Die Abwässer von rund 13 000 Einwohnerinnen und Einwohnern der Stadt sowie der Dörfer, Weiler und Höfe vom Oberrieter Hard über den Stossberg und Kornberg bis zum Oberegger Kapf werden in der Abwasserreinigungsanlage (ARA) Altstätten gereinigt. Hinzu kommen noch Abwässer von Gewerbe und Industrie. An die zwei Millionen Kubikmeter Abwasser (also zwei Milliarden Liter) laufen hier jedes Jahr durch.Saniert wird liegend und kniendZur Kläranlage hin reduziert sich das fein verzweigte Abwasserleitungsnetz auf noch zwei Zuläufe, die unter dem Südring hindurch verlegt sind. Die letzten paar Dutzend Meter dieser beiden Zuläufe werden momentan saniert. Spezialisten sind zurzeit daran, die Oberflächen der Kanäle mit extremem Hochdruck zu reinigen und zur Vorbereitung der weiteren Arbeiten aufzurauen. Wegen der geringen Höhen müssen sie dies im niedrigeren Kanal liegend tun; im anderen können sie wenigstens bei der Arbeit knien.Trotz Sanierung der Zuläufe in Betrieb wie sonst auchDer Zulaufkanal vor dem Rechenhaus ist wegen dieser Arbeiten zurzeit trocken. Das Abwasser gelangt trotzdem in die Kläranlage – nämlich über den unterirdischen Entlastungskanal, über den sonst im Hochwasserfall das Abwasser am regulären Zulauf vorbei ins Regenbecken geleitet wird. Von dort wird das Abwasser mit der Entleerungspumpe und einer zusätzlichen, für die Zeit der Sanierung provisorisch installierten Pumpe wieder vor die Kläranlage gepumpt. «Die Anlage funktioniert also fast genauso wie sonst», hält der Leiter der ARA Altstätten, Martin Niedermann, fest. Ein zusätzliches Sieb für FeuchttüechliDie Zeit für die Sanierung der Zuflüsse wird auch genutzt, um im Zulauf- und Entlastungsbauwerk vor dem Rechenhaus eine Siebanlage einzubauen. Im Rechenhaus wird als erster Reinigungsschritt dem Abwasser grobes Material entnommen. Die zusätzliche Siebanlage im Zulaufkanal wird dieselbe Aufgabe haben: Sie kommt zum Einsatz, wenn bei Starkregen verdünntes Abwasser auf diesem Weg ins Regenbecken entlastet.Nötig geworden ist dieser Ausbau, weil das Abwasser immer mehr Feststoffe enthält, die da eigentlich gar nicht hineingehören: «Feuchttücher, Binden … und der neueste Hit sind Hygienemasken», zählt Martin Niedermann auf. Problematisch ist das Zeugs, weil deswegen regelmässig Pumpen verstopfen, die dann manuell davon befreit werden müssen.Mit Feuchttüchern beschlagenes Rührwerk im Regenklärbecken der Abwasserreinigungsanlage Altstätten.«Feuchttücher und Binden gehören in den Abfall und nicht in die Toilette», erinnert Niedermann deshalb. Genauso wie man auch Hygienemasken in den Abfall wirft. Dass trotzdem Hygienemasken die Pumpen der Kläranlage verstopfen, liegt weniger an der Gedankenlosigkeit der Leute, ist der ARA-Leiter überzeugt, sondern mehr an deren Unaufmerksamkeit. Dazu muss man wissen: In Altstätten wird das Abwasser im Mischsystem der Kläranla-ge zugeführt. Also Haushaltsabwässer vermischt mit Strassenabwässern. Hygienemasken, die in der ARA landen, dürften daher praktisch alle solche sein, die man auf der Strasse verloren hat, während man etwas anderes aus der Tasche gezogen hat, und die dann in die Strassenentwässerung gespült wurden … Über eine Aufhebung der Maskenpflicht würde sich jedermann freuen. In der Kläranlage freute man sich aber noch ein wenig mehr.