«Die Leute sind coronamüde. Weihnachtliche Stimmung ist so kaum aufgekommen», sagt Jürg Bruhin, Inhaber des Spielwarengeschäfts Pezzoni AG in Widnau. Lange sei das Weihnachtsgeschäft schleppend gelaufen, ehe es kurz vor den Feiertagen doch noch höhere Besucherfrequenzen gab. Die Stammkunden hätten dem Geschäft die Treue gehalten. Es seien aber auch neue Gesichter zu sehen gewesen – unter anderem, weil es am neuen Standort eine grosse Babyabteilung gebe.Bruhin steht stellvertretend für viele Gewerbetreibende. Sie berichten von eher getrübter Stimmung; von Einkaufserlebnissen, die sich einfach nicht so anfühlen, wie das üblicherweise der Fall ist. «Die Stimmung war nicht so fröhlich und offen wie sonst, die Kundinnen und Kunden haben die Nase voll von der Maskenpflicht», sagt etwa Daniel Nessensohn, Geschäftsführer von Mode Weber im Rheinpark in St. Margrethen.«Wir sind glücklich, dass wir gut verkauft haben»Martina Frei vom Widnauer Modefachgeschäft Citymode hat das anders erlebt: «Die Stimmung bei uns war immer gut, auch am Verkaufssonntag im Dezember.» Dieser sei für Citymode ein Erfolg gewesen, doch Frei ist insgesamt zufrieden. «Vielleicht liegt es auch daran, dass in Österreich die Geschäfte geschlossen waren, aber unser Verkauf war besser als in anderen Jahren.» 2021 habe Citymode zudem «extrem viele» Gutscheine verkauft.Gutscheine waren auch bei Mode Weber ein Renner. Daneben stellt Daniel Nessensohn seit Corona fest, dass deutlich mehr Freizeit- als Businessmode verkauft werde. Kleidung sei aber immer gefragt, und das Geschäft sei vor Weihnachten keineswegs schlecht gelaufen. «Die Stimmung war vielleicht nicht wie sonst, aber wir sind glücklich, dass wir gut verkauft haben», sagt Nessensohn.Die Lust, Schönes zu schenken, ist weiter daSpürbar sei ausserdem, dass viele sich ein schönes Weihnachtsgeschenk leisten möchten – ob nun Kleidung oder eben ein Gutschein dafür. «Wir sind zurzeit positiv unterwegs. Hochwertige Kleidungsstücke werden immer noch sehr gern verschenkt», sagt Nessensohn. Ab sofort seien die Frühlingskollektionen erhältlich – gleichzeitig beginnt wie überall in der Modebranche die Rabattschlacht, um bisher nicht verkaufte Stücke noch absetzen zu können.Trotz Pandemie ein gemütliches Weihnachtsfest mit schönen Geschenken zu feiern, war den Rheintalerinnen und Rheintalern in diesem Jahr ein Bedürfnis. Das bestätigt exemplarisch Karin Jann, Inhaberin von Jann Tischkultur in Marbach, Fachgeschäft für Haushaltsgeräte und Tischdekorationen. «Ich habe gemerkt, dass es auch gern teurere Geschenke sein dürfen. Individualität ist sehr gefragt», sagt sie. Ihr Eindruck: Die Leute kaufen regionaler ein. «Es ist schön, gehen die Leute wieder lieber in die kleinen Läden.» Ihr Weihnachtsgeschäft sei sehr gut gelaufen, ebenso die beiden Tage der offenen Tür, die sie am zweiten Advent veranstaltete.Verkaufssonntage mit unterschiedlichem ErfolgTage der offenen Tür und Verkaufssonntage gehören in der Vorweihnachtszeit fest zum Programm – es gab solche in Altstätten, in Widnau, Heerbrugg und im Rheinpark. Im letztgenannten Einkaufszentrum waren es sogar zwei. «Der erste, direkt nach dem Black Friday, war ein schöner Erfolg», sagt Daniel Nessensohn. Der zweite sei dann etwas weniger gut gelaufen – hauptsächlich, weil es ein Sonntag mit Traumwetter war.Am gleichen Tag, dem 19. Dezember, waren die Geschäfte in Heerbrugg und Altstätten geöffnet. In Heerbrugg gab es Musik und Marktstände, die Stimmung war locker. Ruhig und verhalten sei es im Städtli gewesen, sagten da «Lädelerinnen» und «Lädeler». Auf ein grosses Rahmenprogramm verzichtete der Veranstalter bewusst.Da war die am 27. November durchgeführte, auch von der Interessengemeinschaft Altstätten (Igea) organisierte Adventsnacht stimmungsvoller. Judith Schmidheiny, die Inhaberin von Blueme Judith, sagt: «Das Geschäft vor dem ersten Advent hat für uns eine grössere Bedeutung als das klassische Weihnachtsgeschäft. Wir sind mit diesem sehr zufrieden und hatten eine sehr gute Stimmung.» Corona sei spürbar gewesen, besonders im Kundenverhalten, sei aber nicht der einzige Grund dafür, dass sich Wünsche verändern. «Da hilft es, alte Pfade zu verlassen, flexibel zu sein und anders auf die Kundschaft einzugehen.» Es gelte für sie dasselbe wie für alle Händlerinnen und Händler: Am Ball bleiben.