Die Delegierten des Zweckverbands Rheintaler Binnenkanal haben das Hochwasserschutzprojekt an ihrer ordentlichen Versammlung zur Auflage freigegeben. Ein Grossteil der Eingaben aus dem Mitwirkungsverfahren habe im Projekt berücksichtigt werden können, heisst es in einer Medienmitteilung vom Donnerstag. Durch die Anpassungen sind die Projektkosten allerdings um 6 Millionen auf rund 50 Millionen Franken gestiegen.
Der Zweckverband Rheintaler Binnenkanal blickt auf ein intensives Jahr zurück. Im Zentrum stand die Weiterentwicklung des Hochwasserschutzprojekts. Herzstück ist das Drosselbauwerk bei den Drei Brücken. Hier soll im Überlastfall Wasser aus dem Kanal ausgeleitet werden.
An verschiedenen Informationsveranstaltungen sowie Modellbesuchen in Obernach wurde das Projekt präsentiert, die Funktion wurden aufgezeigt und mit Interessierten diskutiert. Im Mitwirkungsverfahren war die Bevölkerung eingeladen, Optimierungsvorschläge einzureichen. Ein Grossteil der Anpassungsvorschläge konnte berücksichtigt und in das Projekt integriert werden.
Im Besonderen wird nun, damit die Böötler das Drosselbauwerk leichter passieren können, der Hebemechanismus der Wehrklappen angepasst. Die Durchfahrtshöhe kann so auf etwa zwei Meter erhöht werden. Zudem wird auf der rechten Uferseite das Bankett so ausgebildet, dass bei Niedrigwasser die Boote verlassen werden können, die dann von Hand durch das Bauwerk gezogen weden können. Bei der Rietaach wird zusätzlich ein Schwemmholzrechen installiert. Dies, um das mitgeführte Holz bereits im Nebengewässer zurückzuhalten. Diese beiden Massnahmen machen es nicht mehr nötig,
Damit wird man die Boote nicht auswassern, um das Bauwerk herumtragen und danach wieder einwassern müssen, wie es mit dem ursprünglichen Projekt nötig geworden wäre.
Damit erfülle der Verwaltungsrat einen während der Mitwirkung vielfach genannten Wunsch aus der Bevölkerung. An schönen Sommertagen befahren bis zu 50 Schlauchboote den Rheintaler Binnenkanal.
Landwirtschaft profitiert von Anpassungen
Nicht nur die Böötler, auch die Landwirtschaft profitiere von den Anpassungen, hält der Zweckverband in seiner Medienmitteilung fest. Damit die Felder ohne Einschränkung bewirtschaftet werden können, werden dort, wo möglich, die Strassen als Begrenzung des Rückhalteraums und der Notentlastungvorgesehen. Bei den Damm- und Böschungsanpassungen wird das Gelände mit einer Neigung von maximal fünf Prozent zum Bestand angepasst. Die Abflachungen erleichtern den Landwirten die Bewirtschaftung dieser Flächen.
Weiter profitieren die Grundeigentümer von einer höheren Abgeltung beim Landerwerb, da der Kanton diese Abgeltung vereinheitlicht hat.
6 Millionen Franken teurer
Die aus dem Mitwirkungsverfahren abgeleiteten Massnahmen verursachen Mehrkosten in der Höhe von knapp 6 Millionen Franken, wovon der grösste Teil auf die Damm- und Strassenanpassungen fällt. Somit belaufen sich die angenommenen Projektkosten neu auf rund 50 Millionen Franken. 75 Prozent der Kosten sollen durch Beiträge von Bund, Kanton und Dritten gedeckt werden. Die Restkosten von etwa 11 Millionen Franken trägt der Zweckverband. Aktuell befindet sich das Projekt bei Bund und Kanton in der Vernehmlassung. Ab dem 7. Juni wird es während 30 Tagen öffentlich aufgelegt. Im Idealfall kann mit den Bauarbeiten in zwei Jahren begonnen werden. Die Bauzeit beträgt rund drei Jahre.
Hochwasser, Biber und Lettenabtrag
Wie rasch Hochwasserereignisse eintreten, zeigte sich letzten Sommer. Nach einer langanhaltenden Trockenperiode kam es am 19. August zu einem Hochwasserereignis mit kleineren Ausuferungen. Dank den bereits fertiggestellten Hochwasserschutzmassnahmen in Rüthi wurden im Gebiet Neue Welt grössere Schäden verhindert. Unter Wasser stand hingegen das Maislabyrinth. Dieses wurde durch den Mittleren Seegraben überflutet.
Zur Hochwasservorsorge gehört der laufende Unterhalt des Rheintaler Binnenkanals. Um die Abflusskapazität zu erhalten, wird regelmässig der aufgelandete Letten abgetragen. In den kommenden drei Jahren werden weitere Etappen umgesetzt.
Am Binnenkanal wohl fühlt sich der Biber. Mit seinen Bauwerken staut er Wasser zurück und schafft neue Lebensräume. Im vergangenen Jahr wurden vom Biber neun Bäume angenagt und stellten folglich ein Sicherheitsrisiko dar. Deshalb mussten sie umgehend gefällt werden. In Gebieten, wo sich der Biber aufhält, werden Bäume mit einem Biberschutz eingepackt. Die Kosten für diese Massnahmen sind stark gestiegen und betrugen letztes Jahr 15'000 Franken.
Weiter mussten am Binnenkanal und am Zapfenbach im vergangenen über 50 kranke und beschädigte Alleebäume gefällt werden. Als Ersatz wurden über 60 regionale Bäume sowie über 500 Meter Hecken angepflanzt.
Langjähriges Vorstandsmitglied verabschiedet
Zu einem personellen Wechsel kommt es im Verwaltungsrat des Zweckverbands Rheintaler Binnenkanal. Nach gut 23 Jahren Vorstandstätigkeit wurde die Widnauer Gemeindepräsidentin Christa Köppel verabschiedet. Verwaltungsratspräsident Roland Wälter würdigte ihre Verdienste und bedankte sich für den grossen Einsatz zu Gunsten des Rheintaler Binnenkanals. An ihre Stelle wurde der neue Widnauer Gemeindepräsident Bruno Seelos gewählt.