10.01.2019

Über Stock und Stein durchs Tal

In fünf einwöchigen Etappen führt die Weitwanderung Via Liguria vom süddeutschen Weingarten an die Mittelmeerküste. Der Weg führt durch das Rheintal. Die Lüchingerin Leis Burchia ist ihn auch schon gegangen.

Von Remo Zollinger
aktualisiert am 03.11.2022
Remo ZollingerWeitwanderungen sind Leis Burchias liebstes Hobby. Spricht sie davon, zu Fuss ins Aargau oder nach Hannover zu gehen, scheint das ganz selbstverständlich. Die Seniorin erzählt gern von ihren Wanderungen, reiht eine Anekdote an die nächste. Sie erzählt, wie die Bewohner von Pagazzano (I) ihrer Wandergruppe ein wunderbares Buffet hergerichtet haben. Oder wie sie unter Zäunen durchrobben musste, um ans Ziel zu gelangen.Leis Burchia sagt: «Ich wandere nicht gern zweimal den gleichen Weg.» Das braucht immer wieder neue Inspiration. Solche findet sie auch im Internet. Als sie sich in einem Wanderforum mit anderen Begeisterten austauschte, lernte sie Jochen Ebenhoch kennen. Der Deutsche suchte einen Weg durch die Po-Ebene, um die Route seiner Wanderung Via Liguria fertigzustellen.Umwege für Mensch, Natur und KulturDas ist dem Chemiker aus Weingarten in Baden-Württemberg gelungen. Er hat eine Wanderung kreiert, die in fünf rund einwöchigen Etappen von der Basilika Weingartens nach Portovenere führt. Fünf Länder gilt es auf 715 Kilometern zu durchqueren, ehe die Reise am Mittelmeer endet. Jochen Ebenhoch bietet die Wanderung in einer Gruppe mit Begleitung an.Dabei geht es nicht darum, so schnell wie möglich am Ziel anzukommen. «Zur Via Liguria gehört auch, für Landschaft, Mensch und Kultur einen Umweg zu machen. Der Sport steht nicht im Vordergrund», sagt Jochen Ebenhoch. Es bleibe stets Zeit, lokale Spezialitäten zu kosten und die Flora und Fauna der Regionen zu beobachten. Auch er selbst hat viel Neues kennen gelernt, als er die Route festmachte. Dazu gehört die Rheintaler Küche, in der es Spezialitäten gibt, die am Bodensee weniger bekannt seien – etwa Ribel oder Mostbröckli.Innerhalb der ersten Etappe geht die Wanderung für drei Tage durch das Rheintal. Zwei Übernachtungen sind hier geplant, in Diepoldsau und in Altstätten. Jochen Ebenhoch sagt, das Rheintal sei sehr interessant, seine Landschaft wild und wunderschön. Und es sei in der Bodenseeregion «vielleicht zu wenig bekannt». Dabei gebe es so viele Höhepunkte: Der Fluchtweg am Rohr sowie das Spargelstechen in Diepoldsau beispielsweise, oder der Rheintaler Höhenweg. Speziell erwähnt er das fast schon mystisch anmutende Bruggtobel, durch das der Weg von Marbach nach Altstätten führt. Einerseits, weil dort der seltene gelbe Salbei zu finden ist, andererseits, weil es ein abgelegener Weg ist.Denn während der Wanderung geht es nicht nur über herkömmliche Wanderwege, sondern auch mal querfeldein, über Stock und Stein. Auch hier.Das Wandererlebnis schweisst zusammenGibt es besonders schwierige Abschnitte, meistert die Gruppe diese zusammen. Das gehört zum Erlebnis, es schweisst die Teilnehmer zusammen. Viele, die die Via Liguria gemacht haben, suchen eine kleine Auszeit und dazu gehört gerade dies. «Wenn sie mit dem Weg beschäftigt sind, denken sie nicht an die Arbeitswelt», sagt der Wanderleiter.Von fordernden Passagen, etwa einem steilen Abstieg durch Felsen, erzählt auch Leis Burchia. «Man braucht die Stöcke», sagt sie. Eine Kaffeefahrt sei die Wanderung trotz Gemütlichkeit nicht. Die Kombination aus Sport und Kultur mache die Via Liguria so reizvoll.Jemand wird den Weg aber kaum je zurücklegen: Leis Burchias Ehemann Ferruccio. Er ist auch leidenschaftlicher Wanderer, hat aber ganz andere Vorlieben. «Ich brauche die Berge, die steilen Felsen», sagt er. So wandern Burchias stets getrennt – und tauschen dann während und nach den Wanderungen die neuen Erfahrungen aus.Jochen Ebenhoch führt am Dienstag, 15. Januar, um 19 Uhr im Hotel Hecht in Rheineck einen Bilderabend zur Via Liguria durch. www.via-liguria.de

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