Für die Fische im Rheindelta ist es wohl ein Jahrhundert-Bauwerk: Die am Donnerstag eingebaute Röhre im Vorstreckdamm des Rheins erlaubt ihnen die direkte Verbindung vom Fluss in den Bodensee und umgekehrt.Bislang mussten die Fische in der Harder Bucht die gut vier Kilometer in den See reichenden Dämme umschwimmen, um in den Rhein zu gelangen. Der 35,5 Meter lange, 2,7 Meter hohe und (in der Spannweite) 4 Meter breite Fischdurchlass erlaubt eine Abkürzung. Diese diene speziell den «schwimmschwächeren» Fischen, erklärt der österreichische Rheinbauleiter Mathias Speckle. Viele Seefische müssen in den Rhein und in andere Alpenflüsse, um zu laichen – der Austausch dient also der Fortpflanzung.An 300 Tagen
im Jahr geflutet
Profitieren werden seltene Fischarten wie Strömer und Groppen, aber auch Trüschen, Elritzen und Gründlinge. Diese Fische sollen den Durchlass im Hochwasserdamm an 300 Tagen im Jahr passieren können. Durch die gewählte Einbauhöhe soll das Durchschwimmen laut Speckle auch bei niedrigem Seewasserstand, wie es aktuell der Fall ist, möglich sein. Idealerweise herrscht auf der Seite des Bodensees und auf der des Rheins ungefähr der gleiche Wasserstand. Bei Hochwasser kann es zu einem Gefälle kommen, allenfalls muss hernach mit baulichen Massnahmen eingegriffen werden.Wie viele Fische den Austausch benützen werden, lässt sich noch nicht sagen. Man werde das Projekt wissenschaftlich begleiten und auswerten, heisst es bei der Rheinbauleitung. Bei einem Erfolg sind weitere Durchlässe geplant. Der Einbau des 20 Tonnen schweren Tunnelstücks ist eine Massnahme zur Verbesserung der ökologischen Vernetzung zwischen Bodensee und Alpenrhein. Im Rahmen der 2013 von der Internationalen Rheinregulierung eingeleiteten Aufwertung der Vorstreckung werden 200000 Kubikmeter Aushubmaterial eingebaut – Sand und Geröll aus Räumungsarbeiten. Neben etlichen Massnahmen zur Förderung der Tiere und Pflanzen im Rheindelta zählen die Verbesserungen des Lebens- und Reproduktionsraums der Fischfauna dazu, wie es heisst. Die Verbindung der Flachwasserzonen biete aus Sicht der Fischökologie ein grosses Potenzial und bedeute neben der Vernetzung Bodensee mit Alpenrhein lokal verbesserte Nahrungs-, Laich- und Jungfischhabitate.Die Sandinsel wird
vermessen und fotografiert
In der Harder Bucht machte zuletzt die Sandinsel Furore. «Es gibt sie noch», sagt Speckle. «Wir beobachten sie dauernd.» Will heissen, man hat die Insel rundum vermessen und fotografiert sie jeden Monat mit Drohnen. Auf der Seeseite habe eine starke Erosion stattgefunden. Die Ausmasse der fragilen Insel seien erst nach der Schneeschmelze im Juni erkennbar. «Wir sind gespannt.»