Die Ausstellung «Après-Lift» im Alpinen Museum in Bern zeigt anhand von sechs Beispielen die diversen Gründe für das Skiliftsterben. Natürlich darf da das Schicksal des Skilifts Breitenebnet in Trogen nicht fehlen. «Schnell denkt man an den Klimawandel und den damit verbundenen Schneemangel, aber die wesentlichen Gründe sind meist struktureller Art», hat Beat Hächler, Direktor des Alpinen Museums, herausgefunden.
Die Sicherheitsvorschriften seien seit dem Skiliftboom in den 70er-Jahren massiv verschärft worden, Konzessionen liefen aus. Nun müssten Investitionen getätigt werden, welche diese kleinen Liftbetreiber an den Rand bringen. Wenn es dann keine Möglichkeit gibt, grösser und rentabler zu werden oder sich einem massentouristischen Betrieb anzuschliessen, dann gibt’s Geldprobleme. «Der Schneemangel verschärfte nur noch die Situation», ergänzt Beat Hächler.
Engagierte Pioniere sind frustriert
Der Museumsleiter hat mit vielen ehemaligen Skiliftbetreibern gesprochen. Mit viel Herzblut seien hier Tausende ehrenamtliche Stunden geleistet worden, sei’s in Technik, Wartung und Betrieb, und sie kamen doch auf keinen grünen Zweig. Das habe die Leute frustriert. Ein ehemaliger Liftbetreiber erzählt.
So viel Engagement. Die öffentliche Hand wollte sich nie beteiligen und jetzt stehen wir vor dem Aus.
Was sich bei allen Projekten, auch in Trogen, durchzieht, ist das Phänomen, dass es Skipioniere, engagierte Tüftler, oft Familienväter waren, die einen Skilift irgendwoher aufgetrieben, aufgestellt und in Betrieb genommen haben, für den Skiklub, für die Dorfgemeinschaft. Schon der Bau war ein soziales Ereignis, der Betrieb erst recht.
In diversen Interviews zeigt sich auch in Trogen deutlich, wie diese Anlage in der Bevölkerung des Dorfes verankert war. Nicht nur eine günstige Skisportgelegenheit ohne lange Anfahrtswege, sondern grosse soziale Werte gingen verloren. Die jungen Trognerinnen Jula Flury und Paulina Flückiger sind in der Ausstellung mit ihren persönlichen Erinnerungen zu hören. «Einfach immer uuh mega luschtig!», begeistern
sie sich. «Man musste nie abmachen, es waren eh alle dort.» Sie sagen: «Der Schuss der letzten Abfahrt reichte bis vor die Haustüre.»
Grosse Leidenschaft
Das Alpine Museum will dieses Phänomen festhalten. «Wir haben einen Überblick geschaffen und die verschiedenen Gründe für das Sterben der kleinen örtlichen Lifte dokumentieren.» Wehmütig, aber nicht anklagend will die Ausstellung jenen die Referenz erweisen, die ganzen Generationen einen Ort für ihre skifahrerischen Wurzeln mit vielen Geschichten und Emotionen ermöglicht haben. «Ich spürte bei diesen Pionieren viel Leidenschaft und grosse Dankbarkeit, dass sich überhaupt jemand dafür interessiert. Das gab mir zu denken, warum fehlt hier die Unterstützung?», fragt sich Beat Hächler und fügt an:
Soziales Engagement wird doch sonst so hochgelobt.
Es ist ein kleiner Raum, der im Museum am Helvetiaplatz in Bern bespielt wird, aber er ist voll von roten Bügeln, Hinweisschildern, sogar einem Rettungsschlitten. Die Trogner Künstlerin Karin Bucher hat die Verbindung hergestellt und eigenhändig Material, welches aus dem Skilifthüsli in Trogen geräumt werden musste, nach Bern transportiert. Auch sie schwärmt: «Nie vergesse ich das gemeinsame Nachtskifahren auf der gar nicht mal so kleinen Piste. Hier traf man/frau sich zu Sport und Spass und zum Après-Ski im Restaurant Sand.»