21.10.2020

Trotz Corona feiern – in der Beiz

Die Masken bereiten den Gastronomen keine Sorgen, die Umsatzentwicklung hingegen schon.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Dass der Bundesrat die Bestimmungen verschärft hat, ruft zwar keine oder kaum Kritik hervor. Wirtsleute finden sich aber in einer verschärften Lage wieder. So klingt eine Feststellung des Balger Rössli-Wirts Fritz Tatzl wie ein Hilferuf: Kaum seien die neuen Bestimmungen bekannt gewesen, sei eine Reservierung nach der andern aufgehoben worden.Gerade jetzt begänne  umsatzstärkste ZeitEine Gruppe, bestehend aus 26 Gästen, die für Freitag reserviert hatte, sagte ab. Auch eine Fünfer- und eine Zehnergruppe stornierten ihre Reservation. Das sei zu akzeptieren, sagt Fritz Tatzl, «klar», geholfen sei ihm damit aber nicht.   Berufskollegen geht es gleich. Wie in der Dienstag-Ausgabe dieser Zeitung zu lesen war, lief ein Chat mit erfahrenen Gastronomen heiss. «Ein Bankett nach dem anderen mit mehr als 15 Personen wird abgesagt, Geburtstagsfeste, Klassentreffen, Vereinsanlässe», las Maria Mulas, «Traube»-Wirtin in Rebstein, vor. Es sei «fast wie ein zweiter Lockdown».Der Zeitpunkt für neue Massnahmen ist denkbar schlecht. Denn ausgerechnet jetzt begänne unter normalen Umständen für viele Speiserestaurants die umsatzstärkste Zeit. Diese dauert im «Rössli» von Mitte Oktober bis ungefähr Mitte Januar.Dabei ist die Auslastung ohnehin schon sehr viel tiefer als in der coronafreien Zeit. Das stellt auch Fredi Koller vom Altstätter «Grüntal» fest. Vor allem mittags sei es schon seit ungefähr drei Wochen ziemlich ruhig, was den Wirt erstaunt. Und für die nächste Zeit besteht noch weniger ein Grund, rosig zu sehen: Das Arbeiten zu Hause ist wieder bedeutsamer, und Kunden- oder Geschäftsessen finden eher noch seltener statt.Verluste wenigstens  teilweise ausgleichenAuch Fredi Koller bleibt nicht von Absagen verschont. Eine aus 30 Gästen bestehende Gruppe, die für einen geselligen Abend reserviert hatte, verzichtet nun auf die Zusammenkunft. Ihm sei aber signalisiert worden, dass allenfalls Gutscheine verteilt würden, sagt Koller. Die Idee: statt als Teil einer grösseren Gesellschaft zu speisen, sollen die Teilnehmenden die Möglichkeit haben, alleine, zu zweit oder in einer kleineren Gruppe im Restaurant einzukehren.Aus der Sicht des Wirts ist das natürlich eine gute Lösung. Schon die Idee freut ihn sehr, denn falls auch nur ein Teil der Firmen, Vereine, Verbände oder Gemeinden das mit der Streichung von Gruppenanlässen gesparte Geld für Gutscheine verwendet, hilft das, die Verluste wenigstens ein Stück weit auszugleichen.Auch als Grossfamilie  zusammen feiernFritz Tatzl hatte sich am Dienstag kaum an die Redaktion gewandt, als schon ein möglicher weiterer Schritt als nächste Hiobsbotschaft in den Medien zu finden war – ein so genannter Mini-Lockdown, also eine auf kurze Zeit befristete Schliessung von Läden, Restaurants, Bars, mit der versucht würde, das Virus unter Kontrolle zu bringen.Lieber sind Wirtsleuten Ideen wie diese, von der im Zürcher «Tagesanzeiger» zu lesen war: Gastronomen haben vor, den Leuten anzubieten, «in einem sicheren Rahmen Familien- und Weihnachtsfeste zu feiern», was ja bei mehr als 15 Personen zu Hause nicht mehr möglich ist. Halte man sich strikt an die Schutzmassnahmen, sei das Ansteckungsrisiko im Restaurant nachweislich sehr gering, wird ausgeführt. Gemeint ist: Konsumation im Sitzen, Einhaltung der Abstände und Hygieneregeln. Ein Schutzkonzept biete den Gästen die nötige Sicherheit, die es bei privaten Anlässen so in der Regel nicht gebe.Im Restaurant funktioniert es laut «Tagesanzeiger» auf diese Weise: «Die im gleichen Haushalt lebenden Personen sitzen jeweils nebeneinander und werden mit einem Abstand von 1,5 Metern zu anderen Verwandten platziert. Anders gesagt: Die Familie von Onkel Ruedi, Tante Ursula, Gotte Vreni und deren Kinder können so gemeinsam feiern.» Trotz Corona.

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