Vor knapp einem Monat schloss Heimleiter Markus Bertschi das Alters- und Pflegeheim Hof Haslach in Au. Danach verschärften auch die anderen Alters- und Pflegeheime der Region ihre Massnahmen gegen die Coronapandemie. Dies hat teils einschneidende Auswirkungen auf die Bewohnerinnen und Bewohner. Seither dürfen sie keine Besucher mehr empfangen, auch Spaziergänge sind stark eingeschränkt. Ausserdem gelten die vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) erstellten Verhaltensregeln wie Abstandhalten auch in den Heimen.Trotz spezieller Umstände und gesellschaftlicher Abschottung scheinen die meisten Bewohnerinnen und Bewohner mit der Situation aber gut zurechtzukommen.Mehr Kontakt unter den BewohnernDass das Alters- und Pflegeheim Rheinauen in Diepoldsau geschlossen ist, macht Pia Benz nicht viel aus: «Ich lese, stricke, jasse, mache bei der Aktivierung mit, schreibe Karten oder löse Kreuzworträtsel.» Die Besuche vermisse sie schon, aber glücklicherweise durchlaufe ihre Enkelin hier die Ausbildung als Fachperson Gesundheit. So habe sie fast täglich Kontakt zu einem Familienmitglied.Auch Willi Mäder kann ertragen, dass das Heim geschlossen ist: «Ich kann mich sehr gut beschäftigen.» Zusammen mit der Fachfrau Aktivierung organisiert er für die Mitbewoh-ner Filmnachmittage und übernimmt das «Fit mit Bewegung». «Die jetzige Situation fördert den Kontakt unter den Bewohnern», sagt Mäder. Er vermisse die Ausfahrten mit dem Seniorenmobil, dafür gehen seine Frau und er jetzt häufiger zum Nachmittagskaffee in den Speisesaal. Dort trifft man sich, spricht miteinander und jasst.«Es ist nicht schlimm», sagt Anna Zünd, «man muss sich halt dreinschicken.» Täglich geniesse sie die Sonne auf ihrem Balkon. Die Besuche der Angehörigen, Verwandten und Bekannten fehlen ihr, dafür telefoniere sie jetzt mehr mit ihnen.Olga Zbinden, Bewohnerin des Alters- und Pflegeheims Hof Haslach, Au, empfindet die spezielle Zeit nicht als schlimm: «Mir geht es gut. Ich kann stricken, lesen und spazieren.» Sie findet es schade, dass sie ihren gewohnten Spaziergang nicht tätigen kann. Umso erfreulicher sei es, dass die Cafeteria für Bewohner wieder geöffnet sei.«Es ist mühsam, aber nötig», sagt Paul Knobelspiess, «im Haus machen sie es sehr gut.» Doch die Tage seien lang. Bei schönem Wetter gehe es. «Während der Woche, als wir im Zimmer isoliert waren, kamen ein wenig Gefühle von ‹Gefangensein› auf», sagt der Bewohner. Man sei gezwungen, in sich zu gehen und sich vertieft zur Lebenssituation Gedanken zu machen.«In 94 Jahren noch nie erlebt»Ruth Tobler vom Senioren- und Spitexzentrum Verahus in Balgach gewinnt der Situation etwas Positives ab: «Ich finde, trotz Isolation rücken wir näher zusammen. Wir reden mehr miteinander und gehen auf einander zu.» Einige sähen nur Nachteile: keine Besuche, keine Veranstaltungen und keine Ausflüge. Dafür öffneten sich Bewohnerinnen und Bewohner für neue Techniken, um beispielsweise über Skype oder Whatsapp mit ihren Liebsten in Kontakt zu bleiben.«Eine solche Situation habe ich in meinen 94 Jahren noch nie erlebt», sagt Blanka Kobler vom Haus Viva in Altstätten. Sie fühle sich eingesperrt und vermisse es, an Familienfesten teilzunehmen. Trotz Sorgen und Ängsten hofft Blanka Kobler, dass die Pandemie bald endet.Bis es soweit ist, freut sie sich über Blumen, Briefe und ande-re Überraschungen von ihren Liebsten sowie über das nette Personal, das trotz vieler Herausforderungen einen tollen Job mache.Rosemarie Zimmermann verfolgt die Coronapandemie vor allem in den Medien. «Die Massnahmen sind nötig, dennoch fühle ich mich sehr eingeengt. Es gibt zu viele Verbote und keine Besuche.» Sie hoffe, dass es genug Medikamente gibt und dass sich die Pandemie nicht weiter verbreitet.«Die Massnahmen sind gut», sagt Malu Schweizer, «es wird geschaut, dass wir geschützt sind.» Trotzdem fühle man sich eingeengt und befürchte, dass sich nicht alle an die Massnahmen halten. «Ich bin froh, dass ich in die Strickgruppe kann», sagt Malu Schweizer, «und hoffe, dass wir alles gut überstehen.»