02.07.2018

Tunnelblick statt Seitenblick

Heute fällt es vielen schwer, zur Seite zu blicken: Es gilt der Tunnelblick. Die Schweiz spielt im WM-Achtelfinal gegen Schweden. Wenn das Spiel angepfiffen wird, sitzen wieder Millionen vor dem Fernseher, analysierend, lamentierend, witzelnd.

Von rez
aktualisiert am 03.11.2022
Die Arbeitgeber, die auf einen Teil der Belegschaft wegen früherem Feierabend verzichten müssen, könnten einem fast leid tun. Vor allem, wenn «ihre» Mannschaft schon aus dem Turnier ausgeschieden ist, wie etwa die Lederhosen oder die Paellas. Heute spielt die UBS gegen IKEA, Fondue gegen Köttbullar und so weiter. Jede WM ist eine Gelegenheit, mit Stereotypen um sich zu schmeissen. Jeder ist ein wenig lustig (nur nicht der schwedische Spieler, der so heisst: Er muss sich konzentrieren), selbst gestandene Journalisten. Manche lachen, wenn der Kommentator einen Spieler als Schwedenkasten bezeichnet, andere schütteln den Kopf, wenn ein Spieler einen anderen «vermöbelt». Ich gehöre zur zweiten Kategorie. Nicht dass ich witzfrei wäre. Aber Witze, die sich ständig wiederholen, verlieren ihre Bedeutung. Für die Stereotypen gilt: Ich Kenne Euch Alle. Und Bitte, Stop. Stereotypen sind doof. Wir wissen langsam, dass die Amerikaner dank diesem Spiel nun endlich die Schweiz und Schweden voneinander unterscheiden können. Will die Schweiz endlich einen Schritt nach vorne tun, muss sie heute gewinnen. Dann folgt ein Duell mit Fish & Chips oder Kokain. Im Halbfinal gäb’s dann Vodka oder Cevapcici.   Ich kriege Hunger. Und Durst. Ich mache jetzt Feierabend.

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