio. Franken für eine Umfahrungsstrasse hätte die Stadt 20 Mio. oder mehr zu bezahlen, je nachdem, ob der Bund im Rahmen des Agglomerationsprogramms rund ein Drittel der Kosten übernimmt. Der Kanton hat sich im letzten Jahr zurückgezogen. Zwei Vertreter der Rhode in der IGMit Josef Popp, dem noch amtierenden Präsidenten der Rhode Stadt und Vorstadt, sowie seinem bereits gewählten Nachfolger, dem derzeitigen Vizepräsidenten Walter Segmüller, hat die IG Grüntalunterführung zwei prominente Vertreter in ihren Reihen. Abgesehen von den schon genannten Argumenten, ist Popp der Meinung, Altstätten dürfe nun auch einmal für sich selbst schauen. Sollte dem Kanton an einer Umfahrung liegen, hätte er für sie auch seinen Anteil zu entrichten.Walter Segmüller sagt mit Blick auf einen unterirdischen Kreisel, er stelle mit Begeisterung fest, dass es für das Stauproblem beim Bahnübergang eine sinnvolle Lösung gäbe. Die Entwicklung der Stadt sei zu begrüssen, doch einen Fortschritt ohne Kulturlandverschleiss gelte es wann immer möglich vorzuziehen.Die Bevölkerung ist von der Stadt zu zwei Mitwirkungsveranstaltungen eingeladen. Am 16. Juni (19 Uhr) findet der Anlass in Lüchingens Kirche statt, am 22. Juni (19 Uhr) im Altstätter «Sonnen»-Saal. Die IG Grüntalunterführung ruft nicht nur zur regen Teilnahme auf, sondern ermuntert zudem die Stadt zu einer wirklich umfassenden Information. So fehlten bisher Angaben zur Wirkung (Verkehrsentlastung) einer Ostumfahrung oder zur benötigten Kulturlandfläche sowie nähere Ausführungen zu den beiden Unterführungsvarianten. Hier geht's zur Website der IG Grüntalunterführung