Die Vereinigten Staaten stehen im Ranking der Einwanderungsländer ganz weit oben. Sie gelten als Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Und wohl auch deshalb zieht «The American Dream» so viele Menschen über den grossen Teich: Im Jahr 2019 lebten über 50 Millionen Migranten aus aller Welt in den USA– mehr als in jedem anderen Land.
Dem Lockruf der USA ist auch der 26-jährige Dominik Traxler aus Rebstein gefolgt. Seit drei Monaten lebt er in Medina, Ohio, in der Nähe von Cleveland. Im Interview erzählt er von dicken Bäuchen, dem Ausharren im Hotelzimmer und von Kebabs.
Du lebst seit August in den USA. Wie hast du den Umzug erlebt?
Dominik Traxler: Die erste grosse Hürde war das Visum. Vom Antrag bis zur Visumszustellung dauerte es fünf Monate. Mein Arbeitgeber hat mich dankenswerterweise unterstützt. Der Umzug wurde von einem spezialisierten Unternehmen geplant und durchgeführt. Wegen der aktuell erschwerten Situation auf dem Weltmarkt kam es aber zu hohen Mehrkosten und längeren Lieferzeiten. Schliesslich wartete ich einen Monat auf meine Möbel und musste derweil im Hotel ausharren.
Deine Wohnung ist mittlerweile eingerichtet. Wie sieht dein Alltag aus?
Während der Woche ist es grundsätzlich ein ganz norma-ler Arbeitsalltag Die Abende verbringe ich mit Fitness und Schlagzeug spielen. Am Wochenende versuche ich, die Gegend zu erkunden und den einen oder anderen Trip in eine Stadt zu machen.
Weshalb wolltest du ins Ausland gehen?
Fernweh. Für mich kam ein Auslandsaufenthalt schon immer in Frage. In welcher Form und wie lange war mir anfangs nicht klar. Durch meinen Arbeitgeber SFS ergab sich für mich die Möglichkeit, für eine längere Zeit im Ausland als Produktionsleiter zu arbeiten. Somit kann ich Arbeit und Reisen ganz einfach verbinden.
Ist dir der Entscheid leicht gefallen?
Ich zögerte keine Sekunde. Eine solche Chance konnte ich mir nicht entgehen lassen.
Es gab also nichts, das dich zurückgehalten hätte?
Jede Entscheidung hat ihren Preis. Für meinen Auslandsaufenthalt musste ich meine Aktivitäten im Musikverein Rebstein und in der Guggenmusik Burgtätscher aufgeben. Ich bekam aber aus allen Kreisen Unterstützung und Verständnis, was meine Entscheidung gestärkt hatte. Mit meiner Familie und Freunden habe ich regelmässigen Kontakt und ich versuche, zweimal pro Jahr in die Schweiz zurückzukommen.
Wie lange wirst du weg sein?
Mein Arbeitsvertrag in den USA läuft drei Jahre. Danach möchte ich eine Auszeit nehmen und von Alaska nach Südamerika reisen. So sieht der Plan momentan aus. Aber wer weiss schon, was in drei Jahren sein wird.
Was gefällt dir am besten an Amerika?
Nach drei Monaten gefällt mir bis jetzt die offene und unkomplizierte Art der Amis am besten. Leider habe ich von der Landschaft noch zu wenig gesehen. Das will ich ändern.
Welche krassen Unterschiede sind dir im Schweiz-Ami-Vergleich aufgefallen?
Grösser gleich besser. Das gilt für Autos, Strassen, Lebensmittel und wohl auch für den Bauchumfang. Das Bildungssystem in den Vereinigten Staaten braucht unbedingt eine Revision. Ich bin schockiert, wie wenig Lehrstellen und Lehrbetriebe es in den USA gibt. Es läuft alles nach dem Motto «learning by doing».
Was vermisst du am meisten vom Rheintal?
Die Basics: «A guati Brotwurscht und a küahls Bier!» Sogar Kebab vermisse ich. Das gibt’s hier in der Region anscheinend nicht.
Wirst du dem Rheintal bald einen Besuch abstatten?
Ja, an Weihnachten werde ich wieder in der Schweiz sein, um die Zeit über Neujahr mit meiner Familie und Freunden zu geniessen. Die To-do-Liste ist klar: Ski fahren und Kebab essen.