29.09.2019

Überlegen zum Unentschieden

Für Au-Berneck fühlte sich das Resultat wie eine Niederlage an, für Altstätten wie ein Sieg – es war aber für beide ein 2:2.

Von ys
aktualisiert am 03.11.2022
«Nach dem Spielverlauf ist das Unentschieden wie ein Sieg», freute sich Altstättens Trainer Ralph Heeb. Seine Mannschaft musste sich nach der 25. Minute und einer berechtigten roten Karte gegen Jan Liechti in Unterzahl wehren. «Die Spieler kämpften sehr gut, auch wenn wir natürlich Glück hatten», sagt Heeb.Das Glück bestand in der Torblockade der Gastgeber. Beispielhaft sind die letzten zehn Minuten vor der Pause: Zuerst ging ein Schuss von Rilind Shala haarscharf daneben. Wenig später scheitert Mergim Osmani, weil Thomas Ritter gerade noch seinen Fuss hinhält. In der nächsten Szene verballert Osmani das Spielgerät. Dann bleibt Keeper Andrin Dietsche Sieger im Duell mit Nurkan Irahimi.In der Nachspielzeit darf Altstätten einen Freistoss treten. Julian Bösch nimmt von halblinks aus 20 Metern Anlauf – und versorgt den Ball mustergültig im Tor. Statt 3:1 für Au, hiess es zur Pause 2:1 für Altstätten.Altstätten läuft in Führung liegend in einen KonterIn der Pause stellten sich die Gäste besser auf die Unterzahl ein. «Phasenweise sah man gar nicht, dass wir ein Spieler weniger sind», sagt Heeb. Zu Beginn der zweiten Halbzeit hatte der FCA seine beste Phase – beendet wurde sie vom Ausgleichstreffer des Heimteams: Ein Abwehrversuch von Raoul Marino wird zur Vorlage für den am Mittelkreis lauernden Rilind Shala. Unbegreiflicherweise findet er von dort freie Bahn, um aufs Tor zu ziehen. Ritter hätte Shala allenfalls stoppen können, aber nur auf Kosten eines weiteren Platzverweises.Danach vergaben Nurkan und Lendim Ibrahimi, Mergim Osmani, Rijad Abazi sowie die eingewechselten Emir Muratoski und Aleks Vujinovic Möglichkeiten in Serie. Entweder tappten sie in die Abseitsfalle, scheiterten an einem Abwehrbein oder ihrer Zielungenauigkeit. Oder Dietsche stand dem Torerfolg im Weg. Der Altstätter Goalie hat sich im internen Duell um die Nummer 1 gegen Mirel Eugster durchgesetzt – mit dieser Sicherheit ausgestattet, hält er wieder so stark wie in der letzten Rückrunde.Das Derby war unterhaltsam – und auch farbenfroh: Schiedsrichter Stefan Eicher zückte neun gelbe Karten (eine an die Adresse von Altstättens Trainer) und zeigte je einmal Gelb-Rot und Rot. «Zu viel für ein faires Spiel», sagt Au-Bernecks Captain Kevin Jung. Allerdings waren viele knackige Fouls darunter, die zurecht eine Verwarnung nach sich zogen.«Riesenproblem in der Offensive» Chancenvergeber Daniel Lichtenstern, ursprünglich vom FC Au-Berneck, eröffnete das Spiel mit einem Tor in der zweiten Minute. Der zentrale Mittelfeldspieler traf damit im dritten Spiel nacheinander gegen seinen Ex-Verein.Auch Lendim Ibrahimi, der in der 22. Minute den 1:1-Ausgleich erzielte, hat in allen drei letzten Spielen zwischen den beiden FCA ein Tor erzielt. Auch er ist ein zentraler Mittelfeldspieler. Torgefahr ging von ihm aber kaum aus, er war später wie seine Kollegen an vielen vergebenen Chancen beteiligt.«Wir hätten 6:1 oder 7:1 gewinnen müssen», ärgerte sich Trainer Ridvan Yazici, «aber wenn man so viele Chancen nicht verwertet, kann man nicht siegen. In der Offensive haben wir ein Riesenproblem.» Tatsächlich kamen die Gastgeber, die mehr als eine Stunde in Überzahl spielten, zu einem Chancenverhältnis von etwa 12:3. Fakt ist auch, dass die Auer Abschlussschwäche vom Samstag kein Einzelfall war.Mit zwei Toren in der fünften Runde hat Au-Berneck sein bisheriges Saisontotal sogar verdoppelt: In 450 Minuten haben die Auer nur vier Tore erzielt. So wundert es nicht, dass sie in der noch jungen 2.-Liga-Meisterschaft einen Abstiegsplatz belegen (allerdings ist Altstätten nicht besser dran).Die Schwäche im Abschluss ist zum Teil eine Frage der Qualität und zunehmend auch des Selbstvertrauens. Doch sie hängt auch damit zusammen, dass die Spieler ihre Rolle nicht finden. Der beste Auer am Samstag, Rilind Shala, wirkte links und rechts belebend, aber nicht im Zentrum, wo sich Torgefahr manifestiert. Und Rijad Abazi, dem technisch wohl besten Fussballer im Rheintal, mangelt’s zurzeit an Effizienz. Seine stupende Ballbehandlung ist offenkundig, aber oft macht der offensive Mittelfeldspieler das Auer Angriffsspiel umständlich. So findet Abazi kaum Situationen vor, in dem er seine klugen und präzisen Pässe ins Zentrum spielen kann. 2. Liga, Gruppe 1Au-Berneck – Altstätten 2:2 (1:2)Degern – 250 Zuschauer – SR: Eicher.Tore: 2. D. Lichtenstern 0:1, 22. L. Ibrahimi 1:1, 45 + 2. Bösch 1:2; 54. Shala 2:2.Au-Berneck: Jung; Roth, Riedeberger, Marino, Schwendener; Aliu (63. Muratoski), L. Ibrahimi (87. S. Pirabakaran); Shala, Abazi (88. T. Dierauer), Osmani (79. Vujinovic); N.Ibrahimi.Altstätten: Dietsche; Eugster, Moser, Ritter, Liechti; Liiro (81. Ergens), Bösch, D. Lichtenstern (79. Y. Kuster), Steiger (59. Streule); Gächter, Hujdur.Gelbe Karten: 23. Ritter (Foul), 45. Dietsche (Reklamieren); 53. Marino, 67. Gächter, 70. N. Ibrahimi (alle Foul), 75. Trainer Heeb, 76. Eugster, 77. Bösch (alle Reklamieren), 90 + 3. S. Pirabakaran (Foul).Gelb-rote Karte: 89. Marino (Foul).Rote Karte: 25. Liechti (Foul).  

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