13.02.2022

Um über fünf Millionen verrechnet

Statt mit einem budgetierten Verlust schliesst die Rechnung von Thal mit einem Gewinn von 2,5 Millionen Franken.

Von Rudolf Hirtl
aktualisiert am 02.11.2022
Die Befürchtungen, Corona könnte die Gemeindehaushal-te empfindlich treffen, sind offensichtlich unbegründet. Der Reigen der positiven Jahresabschlüsse der Gemeinden in der Region Rorschach geht nämlich munter weiter. Die Rechnung 2021 der Gemeinde Thal schliesst mit einem Gewinn von 2 511 899 Franken. Dies entspricht einer Besserstellung von 5 191 299 Franken gegenüber dem budgetierten Aufwandüberschuss von 2 679 400 Franken. Die budgetierten Aufwandspositionen konnten laut Gemeindevizepräsidentin Miriam Salvisberg nahezu alle eingehalten werden.Bereits 2020 hat Thal das Budget um 22 Prozent verfehlt. Statt einem Minus von zwei Millionen wies das Ergebnis der Gemeinde damals einen Überschuss von sechs Millionen Franken aus. Es muss also die Frage erlaubt, sein, kann der Rat nicht budgetieren, was läuft hier falsch? «Die Frage ist berechtigt, es läuft jedoch überhaupt nichts falsch», sagt dazu Miriam Salvisberg und ergänzt: «Einzelne unvorhersehbare Positionen können ein sorgfältig erstelltes Budget total über den Haufen werfen. Dies ist im Jahr 2021 passiert – zum Glück positiv und nicht negativ.» Bei genauer Betrachtung zeige sich, dass vom Besserabschluss mehr als vier Millionen Franken nicht beeinflussbare Positionen seien. Diese Einnahmen seien natürlich erfreulich.Keine ungewöhnlichen AusreisserDer ausserordentliche Besserabschluss resultiert hauptsächlich aus den Mehrerträgen bei den Steuern juristischer Personen, also Industrieunternehmen und Gewerbe. Laut der Thaler Gemeindevizepräsidentin haben dabei nicht etwa markante Einzelerträge, sondern mehrere Positionen bei juristischen Personen zum guten Einnahmeergebnis beigetragen.Positiv entwickelt haben sich 2021 auch Grundstückgewinnsteuern und Handänderungssteuern. Zum Besserabschluss in Thal beigetragen haben zudem erhebliche Minderaufwände und Mehrerträge bei den Sozialleistungen. Laut Miriam Salvisberg ist das Budgetieren von Sozialkosten nach wie vor sehr schwierig, da diese Zah-len nicht lenkbar seien. Der Nettoaufwand betrage gesamthaft 800 000 Franken weniger. «Zum einen mussten weniger Sozialhilfeleistungen ausbezahlt werden als angenommen, zum anderen konnten in mehreren Bereichen ausserordentliche Rückforderungen geltend gemacht werden.» Salvisberg sagt: «Die ursprünglich wegen der Pandemie befürchteten Mehrkosten sind im prognostizierten Umfang nicht eingetroffen.» Der Thaler Gemeinderat zeigt sich über diesen überraschenden Besserabschluss sehr erfreut.Er sehe diese Zunahmen, gerade in einer unsicheren Zeit wie der heutigen und den anstehenden Investitionen, als willkommenes Polster zur weiteren Sicherung einer stabilen Finanzsituation.Der dritttiefste Steuerfuss der Region bleibtFür das laufende Jahr budgetiert Thal ein Defizit von 2 421 860 Franken. Laut Miriam Salvisberg ist diesbezüglich zu beachten, dass in der Gemeinde mit den Rhoden Buriet, Buechen, Staad und Altenrhein noch umfangreiche Investitionen anstehen, hauptsächlich bei Stras-sen- und Bachunterhalt. Der Gemeinderat befasse sich zudem mit grösseren zukünftigen Projekten wie die Sanierung des Rathauses sowie jener von Schul- und Sportanlagen.Die Finanzplanung für die nächsten fünf Jahre zeige daher eine kontinuierliche Abnahme des Eigenkapitals und eine gleichzeitige Zunahme der Pro-Kopf-Verschuldung. Die Finanzkraft der Gemeinde erlaube es jedoch, den aktuellen Steuerfuss halten zu können. Thal hat nach Mörschwil (75) und Tübach (82) den dritttiefsten Steuerfuss in der weiteren Region Rorschach. Sie sagt: «Das Ziel des Gemeinderates ist es, den attraktiven, tiefen Steuerfuss von 89 Prozent mittelfristig beizubehalten und somit Kontinuität gewährleisten zu können.» Diese kontinuierliche Entwicklung der Gemeinde sei möglich dank der Bürgerschaft, dem lokalen Gewerbe und der Industrie, welche Thal zu ihrem Lebens- und Firmenstandort gewählt hätten.Rechnung der Schule mit PunktlandungAls Schulratspräsidentin liegt Miriam Salvisberg auch, oder besonders, der Nachwuchs sehr am Herzen. Sie sagt zur Schu-le Thal: «Die Bildung schliesst mit einem Mehraufwand von 179 000 Franken ab, was ei-ner Differenz von 1,35 Pro-zent entspricht. Hier kann von einer Punktlandung gesprochen werden.»Mittelfristig müsse bei der Bildung mit einem grösseren Aufwand gerechnet werden, was sich bereits im Budget 2022 abzeichne. Die Digitalisierung, zusätzliche Klassen infolge mehr Schülerinnen und Schülern, der grosse Anstieg an sonderpädagogischen Massnahmen sowie der Unterhalt der Schul- und Sportanlagen würden unter anderem diese Mehrkosten begründen.

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