1958 wurde im Rheinvorland mit gut zwei Dutzend Teams das erste Grenzlandturnier ausgetragen. Mittlerweile ist es das weltweit grösste jährlich stattfindende Faustballturnier. Am Wochenende massen sich über 110 Teams aus Deutschland, Österreich, Brasilien sowie der Schweiz bei Hochsommerwetter mit Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke.
OK-Präsident Aybars Atilla sagte: «Es war ein fantastisches und sehr faires Turnier, ein grosses Fest für die Faustballerfamilie.» Egal, wen man fragte: Alle waren voll des Lobes über das Turnier. Ein Spieler eines deutschen Teams schwärmte von der Mittagsverpflegung, die super geklappt und obendrein ausgezeichnet geschmeckt habe. Ein Senior aus Süddeutschland genoss mit seinen Teamkollegen auf mitgebrachten Campingstühlen den angenehmen Schattenplatz, nahm einen Schluck aus der Wasserflasche und sagte:
Es ist eine unglaublich schöne, friedliche Atmosphäre. Und sogar den Sommer haben sie zum Turnier dazugebucht.
Zwei Faustballer aus Österreich beantworteten die Frage, was sie nach den Spielen tun werden, mit: «Schau ...» – beide zeigten in Richtung der gutbesuchten Badi – «... genau dorthin gemma’ nochher!»
Der Final der Männer bot Hochspannung
Für Deutschland war das Turnier wichtig, weil sich nach dem Weltmeistertitel im letzten Jahr neun Spieler aus dem Nationalteam verabschiedeten. Der amtierende Welt- und Europameister war in Widnau in der Elite-Kategorie mit drei Teams dabei. Das Grenzlandturnier galt als letzte Selektionshürde für die bald in Frauenfeld stattfindende EM. Den Turniersieg schaffte Deutschland II.
In einem spannenden Final musste der Sieger im Entscheidungssatz ermittelt werden. Anfangs mussten die Deutschen bös untendurch. Der Gegner, die zweite Mannschaft des letztjährigen Turniersiegers Novo Hamburgo, führte rasch 5:0 und nutzte dabei die vielen Fehler des Gegners aus. Deutschland kam nach und nach besser ins Spiel, doch am 11:3-Satzsieg der Brasilianer änderte sich nichts mehr – dafür aber im zweiten Satz. Deutschland führte 5:1 und 8:3, ehe sich die Novo-Hamburgo-Akteure fingen und bis auf 8:6 herankamen – letztlich den Satz aber doch 8:11 verloren.
Der Entscheidungssatz bot jene Spannung, die Faustball so faszinierend macht. Deutschland legte vor, die Brasilianer glichen aus, bis es 8:8 stand. «Holen wir das Ding!», rief der deutsche Captain seinen Teamkollegen zu. Und so war es auch: Beim Stand von 10:8 verwertete Deutschland II den Matchball. Nicht nach Wunsch lief es den Rheintaler Teams in der Elite-Klasse: Diepoldsau-Schmitter schied in der Vorrunde aus, der Gastgeber Widnau kam bis in den Viertelfinal.
Für die Brasilianer ging es am Montag zurück in die Heimat. Natispieler Gabriel Heck sagte: «Wir fliegen via Frankfurt nach São Paulo, dann geht’s in einer weiteren Flugstunde nach Florianópolis. Und dann steht eine achtstündige Autofahrt bis zuhause an.» Novo Hamburgo liegt in der Nähe der Grossstadt Porto Alegre, gut 300 Kilometer von der uruguayischen Grenze entfernt. Aktuell seien Reisen in der Region schwierig, weil der Bundesstaat Rio Grande do Sul noch immer mit den Auswirkungen der Überschwemmungen vom Mai zu kämpfen habe, sagte der stets fröhliche Heck, dessen Lachen für einem Moment aus dem Gesicht wich.
