«Noch bevor der hl. Petrus am Himmelstor meine Ablassbriefe überprüft hat, hat mir der Teufel sie aus der Hand gerissen und in den Feuerschlund geworfen. Halt! Das sind meine Ablassbriefe, mit denen ich mir den Himmel erkauft habe!» – «Nützt nichts. Ich kann nicht lesen, faucht der Teufel, und zerrt mich ab in die Hölle.»Nach dem ersten Schmunzeln steigen Bilder und Fragen auf.Das Ewige Gericht ziert Eingänge von unzähligen Kirchen aus dem Mittelalter. Die Fremdenführer weisen die Touristen auf die grossartigen Darstellungen hin. Denk daran, wenn Du diese Kirche betrittst – auch Du wirst einst vor diesem Gericht zu erscheinen haben und Rechenschaft über Dein Leben ablegen müssen.Fragen über Fragen. Hat mein Leben Auswirkungen auf mein ewiges Leben? Gibt es eine göttliche Vergeltung, Abrechnung? Oder wie stelle ich mir das vor? Gibt es für mich überhaupt den Gedanken und den Glauben an ein ewiges Leben? Ein Leben nach dem Tod? Oder ist mir das gleich? Beurteile ich mein Tun überhaupt? Und nach welchen Kriterien? Etwa im Hinblick auf Erfolg oder …? Was schaut da heraus? Welche Auswirkungen hat mein Handeln auf andere? Worauf kommt es mir denn letztlich wirklich an? Was geht mich und uns unbedingt an? Und ist was Richtschnur für mein Handeln? Gibt es für mich – und für alle – eine ausgleichende Gerechtigkeit? Eine endgültige Vergeltung?Keine billigen Antworten zählen da. Oder kaufe ich mir heimlich, ohne es selber zu merken – auch Ablassbriefe? Während ich das schreibe, merke ich: Auch ich brauche Zeit, um darüber nachzudenken.Philipp HautleRebstein