13.05.2020

Trostloser Abschluss naht

Die Maturanden der Kantonsschule Heerbrugg bereiten sich auf einen speziellen Endspurt vor. Mit drei von ihnen haben wir gesprochen.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Keine mündlichen Prüfungen und keine Abschlussanlässe. Das Bedauern darüber ist gross bei den Schülern. Ebenfalls bemängeln sie, dass es den Kantonen nicht gelang, eine einheitliche Entscheidung über die Durchführung der Prüfungen zu treffen. Drei Maturanden nehmen Stellung. Was halten Sie von der Absage der mündlichen Matura? Anja Zindel: Wenn ich ehrlich bin, kann ich die Entscheidung nicht ganz nachvollziehen. Ich hätte eher erwartet, mündliche Prüfungen fänden via Microsoft Teams, Skype oder Zoom statt und die schriftlichen werden gestrichen.           Anja Zindel, Au (18)Elias Schmid: Ich hätte die mündliche Prüfung bevorzugt. Zum Glück ist die Ungewissheit vorbei, ob und in welchem Rahmen die Prüfungen stattfinden. Ich sehe es nun positiv, da mir mehr Zeit bleibt, mich umfassender auf die schriftlichen Prüfungen vorbereiten zu können.Jana Bosshart: Auch ich hätte lieber die mündliche Prüfung abgelegt, weil es mir auf diese Art leichter fällt, gute Noten zu erzielen. Meiner Meinung nach ist es unlogisch, ausgerechnet die schriftlichen Prüfungen stattfinden zu lassen. Wenn die Sicherheitsvorkehrungen eingehalten werden können, sollte es auch bei den Mündlichen möglich sein. Dort sind nur der Experte, die Lehrperson und der Schüler anwesend.Welchen Einfluss hat der Online-Unterricht auf die Matura-Vorbereitung?Anja Zindel: Beim Online-Unterricht ist die Qualität stark vom Fach und von der Lehrperson abhängig. Einige Lehrpersonen bereiten uns sehr gut auf die Matura vor, während es anderen leider trotz Bemühungen nicht immer gelingt, auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler einzugehen. Elias Schmid: Die Kommunikation, die Disziplin und das Lernen sind nicht im selben Mass effizient über Online-Unterricht. In der Klasse könnte ich besser arbeiten. Ich verbringe den ganzen Tag zu Hause in meinem Zimmer vor dem PC. Am Abend gönne ich mir den Luxus, in meinem selbst gebauten «Fitness-Studio» meine Muskeln zu lockern.         Elias Schmid, Rheineck (17)Jana Bosshart: Ein grosser Vorteil ist die Zeitersparnis. Weil das Pendeln wegfällt, kann ich morgens später aufstehen und bin am Nachmittag früher fertig. Doch ich vermisse den täglichen Kontakt zu den Freunden. Online-Unterricht empfinde ich als weniger lehrreich. Nicht, weil die Lehrer sich keine Mühe geben würden, sondern weil es schwierig ist, Fragen zu stellen, ohne andern ins Wort zu fallen. Welches ist die grösste Herausforderung in den Tagen bis zu den Prüfungen? Anja Zindel: Die verbleibende Zeit gut einzuteilen und die nötige Motivation aufzubringen. Doch dies sind wohl die üblichen Herausforderungen, die alle Abschlussklassen meistern müssen, Corona hin oder her.Elias Schmid: Möglichst diszipliniert zu lernen wird schwierig. Jana Bosshart: Wenn bei allen die Produktivität sinkt, ist es nicht einfach, selbst am Ball zu bleiben. Zudem ist es langweilig, beim Lernen im selben Raum zu sitzen, in dem man seit zwei Monaten «Schule» hat.Viele Abschlussanlässe wie der Kantistreich fallen aus. Wie fühlt sich das an? Anja Zindel: Das Ende unserer Schulzeit ist leider sehr trostlos. Die Anlässe wären schön gewesen und die meisten von uns haben sich schon seit Jahren darauf gefreut. Ich denke jedoch, so ist es am Vernünftigsten.Elias Schmid: Ich finde es sehr schade. Wir haben vier Jahre durchgearbeitet, waren an den guten sowie an den stressigen Tagen dabei. Nun verpassen wir das, worauf man sich bereits zu Beginn der Kanti freut. Auf die Zeit, wenn man zu den «Grossen» gehört und natürlich auf den Kantistreich, die Mottowoche und nicht zu vergessen die Maturafeier.Jana Bosshart: Ohne diese Anlässe ist der Abschluss kein Abschluss. Es wäre die Zeit, in der man mit Schulkameraden letzte Kanti-Erinnerungen sammelt. Solche Momente sind verloren.         Jana Bosshart, Altenrhein (19)Wie sehen Ihre Pläne nach der Matura aus?Anja Zindel: Ich werde im Herbst  mein Studium an der Universität St. Gallen beginnen, da ich Betriebswirtschaft (BWL) studieren möchte.Elias Schmid: Ich habe mich an der ETH Zürich für die Interdisziplinäre Richtung von Chemie-Physik eingeschrieben.Jana Bosshart: Ich bin ebenfalls an der HSG St. Gallen angemeldet, um BWL zu studieren. Hoffentlich können wir dort die spezielle Startwoche miterleben. Es genügt, wenn unser Abgang an der Kanti sehr untypisch sein wird.

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