Im A-Final der Frauen standen sich Sogipa Porto Alegre und Kellinghusen gegenüber. Die Brasilianerinnen, die im Halbfinal Diepoldsau-Schmitter besiegten, dominierten im ersten Satz eindrücklich. Erst bei 9:0 für Sogipa gewannen die Fausterinnen aus Schleswig-Holstein, dem nördlichsten deutschen Bundesland, ihren ersten Punkt. Der zweite Satz war ausgeglichener, doch mit dem Resultat von 2:0 (11:1, 11:9) gewann Sogipa das Turnier. Diepoldsau sicherte sich mit einem 19:12-Sieg im Spiel um Platz drei gegen die FG Elgg-Ettenhausen den Podestplatz.
Zwei weitere Leckerbissen warteten am Freitag- und Samstagabend auf das viele Publikum. Am Freitag stand das Schweizer Männer-Nationalteam Deutschland gegenüber. Die Schweizer, bei dem Widnaus Captain und Abwehrchef Yanick Linder dabei war, verloren 1:4. Der Favorit überzeugte und zeigte, weshalb er an der EM der ganz grosse Titelfavorit ist.
Nationalteams standen im Testspieleinsatz
Die ersten drei Sätze verloren die Schweizer mit jeweils 5:11. Die Fehlerquote war zu hoch. Das Team von Nati-Trainer Adrian Schär stemmte sich dann aber gegen die Niederlage und entschied den vierten Satz tatsächlich mit 11:8 für sich. Im fünften Satz spielten die Deutschen ihre Klasse aus, gewannen wieder 11:5 und damit auch das Spiel mit 4:1.
Am Samstag standen die Schweizer Frauen dann Österreich gegenüber. Viele Fans verfolgten, wie die Schweizerinnen mit einer überragenden Tanja Bognar, deren unberechenbare Rückschläge und Services die Gäste vor grosse Probleme stellte, mit 4:0 (11:7, 11:7, 11:6, 11:6) gewannen. Mit der stark kämpfenden Mirjam Schlattinger in der Mitte stand auch eine zweite Rheintalerin im Team. Im November stehen für die Schweizerinnen internationale Titelkämpfe an, wenn in Argentinien die WM stattfindet.
Bei den Männern A gab es ein Rheintal-/Vorderländer Podest: Diepoldsau-Schmitter II gewann vor Widnau II und Walzenhausen. Diepoldsau gewann auch die U16-Wertung der Buben – und auch die Siege in den Kategorien U12 und die U10 sicherten sich die Talente von der Rheininsel.
65. Grenzlandturnier Widnau
Ranglistenspitzen Männer
Elite: 1. Team Deutschland II, 2. Novo Hamburgo II, 3. Deutschland I – 5. Widnau. Wasi-Cup: 1. (13.) Neuendorf – 18. Diepoldsau-Schmitter. Männer A: 1. Diepoldsau II, 2. Widnau II, 3. Walzenhausen. Männer B: 1. Bayer Leverkusen, 2. Rickenbach-Wilen, 3. Affeltrangen Sen. – 7. Widnau, 13. Rebstein und Montlingen Sen., 15. Montlingen und Berneck. Senioren: 1. Affeltrangen, 2. Offenburg, 3. Montlingen.
Ranglistenspitzen Frauen
Frauen A: 1. Sogipa Porto Alegre, 2. Kellinghusen I, 3. Diepoldsau. Frauen B: 1. Augsburg 1847, 2. Kellinghusen I, 3. Österreich U18 I – 10. Widnau.
Juniorinnen und Junioren
U18/U16 männlich: 1. Bezirk Schwaben II, 2. Ri-Wi, 3. Diepoldsau. U16: 1. Diepoldsau. U18/U16 weiblich: 1. Kellinghusen, 2. Bezirk Schwaben I, 3. Bezirk Schwaben II. U16: 1. Kellinghusen. U14: 1. Elgg, 2. Schwaben, 3. Ettenhausen I – 5. Widnau, 6. Diepoldsau. U12: 1. Diepoldsau I, 2. Ettenhausen, 3. Widnau – 7. Diepoldsau II. U10: 1. Diepoldsau I, 2. Ettenhausen I, 3. Ri-Wi I – 9. Widnau I, 12. Widnau II, 15. Widnau III, 16. Diepoldsau II.
Alle Resultate und die kompletten Ranglisten gibt’s unter www.faustball-widnau.ch/grenzlandturnier/