07.03.2019

Tunnel nicht durch Pudding bauen

Noch ist die Wahl der Trassees für eine Entlastungsstrasse zwischen Vorarlberg und der Schweiz allem Anschein nach nicht abgeschlossen. Letzte Woche stellten die Vorarlberger Grünen die Variante V vor.

Von Kurt Latzer
aktualisiert am 03.11.2022
Kurt LatzerDie seit über 50 Jahren geplante Verbindungsstrasse zwischen Vorarlberg und St. Margrethen beschert den Politikern ennet dem Rhein einmal mehr rote Köpfe. Während sich das Land Vorarlberg und die Asfinag (österreichische Autobahnen und Schnellstrassen Finanzierungsgesellschaft) bis spätestens 2020 auf eine der beiden Varianten (Z oder CP) festlegen wollen, bringen die Vorarlberger Grünen eine weitere Variante ins Spiel. Die S 18 ist nach der Meinung der Grünen wegen der Bodenbeschaffenheit im Riet weder technisch noch finanziell realisierbar.Nicht neu planen, Bestehendes diskutieren«Die von uns vorgeschlagene Variante hat ein viel geringeres Prozessrisiko und wäre technisch, finanziell und vom Umweltrisiko her viel leichter machbar als die bisherigen Varianten», sagt Adi Gross, Obmann der Grünen im Vorarlberger Landtag.Das «Grünen»-Konzept sieht einen Tunnel vor, zwischen der Vorarlberger Autobahn A14 und der Rheintaler Autobahn südlich von Diepoldsau, dazu eine Strasse zwischen Höchst und St. Margrethen. Doch warum kommen die Grünen erst jetzt mit dem Vorschlag, gegen Ende der Prüfung bestehender Varianten?«Es steckt kein Kalkül dahinter. Die Abklärungen zur Variante V haben viel Zeit in Anspruch genommen», sagt Gross. Detaillierte Pläne zum Tunnel und der Strasse gebe es, man knüpfe an bereits Bestehendes an. «Jetzt eine komplett neue Trassenführung zu planen, wäre illusorisch», sagt der Grünen-Obmann.Pläne für eine Brücke beim Höchster Ortsteil Brugg und dem A1-Anschluss-Stumpen in St. Margrethen existierten bereits, ebenso eine Streckenführung für die Entlastung Diepolds-aus. «Wir müssen doch zusammensitzen können, um über kürzere Entlastungswege, wie etwa Diepoldsau Süd, zu diskutieren», sagt Adi Gross. Bis in 100 Meter Tiefe gibt es nichts FestesDie Vorarlberger Grünen glauben nicht an einen Strassenbau durch das Riet mit Tunnels. «Aus Gesprächen weiss ich: Die Asfinag selber rechnet nicht mit einer Eröffnung vor 2035», sagt Adi Gross. Videoaufnahmen der Bohrkerne aus dem Riet verdeutlichten, wie schwierig der Bau einer Strasse oder von Tunnels wäre. «Bis in eine Tiefe von hundert Meter gibt es nur flüssigen Lehm und Torf, da ist nichts Fes­tes», sagt der Grünen-Obmann, «laut Asfinag gibt es in Holland europaweit ein Projekt, bei dem man in ‹Pudding› einen Tunnel gebaut hat.» Vorschlag gefährde das gesamte ProjektKein Verständnis für das Vorpreschen der Grünen hat der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner. Es sei fünf vor zwölf in Sachen Trassenentscheidung, die Asfinag stehe kurz vor einem Baubeschluss. «In dieser Phase einen Vorschlag einzubringen, der bereits im Jahr 2011 eingehend geprüft wurde, ist nicht nur unseriös, sondern gefährdet das ganze Projekt», wird Wallner letzte Woche in den «Vorarlberger Nachrichten» (VN) zitiert. Die Landesregierung habe sich klar für die Variante Z als beste Lösung mit der optimalsten Verkehrsauslastung ausgesprochen.Harsche Kritik an die Adresse der Grünen gibt es auch von der Vorarlberger Wirtschaftskammer, der Industriellenvereinigung und der FPÖ. Laut Martin Ohneberg, Präsident der Indus­triellenvereinigung, widerspreche die Ankündigung der Grünen nicht nur dem vereinbarten Arbeitsprogramm der Landes­regierung, sondern gefährde vorsätzlich die intensive, jahrzehntelange Planung. «Jetzt, kurz bevor das Projekt in die Umsetzungsphase kommt, will man wieder zurück an den Start und die Menschen wieder warten lassen», heisst es in der Stellungnahme der FPÖ in den VN. Weitere Verzögerungen und neue Varianten jetzt ins Spiel zu bringen, sei laut Wirtschaftskammer-Präsident Hans Peter Metzler nicht tolerierbar. Auch die Vorarlberger Wirtschaft brauche infrastrukturelle Lösungen bei Verkehrswegen dringend.

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