14.05.2021

Tunnel nach drüben wäre möglich

Technisch könnten die Autobahnen mit einem Tunnel verbunden werden. Das zeigt eine Studie.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Gert BrudererIm Auftrag des kantonalen Tiefbauamts hat die Zürcher Firma EBP Schweiz AG die Studie erarbeitet. Deren Quintessenz lautet: Bautechnisch könnten die Autobahnen auf Schweizer und auf Vorarlberger Seite mit einem Tunnel verbunden werden – und zwar so, dass diese Verbindung mit Blick aufs Grundwasser bewilligungsfähig wäre. Die zudem geprüfte Frage, ob auf Schweizer Seite die Möglichkeit zum Bau einer Zollanlage bestünde, wird ebenfalls bejaht.3,5 km lang, bis 50 m unter GrundwasserspiegelIndem der erste Tunnelabschnitt auf die Grundwasserströmung auszurichten wäre (und somit parallel zur Autobahn verliefe), käme der Tunnel auf die beachtliche Länge von 3,5 Kilometern. Dies bedeutet gegenüber der ursprünglichen Tunnelidee eine Verlängerung um 1,1 Kilometer.Bei einer Tunnellänge von 3,5 Kilometern sind zusätzliche Ausstellbuchten und Lüftungszentralen nötig.Eine direkte Tunnelverbindung zwischen den Anschlussknoten A13 (CH) und A14 (Vorarlberg) hätte zur Folge, dass die Grundwasserwanne und der erste fallende Tunnelabschnitt mehr oder weniger quer zur Grundwasserströmung lägen. Die Grundwasserströmung «würde auf der Vorarlberger Seite im Rheinschotter und in den darunter liegenden Deltaablagerungen auf mehreren Hundert Metern stark beeinträchtigt», heisst es in der Studie. Eine direkte Tunnelverbindung quer zur Grundwasserströmung sei daher nicht bewilligungsfähig.Bei der unterirdischen Verbindung handelt es sich um einen einröhrigen Strassentunnel mit Gegenverkehr und einer Fahrbahn pro Richtung. Er läge bis 50 Meter unter dem Grundwasserspiegel und wäre mit einer grossen Tunnelbohrmaschine mit einem Bohrdurchmesser von rund 13 Metern zu bauen. Wegen des hohen Grundwasserdrucks seien der maschinelle Vortrieb und der konventionelle Ausbruch der Notausgänge und Ausstellbuchten sehr anspruchsvoll, ist in der Studie zu lesen.Kosten werden auf 610 Mio. Franken geschätztEntsprechend teuer wäre der Tunnelbau. Bei einer Kostengenauigkeit von plus/minus 40 Prozent werden die Investitionskosten für eine Tunnelverbindung auf 610 Mio. Franken geschätzt. Hinzu kämen die Mehrwertsteuer und die Kosten für den Landerwerb. Die Bauzeit würde fünf bis sechs Jahre betragen.Auf Schweizer Seite bestünde laut der Studie genug Platz für einen kreuzungsfreien Autobahnanschluss. Die Zollanlage «kann ideal zwischen Anschlussknoten und Tunnelportal untergebracht werden». Die Zollanlage würde um etwa hundert Meter weiter nach Westen verschoben, damit die 800 Meter lange Tunnelrampe möglichst am Rand des Gewässerschutzbereichs liegt. Die landwirtschaftlich wertvollen Fruchtfolgeflächen würden «nur am Rand tangiert». Auf Vorarlberger Seite sei ein Autobahnanschluss grundsätzlich ebenfalls denkbar. Zu beheben wäre aber ein Konflikt mit dem Hochwasser-Rückhalteraum Altach. Das Tunnelportal und der Anschlussknoten müssten «weiter nach Nordwesten verschoben werden, sodass der offene Abschnitt nicht mehr zwischen Koblacherkanal und Emmebach liegt».Bereich für Verbindung ist längst definiertDer Bereich für eine mögliche Verbindung der beiden Autobahnen (welcher Art auch immer) ist im Rahmen der Netzwerkstrategie festgelegt worden. An dieser Strategie sind Diepoldsau, Hohenems, Altach, Mäder und Kriessern beteiligt. Für die Verbindung der Autobahnen ist denn auch ein Gebiet zwischen Diepoldsau und Kriessern bzw. Mäder vorgesehen. Ob trotz der (angesichts des hohen Grundwasserspiegels schwierigen) geologischen Verhältnisse ein Tunnel gebaut werden könnte, ist eine Frage, deren Beantwortung aus der Politik gefordert wurde. Die nun mit einer Machbarkeitsstudie geprüfte Tunnelverbindung ist eine Weiterentwicklung einer bisherigen Linienführungsvariante (genannt T4).Der Entscheid für diese Variante ergab sich aus der Überlegung, den Tunnel und die Grundwasserwanne möglichst in Strömungsrichtung des Grundwassers und am Rand des Hochwasser-Rückhalteraums anzuord-nen. Bald war klar, dass ein Tunnel mehrheitlich in den tiefer liegenden, weniger durchlässigen Seeablagerungen zu bauen wäre.Linienführung mit Fachstellen abgestimmtIn der Machbarkeitsstudie ist geklärt, ob ein Tunnel bautechnisch machbar wäre und wie es sich mit dem Grundwasser verhält. Hingegen waren andere wichtige Aspekte nicht Bestandteil der Studie. Weder verkehrstechnische noch städtebauliche oder umweltrechtliche Aspekte wurden einbezogen.Die horizontale und vertikale Linienführung der Tunnelverbindung wurde im Zuge der Projektentwicklung laufend mit den kantonalen Grundwasser-Fachstellen abgestimmt und optimiert, sodass die Linienführung bewilligungsfähig sein sollte.

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