Rudolf HirtlSie fallen sofort auf, die hellen Stellen an Bäumen entlang der Burietstrasse in Thal. Biber haben dort beim Seegraben mehrere grosse Weiden und Pappeln angeknabbert. Allerdings nur seeseitig, denn die Bäume, die zwischen Graben und Strasse stehen, hat die Ortsgemeinde Thal bereits vor zwei Jahren mit Drahtgeflecht schützen lassen. Auch wenn Biber nicht in der Lage sind, einen mittleren Baumstamm innert einer Nacht zu fällen, haben das kantonale Strasseninspektorat und vor allen der kantonale Wildhüter Mirko Calderara ein wachsames Auge auf die Bäume, die schlimmstenfalls auf die Burietstrasse fallen könnten. Am Flugplatz kein Biber-Problem«Die Bäume stehen auf dem Gelände des Flugplatzes. Wir haben die Verantwortlichen dort informiert, doch bis jetzt wurde nichts unternommen», sagt der Wildhüter. Aiport-Sprecher Thomas Mary verweist darauf, dass das Gelände nur gepachtet und auch diesseits des Seegrabens im Besitz der Ortsgemeinde sei. «Wir klären derzeit mit der Ortsgemeinde ab, welche Massnahmen zu ergreifen sind. Solange die Bäume nicht umzustürzen drohen, sehen wir noch keinen Handlungsbedarf.» Abgesehen von den angenagten Bäumen habe sich die Ansiedlung bisher auf dem Airportgelände nicht negativ bemerkbar gemacht. Entlang des Seegrabens mussten bisher aus Sicherheitsgründen ein halbes Dutzend Bäume gefällt werden, allerdings mehrheitlich Weiden: der Lieblingsbaum der Biber. Der Schaden ist laut Mirko Calderara gering, da Weiden schnell nachwachsen. Laut Andy Bärlocher, Forstkommissionspräsident der Ortsgemeinde Thal, wurden die Bäume oberhalb der Frassspuren abgeschnitten und die Stümpfe stehen gelassen, damit die Tiere weiterknabbern können. Auch einige der nun frisch angekauten Bäume würden gefällt, andere mit Drahtgeflecht geschützt. Bärlocher räumt ein, dass Biber die Ortsgemeinde mittlerweile ordentlich auf Trab halten. Frassspuren sind mittlerweile an zahlreichen Orten in der Region zu entdecken. Im Raum Thal – Altenrhein leben 20 bis 25 BiberIm Frühling 2006 wurden erstmals Spuren eines Bibers im Gebiet Eselschwanz entdeckt. Rudolf, so hatte ihn Biberschutzfachmann Markus Moser getauft, war zuerst alleine unterwegs. Der damals zweijährige Biber, der vermutlich aus der Region Radolfzell oder aus Bayern zuwanderte, gründete aber schon bald eine Familie. Heute schätzt Mirko Calderara den Bestand in der weiteren Region Rorschach – Unteres Rheintal auf 150 Tiere. Allein im Raum Thal – Altenrhein dürften es 20 bis 25 Biber sein. Mehrheitlich konstante Wasserstände in den hiesigen Bächen seien mit ein Grund, weshalb sich die Pflanzenfresser hier wohlfühlten.Die meisten Leute freuen sich und beobachten das Treiben gespannt, wobei die Tiere selbst kaum einmal zu sehen sind. Welch genialer Baumeister der Biber ist, zeigt sich aktuell an der Mündung des Seegrabens. Mit Zweigen, Stämmen, Steinen, Schlamm, Schilf und was ihm sonst zwischen die Pfoten kommt, hat er dort einen Damm gebaut. Der dadurch entstandene Stausee verhindert, dass die Eingänge zum Biberbau trocken liegen. Wenig Freude am Damm hat allerdings die Politische Gemeinde Thal, zumal an dieser Stelle bei Hochwasser Schotten das Seewasser zurückhalten sollen. «Wir haben die Situation im Auge. Bodenseehochwasser kommt ja nicht von heute auf morgen. Im Notfall haben wir den Damm des Bibers rasch beseitigt», sagt dazu Calderara. Durchaus wanderlustige TiereBiber sind in der Regel eher scheue Gesellen. Sind sie aber auf der Suche nach einem Quartier, weil sie von den Eltern aus dem Bau gewiesen wurden, legen sie erstaunlich weite Strecken zurück. Wie etwa jener Jungbiber, der im April 2017 in Goldach kurz vor 23 Uhr seelenruhig auf der St. Gallerstrasse in Richtung Rorschach spazierte. Der wanderlustige Nager wurde vom alarmierten Wildhüter in eine Metallkiste gepackt, nach Altenrhein gefahren und dort freigelassen. Gut möglich, dass er der geschickte Dammbauer ist.