19.06.2018

Überzeugen statt büssen

Vermehrt fahren Mountainbiker direttissima durch den Wald, selbst durch Wildruhezonen. Förster Robert Kobler will das Problem mit Aufklärung in den Griff bekommen.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Max TinnerFitness, frische Luft, Freiheit, Erholung fernab vom Stress des Berufslebens. Viele schätzen die abendliche Tour mit dem Mountainbike durch den Wald. Robert Kobler gönnt ihnen das, solange sie auf der Strasse bleiben. Nur tun immer mehr genau dies nicht. Der Oberrieter Förster stellt fest, dass vermehrt abseits von Strassen und Wegen gefahren wird, direttissima über den Waldboden.Das Wild zieht sich zurück und frisst Jungpflanzen abWenn immer mehr Leute im Wald Erholung suchen, bedeutet dies zwangsläufig, dass sich das Wild in ruhigere Gebiete zurückzieht. Das ist nicht unproblematisch, weil dort dann praktisch kein Baum mehr aufkommen kann – das Wild frisst die jungen Pflanzen laufend ab. Deswegen haben Forstdienst, Wildhut, Jäger und Waldeigentümer gemeinsam Wildruhezonen ausgeschieden, in denen die Wildtiere ungestört bleiben sollen. Förster Kobler stellt aber fest, dass in jüngerer Zeit Mountainbiker vermehrt selbst dort hineinfahren.Im Wald darf man zwar vieles tun, auch wenn er jemand anderem gehört. Etwa darin Beeren und Pilze suchen. Und ihn frei betreten. Dennoch ist auch der Wald kein rechtsfreier Raum: «Aus dem freien Betretungsrecht kann man kein freies Befahrungsrecht ableiten», hält Kobler fest.Im Wald gilt ein Fahrverbot, auch ohne SignalisationGrundsätzlich sei das Velofahren im Wald nur auf Strassen und Wegen erlaubt und auch dort nur unter Vorbehalten. «Das Fahren im Gelände ist ebenso wenig gestattet wie das Fahren auf Holzrückewegen, alten Holzabfuhrgassen und Trampelpfaden», betont Robert Kobler, «im Wald gilt ein allgemeines Fahrverbot, auch ohne Signalisation.» Das gelte für Mountainbikes genauso wie für Motocrosstöff und Quads.Doch Polizist spielen mag er nicht. Als Förster hat er anderes zu tun, als Mountainbikern, die durch den Wald blochen, abzupassen, um sie dann anzuzeigen. Er versucht deshalb mit Hinweisschildern und Absperrbändern oberhalb besonders sensibler Gebiete Mountainbiker davon abzuhalten, dort hinabzufahren.Wo einer ist, sind bald vieleNicht alle sind einsichtig. Manche Absperrungen aus Sicherheitsbändern, die er zwischen lose auf den Boden gestellte Pfähle gespannt hat, musste er mehrmals wieder aufrichten, weil Biker sie kurzerhand weggeräumt haben. Auch wenn sie sich dessen vielleicht gar nicht bewusst seien, handelten sie damit egoistisch, meint Kobler. Um ihren Erlebnisdrang zu befriedigen, setzten sie sich über Verbote hinweg und schadeten so dem Wald. Jeder denke sich, «wegen mir geht der Wald sicher nicht kaputt». Ein Trugschluss, betont Kobler: «Denn wo ein Einzelner ist, sind bald viele.»Ironischerweise ist Ausgangspunkt für so manche Mountainbiketour just der Forstwerkhof zwischen Oberriet und der Kobelwies. Treffe er dort eine Bikergruppe an, spreche er sie auf die Probleme im Wald an, sagt Robert Kobler. Es mag überraschen, aber gerade Jugendlichen scheinen seine Erklärungen eher einzuleuchten als manchem Erwachsenen. Das ermutigt ihn, es weiter im Guten zu versuchen und an die Vernunft zu appellieren: «Mit Argumenten bringt man die Leute eher zur Einsicht als mit Bussen», ist Förster Kobler überzeugt, «und wenn sich nur zwei von dreien überzeugen lassen, auf den dafür vorgesehenen signalisierten Strassen und Wegen zu bleiben, ist schon viel gewonnen.»

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